Knapp 200 Jahre existiert der Evangelische Friedhof in Südlohn bereits. Nun gibt die Kirche ihn ab, weil er sich nicht mehr rechnet. Der Ärger in der Gemeinde scheint vorprogrammiert.
Am Friedhof in Oeding wird es demnächst eine gravierende Veränderung geben: Nach Informationen unserer Redaktion wird die Assyrische Kirchengemeinde Borken der neue Träger der Ruhestätte am Heckenweg.
Über den aktuellen Stand gehen die Angaben der Verantwortlichen jedoch auseinander. „Es ist absolut noch nichts entschieden“, sagt Wolfgang Hops, Mitglied des Presbyteriums und Kirchmeister der Gemeinde. Shlemon Yonan von der Assyrischen Kirchengemeinde Borken sagt jedoch: „Es ist unsererseits alles geregelt. Nach meinem Stand übernehmen wir die Trägerschaft des Friedhofs noch in diesem Jahr.“
Gemeindeversammlung am Freitag
Pfarrer Klaus Noack, der für die Evangelische Kirchengemeinde Oeding-Stadtlohn-Vreden zuständig ist, bestätigt zwar aktuelle Verhandlungen. Er will sich jedoch noch nicht zu konkreten Pläne äußern. „Wir wollen erst die Gemeinde bei der Gemeindeversammlung informieren“, sagt Klaus Noack, der auch Vorsitzender des Presbyteriums ist. Die Gemeindeversammlung ist für den kommenden Freitag, 29. November, um 18.30 Uhr im Gemeinderaum Oeding geplant.
Fest steht: Die Kirchengemeinde wird die Trägerschaft des Evangelischen Friedhofs in Oeding nicht weiterführen. So hieß es in der Ankündigung für die Gemeindeversammlung. Dort werden auch Vertreter der Assyrischen Gemeinde vor Ort sein.
„Gespräche gab es schon länger“
Wann der Wechsel der Trägerschaft genau vonstatten geht, ist noch unklar. Am 11. Dezember treffen sich die Repräsentanten der beiden Gemeinden mit Bürgermeister Christian Vedder, um letzte Details zu klären.
Achour Givargis von der Assyrischen Kirchengemeinde Borken sagt, dass auf dem Friedhofsgelände nichts verändert werden soll. „Es bleibt alles genauso, wie es ist.“ Gespräche zwischen den Gemeinden gab es wohl schon länger. Aber nun sind konkrete Veränderungen in Aussicht. „Die Mühlen der Bürokratie mahlen sehr langsam. Deswegen hat sich alles etwas hingezogen“, sagt Shlemon Yonan.
Freude über Erwerb groß
Der Kontakt zwischen den Gemeinden besteht sein einigen Jahren. Bereits 2013 kaufte die Assyrische Kirche die Markus Kirche in Burlo, die seitdem den Namen Mar Odisho & Mar Qardagh trägt. Das Gotteshaus wird zudem von der Evangelischen Kirchengemeinde Oeding-Stadtlohn-Vreden mitbenutzt. „Wir treffen uns mehrmals im Jahr und feiern auch regelmäßig die Messe zusammen“; erklärt Achour Givargis.
Der Friedhof sei nun eine Gelegenheit, die Mitglieder aus der Gemeinde ordnungsgemäß zu bestatten, sagt Shlemon Yonan. Die Freude der Gläubigen über den Erwerb der Ruhestätte war groß. „Über finanzielle Fragen haben wir uns gar keine Gedanken gemacht. Es ist sinnvoll, dass wir jetzt einen Friedhof haben, weil die Nachfrage nach Grabstätten steigt“, berichtet Shlemon Yonan.
„Friedhof erwirtschaftet Defizite“
Der Grund für das Ende der Trägerschaft der evangelischen Kirche ist ein wirtschaftlicher. „In der Vergangenheit hat der Friedhof Defizite erwirtschaftet. Das ist darauf zurückzuführen, dass immer weniger Leute auf dem Friedhof bestattet wurden und damit immer weniger Gräber verkauft wurden“, erklärt Pfarrer Klaus Noack.
Da das Kirchenrecht nicht vorsieht, dass Steuermittel für den Friedhof eingesetzt werden dürfen, sieht sich die Gemeinde nun gezwungen, die Verantwortung abzugeben. Insgesamt sei die negative Entwicklung der Gräberverteilung in den vergangenen Jahren absehbar gewesen, ergänzt Pfarrer Noack. Die Gemeinde versichert: Für diejenigen, die sich um die aktuellen Gräber kümmern, bleibt alles beim Alten.
Einweihung auf jetzigem Gelände im Jahr 1920
Im Blick auf die Gemeindeversammlung am Freitag, 29. November, erwartet Wolfgang Hops, Mitglied des Presbyteriums und Kirchmeister, dass es durchaus turbulent zugehen könnte. „Ich erwarte einen großen Protest der Gemeinde.“
In Oeding wurde im Jahr 1823 der erste evangelische Friedhof errichtet. Ein Privatmann spendete sein Grundstück dafür. Seit 1824 befindet sich die Ruhestätte im Grundbuch. Davor waren alle Bewohner in Südlohn eingepfarrt und wurden auch dort beerdigt.
1915 wird der Friedhof erweitert, nachdem ein Gemeindemitglied einen Teil seines Ackerlandes verkauft. In der Folgezeit erwies sich der bisherige Platz jedoch – vor allem wegen seiner hohen Feuchtigkeit – als nicht geeignet. Im März 1920 wird der evangelische Friedhof auf dem jetzigen Gelände eingeweiht. Erst 1974 wird der alte Friedhof außer Dienst gestellt und entwidmet.
Gebürtiger Brandenburger. Hat Evangelische Theologie studiert. Wollte aber schon von klein auf Journalist werden, weil er stets neugierig war und nervige Fragen stellte. Arbeitet gern an verbrauchernahen Themen, damit die Leute da draußen besser informiert sind.
