Maiskönigin aus Oeding will Image der Nutzpflanze aufpolieren
Junge Landwirtin
Tanja Emming ist 22, Agrarbetriebswirtin und Maiskönigin: Sie stemmt sich gegen das schlechte Image der Nutzpflanze.

Der Mais macht‘s: Tanja Emming (22) ist die erste Maiskönigin im Münsterland. Mit ihr als Gallionsfigur möchte der Landwirtschaftliche Kreisverband Borken das schlechte Image der Nutzpflanze aufpolieren. © Stephan Teine
Tanja Emming (22) hat gerade ihre Prüfung zur Agrarbetriebswirtin bestanden, möchte einmal den Hof ihres Vaters Heinrich Emming im Ebbinghook übernehmen und trägt seit Anfang des Jahres mit Stolz den Titel „Maiskönigin Münsterland“. Ein Titel, den der Landwirtschaftliche Kreisverband Borken zum ersten Mal verliehen hat – um das Image von Mais in der Öffentlichkeit zu verbessern. „Es gibt so viele Produktköniginnen – nur der Mais hatte bisher keine“, sagt Ludger Schulze Beiering, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbands Borken. Mais, also genau die Pflanze, die quer durch politische Parteien, Verbände und Gruppierungen immer wieder in der Kritik und sinnbildlich für Monokultur und Insektensterben steht. „Genau um diese Klischees geht es uns“, erklärt Schulze Beiering. Mais stehe extrem negativ da. Zu Unrecht, wie der Landwirt und die Maiskönigin erklären.
Image und Wirklichkeit
Denn so schlimm, wie es immer dargestellt werde, sei es gar nicht: „Mais ist keine Monokultur. Wir halten die Fruchtfolge ein. Und auch wenn man in einem Maisfeld vielleicht weniger Schmetterlinge sieht, als auf einer Wiese, auch in einem Maisfeld leben unzählige Kleintiere.“ Für ihn ist ein großes Maisfeld nicht besser oder schlechter als ein großes Kornfeld. „In der Gesellschaft wird Mais aber viel schlechter wahrgenommen“, sagt er.
Davon abgesehen, entwickle sich im Kreis Borken aber auch etwas: „Landwirte, die Mais anbauen, wollen den Mais ökologisch besser machen“, erklärt der Kreisvorsitzende. Beispielsweise durch Blühstreifen: 900 bis 1000 dieser blühenden Puffer an und um Maisfelder seien in diesem Jahr angelegt worden. „Freiwillig, weil das in diesem Jahr wieder ohne große Bürokratie möglich ist“, sagt Schulze Beiering. Und natürlich sei ein Maisacker mit Blühstreifen reichhaltiger, als ein Acker ohne. Deswegen begrüßt er ausdrücklich, wenn auch solche Projekte vorangetrieben werden.
Ohne Mais auf dem Acker geht es aber in seinen Augen nicht. Mais ist eine Pflanze, die die Landwirte brauchen. Weil sie genügsam ist, mit den aktuellen Wetter- und Bodenbedingungen gut zurechtkommt und sich als Futtermittel eignet. „Es geht uns nicht darum, maximale Gewinne aus einer Fläche zu pressen, sondern einfach gut zu wirtschaften“, sagt er. Als Futterpflanze wie auf dem Hof Emming sei die Pflanze unverzichtbar. Das Amt der Maiskönigin soll der Pflanze ein Gesicht geben. „Damit wir die positiven Eigenschaften hervorheben können“, erklärt er.
Vom Amt begeistert
Tanja Emming jedenfalls war schnell davon begeistert, Maiskönigin zu werden und so ihren Beruf in der Öffentlichkeit zu vertreten. Auftritte hatte sie bisher zum Beispiel bei der Grünen Woche oder beim Neujahrsempfang des Deutschen Bauernverbands. Auch Familie und Freunde hätten das Projekt immer unterstützt. Wie lange sie noch die Scherpe der Maiskönigin Münsterland trägt, steht noch nicht fest. Denn das Konzept für das Amt ist noch gar nicht fertig: „Das entwickeln wir noch“, sagt Schulze Beiering.
Der Titel „Maiskönigin“ ist nur ein Teil der Öffentlichkeitsarbeit der Landwirte in der Gegend. Tanja Enning engagiert sich zum Beispiel auch für die „Borkener Landgeschichten“: eine Facebook-Gruppe in der junge Landwirte von ihrer Arbeit berichten. Sie ist seit März 2017 online und erreicht nach Angaben des WLV jede Woche zwischen 5.000 und 60.000 Personen. Wie Stephan Wolfert, Pressesprecher im Kreisverband, erläutert, hat sich die Öffentlichkeitsarbeit der Landwirte in den vergangenen Jahren sehr gewandelt. Gerade für die jungen Betriebsleiter sei es inzwischen ganz normal, mit ihrer Arbeit auch an die Öffentlichkeit zu gehen. „Kommunikation ist sogar Bestandteil der Ausbildung“, sagt Tanja Emming. Für die Borkener Landgeschichten schreibt sie zum Beispiel regelmäßig über die Entwicklung auf dem Maisacker. Und die Themen kommen gut an. „Negative Resonanz haben wir nur sehr vereinzelt bekommen. Wenn man den Menschen erklärt, warum die Landwirte so arbeiten, verstehen sie es auch“, sagt Stephan Wolfert. Zu den Borkener Landgeschichten geht es hier.