
© Stephan Teine
Mit Video: Über das Gerüst an der St.-Jakobus-Kirche über 14 Etagen hinauf bis zum Dach
Sanierung der Kirche
14 Etagen sind es bis zum luftigsten Arbeitsplatz in Oeding. Gerüstbauer Matthias Pohl freut sich über die Baustelle an der Oedinger Kirche. Den Ausblick genießt er aber nur selten.
Der Turm der St.-Jakobus-Kirche ist seit Anfang der Woche komplett verkleidet. Das Gerüst für die Sanierung reicht bis zur Dachkante des Turms. 14 Etagen hoch.
Außen am Gerüst führen schmale Treppen in die Höhe. Matthias Pohl, Geschäftsführer des Gerüstbauunternehmens Pohl und Söhne aus Bottrop, läuft an diesem Freitag zügig die 140 Stufen hoch.
Aus Sicht des Gerüstbauers sind die beiden Einzelgerüste – das schon wieder abgebaute am Kirchenschiff und das jetzige Gerüst am Turm – gar nicht so unterschiedlich. „Bei beiden Gerüsten haben wir ungefähr 1000 Quadratmeter Gerüstfläche aufgebaut“, erklärt Matthias Pohl, während er ganz gemütlich die steile Stiege an der Außenseite des Gerüsts emporsteigt.
Auch bei diesem Gerüst war die eigentliche Schwierigkeit, die Lasten richtig zu verteilen. So kann beispielsweise das Gerüst natürlich nicht auf dem Dach der Kirche abgestützt werden. Das würde der Dachstuhl des Gotteshauses nicht aushalten. Doch dafür gibt es ja die zig verschiedenen Stahlrohre, Traversen und Anker und Verschraubungen: Auf zwei Etagen des Gerüsts führen unzählige Versteifungen rund um den Kirchturm.
Zwei Stahlkränze fangen das Gewicht auf
„Das sind sogenannte Kränze“, sagt Matthias Pohl und deutet auf ein Gewirr aus Stangen, das sich zwischen zwei Etagen verzweigt. Handwerker sind dort gerade dabei, die Fugen freizuschneiden. Sie können sich nur gebeugt und krabbelnd bewegen. Kein angenehmer Arbeitsplatz, doch nur so ist der Gerüstaufbau möglich: „Durch die Kränze fangen wir das Gewicht des Gerüsts weiter oben am Turm auf und leiten es zu einer Seite“, erklärt Matthias Pohl.
Gerüst an der St.-Jakobus-Kirche streckt sich fast 30 Meter in die Höhe
Dann deutet er auf mehrere Stahlrohre, die senkrecht nach unten führen. Gleich mehrere sind nebeneinander verschraubt und führen so die Last in Richtung Erdboden. Sorgen um die Standfestigkeit macht er sich nicht. „Das alles hat ja ein Statiker ganz genau berechnet“, sagt er und wippt ein paar Mal in der Hüfte, um sein Argument noch einmal zu untermauern.
Aussicht aus fast 30 Metern Höhe
Es geht weiter nach oben. 14 Ebenen hat das Gerüst aktuell. Es reicht genau bis zur Traufkante des Turmdachs. Dort oben in fast 30 Metern Höhe hat dann selbst Matthias Pohl für einen Moment keinen Blick für das Gerüst: „Was für eine Aussicht“, freut er sich an diesem sonnigen Freitagmorgen. „So eine Höhe haben wir auch nicht jeden Tag.“ Er selbst sitze ja mittlerweile meist nur noch im Büro. Umso schöner seien für ihn dann die Gelegenheiten, selbst einmal wieder ganz nach oben zu steigen.
Auch seine Mitarbeiter hätten ihm von der Baustelle vorgeschwärmt. „Das hier oben ist natürlich schon etwas anderes als unsere normalen Aufträge“, sagt er. Besonders, als die Gerüstplane noch nicht hing. „Da steht man hier bei der Arbeit ja komplett im Wind.
Nach einem Moment auf der obersten Ebene reißt er sich dann aber doch von der Aussicht los. Die nächsten Projekte warten. Über die schmalen Treppen geht es wieder nach unten.
Gerüst am Kirchturm wird rund acht Wochen stehen
Matthias Pohl rechnet damit, dass das Gerüst am Turm noch rund acht Wochen stehen wird. „Die Handwerker haben ja schon ein Wahnsinnstempo vorgelegt“, sagt er und deutet auf die Schutthaufen, die sich in den verschiedenen Etagen des Gerüsts bereits angesammelt haben.
Die Sanierung der Außenhülle der St.-Jakobus-Kirche läuft seit Frühsommer 2019. Bistum und Kirchengemeinde investieren dort gerade rund 540.000 Euro. Sind die Arbeiten abgeschlossen, sollen der Umbau des Kirchenraums und der Neubau eines Gemeindezentrums beginnen. Vorher muss jedoch der Bewilligungsausschuss im Bistum über die Pläne entscheiden. Der Gemeinde wurden die Planungen im vergangenen Dezember vorgestellt.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
