
© Michael Schley
Frische Eier aus mobilen Ställen: Höfe in Oeding setzen auf regionale Produkte
Direktvermarktung
Hühnermobile sind gefragt, gleich zwei gibt es in Oeding in naher Nachbarschaft. Die Betreiber belegen damit auch, dass man in der Landwirtschaft heute vielfältig denken muss. Mit Erfolg.
Am Hof Emming im Ebbinghook strömen die Hühner ins Freie – ein untrügliches Zeichen, dass es nach 10 Uhr an diesem Freitagmorgen ist. Mit der einsetzenden Dämmerung regte sich zwar bereits Leben im Hühnermobil.
Aber: „Ab 10 Uhr haben dann alle ihre Eier gelegt und wir lassen sie raus“, erklärt Tanja Emming, die sich mit Partner Bernd Grave um die Pflege des neuen Projekts kümmert. 500 Hühner sind es an der Zahl, die nun zum Teil die Wiese nahe des Hofes erkunden.

Rund 200 Hühner befinden sich am Hof Reining im Pingelerhook noch in der Eingewöhnungsphase. Anja Reining betreibt dieses Hühnermobil gemeinsam mit Mann Dirk. © Michael Schley
Das Besondere: In fast direkter Nachbarschaft betreiben Dirk und Anja Reining ebenso ein Hühnermobil. Noch in einem früheren Stadium, aber ebenso günstig an der Hüttentour-Route gelegen. Die „Nachbarn“ verfolgen das gleiche Ziel: Sie wollen regionale Produkte voranbringen – der Vertrieb von Eiern ist dabei nur ein Puzzleteil.
Direktvermarktung wird immer mehr zum Thema
Ein paar Jahre hatte man schon überlegt, wie man das Thema Direktvermarktung vorantreiben könne. „Zunächst haben wir an Milch gedacht, dann sind wir über Bekannte auf die Idee des Hühnermobils gekommen“, berichtet Tanja Emming.
Im Winter besuchte die Oedingerin dann Seminare, um zu schauen, „ob es passt“: „Es fühlte sich gut an.“ Und so entschied man sich, das Projekt anzugehen.
Im August wurde das Hühnermobil aufgestellt – ein umgebauter Kühlkoffer. Gut isoliert, ein „besonderer Vorteil“. Die rund 500 Hühner mussten dazu keine weite Reise auf sich nehmen. „Sie kommen von einem Hof aus Rhede“, berichtet Tanja Emming. Nach und nach wurden diese dann an die neue Situation gewöhnt.

In der Verkaufshütte gibt es neben den Eiern von Hühnern aus eigener Haltung auch weitere regionale Produkte, dies auch im Automatenbetrieb. © Michael Schley
Nun seien sie so weit, den normalen Rhythmus mit Freilauf übertags aufzunehmen. Dort lebten sie dann auch ihre ureigensten Instinkte aus, ansonsten seien sie „ sehr zahme Tiere“. Das spürten auch die vielen Familien mit Kindern, die am Hühnermobil Station machen.
Neuer Betriebszweig ergänzt normalen Arbeitsalltag
Mit der Dämmerung beziehen die Hühner dann wieder ihr Nachtlager, das sei auch „arbeitstechnisch“ gut machbar. Schließlich ergänzt das Betreiben des Hühnermobils den sonst schon vollen Arbeitsalltag der Agrarbetriebswirte. Strom und Wasser werden übrigens über ein eigenes Leitungssystem zum Hühnermobil befördert.
In der angrenzenden Verkaufshütte bieten Tanja Emming und Bernd Grave aber nicht nur die Nichterner Freilandeier an. Der Kunde findet in Selbstbedienung dort auch zum Beispiel Kartoffeln und Milchprodukte von regionalen Anbietern, später könnte auch Käse aus eigener Milch folgen.
Auf Honig musste angesichts der dürftigen Saison noch verzichtet werden. Dafür gibt es bereits Eis zu erwerben.

Die gerade bei Radfahrern bekannte Rasthütte wird durch das Angebot regionaler Produkte abgerundet. Selbst einen Automaten mit Heißgetränken kann Anja Reining präsentieren. © Michael Schley
„Nach und nach wollen wir die Auswahl steigern“, erklärt Bernd Grave, der am eigenen Hof in Gemenwirthe ebenso gute Erfahrungen mit der Direktvermarktung macht. „Grundsätzlich wollen wir einfach zeigen, wo die Lebensmittel herkommen“, betont Tanja Emming. Ein Erlebnis vor allem für Kinder.
Hühnermobil rundet Rasthütte im Pingelerhook ab
Diese Erfahrung macht Anja Reining schon länger. Die Rasthütte im Pingelerhook ist nicht nur einladend, sie ist in der Region beliebt und bekannt.
Nun rundet das neue Hühnermobil auf der Wiese gegenüber mit dem Direktverkauf in der Hütte diese ab. Zu sehen sind aktuell noch nur wenige der 200 Hühner. „Wir haben sie erst seit vier Wochen“, erklärt die Oedingerin, die das Mobil mit Ehemann Dirk betreibt.
Und damit befinden sich die Hühner eben noch in der Eingewöhnungsphase – und somit im Mobil. Schließlich hätten die Junghennen „noch nie Eier gelegt“. Die Eingebung hatte Dirk Reining. „Mein Mann wollte eine Alternative zur Verpachtung der Wiese“, so Anja Reining. Und somit war letztlich die Idee zum Hühnermobil für die Freilandhaltung geboren.

Das Banner kündigt es auf dem Weg von der B70 zum Hof an: Täglich frische Eier gibt es auf dem Hof Emming. © Michael Schley
Wie bei den Emmings bilden die eigenen Eier aber nur einen Teil des Sortiments. „Wir haben auch Honig, Getränke wie Wasser und Säfte, Eierprodukte wie Rührei und Eierstich, in die Zeit passen auch Kürbisse“, zählt die Oedingerin auf.
Das Angebot soll auch hier ausgebaut werden – dies weiter auch mit Produkten von Produzenten aus der Region. Zum Winter hin verweist sie zudem auf einen Heißgetränkeautomat, der während der Pausen in der Rasthütte die gewünschte Verpflegung sicherstellt.
Ideen werden kontinuierlich weiterentwickelt
Anja Reining blickt auch ein paar Meter weiter. Dort hat Mann Dirk ein Blumenfeld angelegt – als „Zwischenfrucht“, auch zum Pflücken und Mitnehmen. Nur eine von vielen Ideen, um den Hof mit Hütte und Hühnermobil erlebbar zu machen. „Aktuell sind wir natürlich mitten in der Erntesaison, aber die Ideen für die Zukunft entwickeln wir parallel weiter“, erklärt Anja Reining.

Reinings Wiesenei kann beim Hüttenstop erworben werden. © Michael Schley
Profitieren werden letztlich vor allem die vielen Ausflügler, die diese Route gerade im Sommer gerne mit dem Rad erkundeten, so Anja Reining. Man müsse heute als Landwirt auch anders denken, als es in der Vorgängergeneration vielleicht noch der Fall gewesen sei.
„Wir investieren heute anders als in Ställe. Die Verbraucher verhalten sich auch anders“, fasst Tanja Emming die Entwicklung zu einem „völlig neuen Betriebszweig“ in Worte. Nicht zuletzt die Corona-Zeit habe den Fokus beim Verbraucher noch mehr in Richtung Regionalität geschärft.
Natürlich sei das alles auch mit Arbeit verbunden. Doch die mache einfach „riesen Spaß", erklärt Anja Reining. Dem kann Tanja Emming nur zustimmen.