Zu wenige Bestattungen sind der Hauptgrund, warum der evangelische Friedhof unwirtschaftlich geworden ist. Die Schließung ist die letzte Konsequenz.

© Michael Schley

Evangelischer Friedhof in Oeding wird jetzt doch geschlossen

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Eigentlich hatte die Evangelische Gemeinde Oeding-Stadtlohn-Vreden eine Lösung für den defizitären Friedhof in Oeding gefunden. Nun folgt doch das Aus. Die Angehörigen werden dazu gehört.

Oeding

, 08.09.2021, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Notarstermin war quasi schon gemacht – die Weichen für die Zukunft des Evangelischen Friedhofs in Oeding waren im Frühjahr gestellt. In Zusammenarbeit mit der Assyrischen Kirchengemeinde Borken schien eine Lösung gefunden, die schon Ende 2019 ausgearbeitet worden war (wir berichteten).

„Doch dann hat die Gemeinde feststellen müssen, dass auch für sie dieser Friedhof nicht wirtschaftlich sein wird“, berichtet Klaus Noack, zuständiger Pfarrer der Evangelischen Gemeinde Oeding-Stadtlohn-Vreden. Damit konnte nur noch Plan B greifen: Schließung des Friedhofs.

„Nun tritt ein, was wir eigentlich nicht wollten.“ Klaus Noack ist die Enttäuschung anzumerken. Es gebe aber keine „gescheite Alternative“ mehr. „Der Friedhof ist seit Jahren defizitär“, nennt Noack den Grund für die Schließung. In manchen Jahren fände keine Beerdigung statt, in anderen Jahren nur eine – die Friedhofs- und Bestattungsgebühren deckten nicht die Unterhaltungskosten.

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„Wenn wir im Schnitt drei Beerdigungen im Jahr hätten, dann wäre der Friedhof betreibbar. Bei weniger als einer, nicht“, so Noack. Oder man müsste die Gebühren deutlich anheben, was „keine Perspektive“ sei. Im Laufe des vergangenen Jahres seien auch die Rücklagen aus dem Friedhofshaushalt aufgebraucht gewesen. „Da der Einsatz von Kirchensteuermitteln zur Unterhaltung von Friedhöfen nicht erlaubt ist, haben wir keine andere Wahl, als den Friedhof zu schließen“, bedauert Noack.

Rücklagen aus dem Friedhofshaushalt sind aufgebraucht

Der evangelische Friedhof in Oeding soll nun im Januar 2022 geschlossen werden. Damit waren sämtliche Bemühungen der Kirchengemeinde vergeblich, um eine Schließung abzuwenden. Es sei bitter, dass die Gespräche mit der Assyrischen Gemeinde, die im Jahr 2013 die Markuskirche in Burlo von der Evangelischen Kirchengemeinde gekauft hatte, nicht den erhofften Erfolg hatten. „Wir hätten sehr gerne mit ihnen zusammengearbeitet“, berichtet Noack.

Pfarrer Klaus Noack (l.), Gemeindesekretärin Ursula Hops und Achour Givargis von der Assyrischen Kirchengemeinde Borken waren Ende 2019 zuversichtlich, eine gemeinsame Lösung für den Friedhof zu finden.

Pfarrer Klaus Noack (l.), Gemeindesekretärin Ursula Hops und Achour Givargis von der Assyrischen Kirchengemeinde Borken waren Ende 2019 zuversichtlich, eine gemeinsame Lösung für den Friedhof zu finden. © Maximilian Konrad

Damit wird es einen weiteren Friedhof geben, der aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen werden muss. Die Kosten-Einnahmen-Deckung gerät vielfach in Schieflage. Es gibt weniger Bestattungen, auch die Art der Beisetzungen ändert sich. So benötigen Urnengräber weniger Platz als Erdgräber.

Informationsveranstaltung am 21. September

Um darüber zu informieren, wie es mit den rund 40 Grabstellen weitergeht, lädt die Evangelische Kirchengemeinde Oeding-Stadtlohn-Vreden alle Nutzungsberechtigten am 21. September um 19 Uhr zu einer Informationsveranstaltung in das Südlohner Rathaus ein. Moderiert wird die Veranstaltung vom ehemaligen Bürgermeister der Gemeinde, Christian Vedder.

„Jeder Angehörige soll dort alle wesentlichen Infos aus erster Hand erhalten“, erklärt Klaus Noack. Die Anhörung sei Bestandteil des klassisch-formalistischen Verfahrens wie im kommunalen Bereich auch. Zu klären wird auch sein, wo künftig Bestattungen vorgenommen werden.

Nutzungsberechtigt sind alle Personen, die auf dem Friedhof ein Einzel- oder Doppelgrab besitzen. Diese seien per Brief über die anstehende Schließung informiert und zu der Veranstaltung eingeladen worden, teilt der Evangelische Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken mit.

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Als Ende 2019 bekannt geworden war, dass die Gemeinde den Friedhof abgeben will, weil er sich nicht mehr rentiert, hatte dies für Unruhe gesorgt. Bei der Gemeindeversammlung kam es darauf zu emotionalen Momenten. Diese sind nun wieder zu erwarten.

Wie kann es weitergehen? Klaus Noack will zunächst die Versammlung am 21. September abwarten. Die Stadt Vreden hat in einem ähnlichem Fall einen Bürgerpark entwickelt, der aus dem evangelischen Friedhof entstanden ist.

Ansonsten sei der Pfarrer einfach nur traurig: „Die Trauer bei uns ist groß, bei den Betroffenen aber noch größer.“ Man werde es dem Friedhof leider womöglich ansehen, dass er auslaufe.

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