
© Markus Gehring
Fünf Windenergieanlagen in Südlohn: Anträge sollen schon bald gestellt werden
Umweltausschuss
Zwei Windenergie-Projekte wurden im Umweltausschuss vorgestellt. Der Verwaltung ging es vor allem um Transparenz. Beschlüsse mussten dennoch gefasst werden. In einem Fall sogar unerwartet.
Das Thema Windenergie wird auch in Südlohn forciert. Im März 2020 hatte der Gemeinderat beschlossen, der Windenergie substanziell mehr Raum zu geben. Jüngst sind zwei Anlagen im Eschlohn durch den Kreis Borken genehmigt worden, nun wurden dem Ausschuss für Umwelt, Verkehr, Sicherheit und Ordnung die Pläne weiterer zwei Investoren vorgestellt.
Insgesamt sechs moderne Anlagen sollen entstehen, davon fünf auf Gemeindegebiet. Während die Planungen grundsätzlich zur Kenntnis genommen wurden, musste jeweils im Falle sogenannter Rotorüberstreichungen über Wirtschaftswegen ein Beschluss gefasst werden.
Einwohner aus Oeding und Weseke hatten in einem Fall gegenüber der Redaktion bereits Bedenken gegen die Planungen angemeldet – unter anderem, weil ein Landschaftsschutzgebiet betroffen sei (wir berichteten).
246 Meter Gesamt- und 164 Meter Nabenhöhe, 5700 Kilowatt Leistung: Die nackten Zahlen verdeutlichen die Ausmaße der drei Anlagen, die die Stadtwerke Münster im Osten Südlohns planen – in der Nähe der zwei Anlagen, die jüngst genehmigt worden waren. Das Problem: Diese drei Anlagen liegen innerhalb des im Landschaftsplan Südlohn festgelegten Landschaftsschutzgebiets „Lohner Heide/Brink“.
Drei Anlagen liegen in Landschaftsschutzgebiet
Somit muss die zuständige Behörde, der Fachbereich Natur und Umwelt des Kreises Borken, eine Befreiung vom grundsätzlichen Bauverbot in Landschaftsschutzgebieten erteilen. „Das ist eine Abwägungsentscheidung der Behörde, wir haben eine Voranfrage gestellt“, erklärte Melanie Wilbrand von den Stadtwerken Münster.
Da hier auch ein Hochwasserschutzgebiet betroffen ist, sei immer eine Einzelfallentscheidung zu treffen. Die Referentin verwies auch auf die freiwillige Gemeindebeteiligung, über die „bei idealem Wind“ 33.000 Euro pro Jahr in die Gemeindekasse fließen könnten.
Ein wenig überraschte die Ausschussmitglieder, dass eine der drei Anlagen mit ihrem Rotor einen Gemeindeweg überstreichen wird. „In 82 Metern Höhe, die Anlage ist mit einem Eiserkennungssystem ausgestattet“, betonte die Stadtwerke-Vertreterin.
Der Beschlussvorschlag wurde umgehend um diesen Punkt ergänzt. Im Kern gingen die Fraktionen mit den Planungen konform, es gab aber durchaus noch Redebedarf.
Dr. Joachim Musholt vermisste zum Beispiel noch Erläuterungen der zuständigen Fachbehörde. Ähnlich sah es Jörg Eggink für die CDU, der sich zudem viel Bürgerbeteiligung wünschte.
Diese Planungsstand sei noch nicht erreicht, berichtete Melanie Wilbrand mit Blick zum Kreis Borken. Die Bürgerbeteiligung interessierte auch Christian Hardt (UWG).
Südlohner sollten natürlich Vorrecht erhalten, kündigte Melanie Wilbrand an. Leo Schrote (WSO) erklärte, dass man den Weg durchaus mitgehen könne, dass man allerdings kein grundsätzliches Signal an den Kreis Borken senden und immer eine Einzelfallbetrachtung vorsehen sollte.
Verwaltung will „alle auf einen Wissensstand zu bringen“
Bürgermeister Werner Stödtke betonte, dass die Genehmigung letztlich beim Kreis Borken liege, man gemeindlich aber nun bewusst für Transparenz sorgen wolle. Eine planungsrechtliche Vorstellung könne es zeitnah noch im Bauausschuss geben, um „alle auf einen Wissensstand zu bringen“.
Hinsichtlich der Rotorüberstreichung müsse allerdings die Gemeinde zustimmen, da „spreche auch nichts gegen“, wie Bauamtsleiter Dirk Vahlmann ergänzte. Bei zwei Enthaltungen wurde dies auch vorgenommen.
Für Ende 2021 sei der Antrag an den Kreis Borken geplant, so Melanie Wilbrand, ein Jahr später hoffe man auf die Genehmigung. Im Sommer 2023 soll es dann eine Bürgerbeteiligung geben, die Inbetriebnahme könnte ein Jahr darauf erfolgen. So zumindest der Plan.
Der Antrag auf Genehmigung der Rotorüberstreichung stand auch im Zentrum der zweiten Vorstellung durch die Investoren der Entwicklungsgesellschaft Windenergie Oeding Weseke GbR in Kooperation mit der BBWind aus Münster. Diese planen zwei Anlagen im Süden des Gemeindegebietes in der Bauernschaft Look durch eine noch zu gründende Betreibergesellschaft. Betroffen mit einer Anlage ist auch die Nachbargemeinde Weseke.
In einem „Bürgerwindmodell" solle der „größte Teil der Wertschöpfung vor Ort bleiben", erklärte Heinz Thier vom „reinen Dienstleister" BBWind. Ziel sei es hier vor allem, die betroffenen Landwirte im direkten Umkreis ins Boot zu nehmen, erklärte Christoph Upgang-Sicking für die Geschäftsführerührung der GbR.
Anwohner hatten „Geheimnistuerei“ beklagt
Auch in diesem Fall wird neben der Bürgerbeteiligung eine kommunale Beteiligung angestrebt, die im günstigsten Fall 45.000 Euro per anno an die Gemeinde abwerfen würde – neben der Gewerbesteuer, da der Sitz in Südlohn vorgesehen ist. Rund 229 Meter könnten die drei Anlagen hoch werden, zwei auf Oedinger Gebiet würden den Wirtschaftsweg Ossenschloge überstreichen.
Letztlich sei auch dies eine „rein verkehrsrechtliche Entscheidung“, stellte Werner Stödtke heraus. Das Urteil des Ausschusses fiel bei ebenfalls zwei Enthaltungen deutlich aus: Der Anfrage auf Rotorüberstreichung wurde zugestimmt. Christian Hardt (UWG) erkundigte sich auch hier noch einmal nach der Bürgerbeteiligung.
„Wir werden die Anwohner im Umkreis von 700, 800 Metern ansprechen“, berichtete Heinz Thier. Sollte die Resonanz nicht ausreichend sein, werde man den Kreis womöglich auch größer ziehen. Noch Zukunftsmusik. Der Antrag soll bestenfalls auch noch in diesem Jahr offiziell gestellt werden.
Bürgermeister Werner Stödtke betonte noch einmal, dass es der grundlegende Aufhänger gewesen sei, die Projekte einmal öffentlich vorzustellen. Warum? Anwohner gerade auf Weseker Seiten hatten im Frühjahr noch „Geheimnistuerei“ rund um das Projekt beklagt.