Vor kurzem gab die Evangelische Gemeinde in Oeding bekannt, ihren Friedhof abzugeben. Ein neuer Träger stand sogar schon fest – nun deutet vieles auf eine Gemeinde-Zusammenarbeit hin.
Als Klaus Noack über die Zukunft des Evangelischen Friedhofs in Oeding spricht, strahlt er Ruhe und Gelassenheit aus. „Wir übergeben den Friedhof in gute Hände. Eine christliche religiöse Gemeinde wird die Verantwortung übernehmen – das war uns wichtig“, sagt der Pfarrer der Evangelischen Gemeinde Oeding-Stadtlohn-Vreden. Wie eine Kooperation genau aussehen wird, ist aber noch ungewiss.
In Zusammenarbeit mit der Assyrischen Kirchengemeinde Borken will die Evangelische Gemeinde den Friedhof in Zukunft führen. Hierzu gibt es drei Modelle, die möglich sind.
Zum einen gibt es die Option, dass die Assyrische Gemeinde die Trägerschaft des Friedhofs übernimmt – trotzdem könnten Mitglieder der Evangelischen Gemeinde ihre Angehörigen dort weiter beerdigen. Zum zweiten ist ein gemeinsames Betreiben der Ruhestätte möglich. Die dritte Alternative ist eine Kooperation der beiden religiösen Gruppen, bei der noch nicht klar ist, wie die Zusammenarbeit genau aussehen wird.
Landeskirchenamt entwirft konkreten Plan
„Wir haben alle Unterlagen dem Landeskirchenamt übergeben. Das Amt entwirft nun einen konkreten Plan und prüft unsere Ideen, die wir gemeinsam mit der assyrischen Kirche erarbeitet haben“, erklärt Klaus Noack. Nach seinen Worten ist es eine Premiere für das Evangelische Kirche in Westfalen, ein solches Konzept für einen Friedhof zu erarbeiten.

Der Evangelische Friedhof in Südlohn existiert seit knapp 200 Jahren.
Aktuell wartet die Gemeinde auf eine Antwort vom Landeskirchenamt – vor Mitte 2020 wird das aber wohl nichts werden. Bis dahin werden alle Modelle der Zusammenarbeit ausgewertet. Damit ist auch der für den 11. Dezember angesetzte Termin der beiden Gemeinden mit Südlohns Bürgermeister Christian Vedder vom Tisch.
In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass die Gemeinde den Friedhof abgeben will, weil er sich nicht mehr rentiert. Diese Nachricht hatte für Unruhe gesorgt. Bei der Gemeindeversammlung am vergangenen Freitag kam es zu emotionalen Momenten.
Vom Kopf her haben viele verständnisvoll reagiert und haben unsere Pläne nachvollziehen können – vom Bauch her sah das jedoch anders aus, beschreibt Klaus Noack die Situation. Besonderen Andrang hatte das Thema jedoch nicht ausgelöst. 38 Menschen kamen am Freitag in die Versammlung – bei einer Größe von 780 Mitgliedern der evangelischen Gemeinde in Oeding. „Es war eine normale Beteiligung“, findet Ursula Hops, die Gemeindesekretärin.
Das Presbyterium wusste schon länger von der schwierigen wirtschaftlichen Lage der Ruhestätte – wollte aber die Gemeinde erst dann informieren, wenn es konkrete Lösungsideen gibt. „Unser Ziel war es, nicht nur die Diagnose zu liefern, sondern auch konkrete Therapieansätze“, wählt Klaus Noack ein sprachliches Bild aus der Medizin zur Beschreibung der Situation.

Wer in Zukunft die Trägerschaft des Evangelischen Friedhofs in Südlohn übernimmt, ist ungewiss. © Maximilian Konrad
Schon seit längerem erwirtschaftete der Friedhof Defizite. Immer weniger Menschen wurden beerdigt. Dementsprechend wurden auch immer weniger Gräber verkauft und die Einnahmen sanken – ein Phänomen, das vor allem kleinere Friedhöfe betrifft. Da das Kirchenrecht nicht vorsieht, dass Steuermittel für den Friedhof eingesetzt werden dürfen, sieht sich die Gemeinde nun gezwungen, die Verantwortung abzugeben.
Parallel zu den wirtschaftlichen Engpässen hörte die Evangelische Gemeinde vom Interesse der Assyrischen Gemeinde, die eine Begräbnisstätte benötigte. „Nachdem wir 2013 die Markus-Kirche in Burlo erworben haben, ist nun auch der Bedarf nach einem Friedhof da. Zudem liegt Oeding günstig und ist nicht weit von der Kirche entfernt. Wir wollen gerne mit der evangelischen Gemeinde eine Lösung finden. Wir helfen gerne“, sagt Achour Givargis von der Assyrischen Gemeinde.
„Angehörige brauchen sich keine Sorgen machen“
Die Anzahl an Mitgliedern der Assyrischen Gemeinde ist in den vergangenen Jahren immer mehr gestiegen. Ein Grund: Der Krieg in Syrien. „Dadurch mussten viele Menschen fliehen. Einige davon sind nach Deutschland gekommen“, erzählt Achour Givargis, der sich freut, dass sich die Gemeindemitglieder nun auf einem eigenen Friedhof begraben lassen können.
Für die evangelische Gemeinde ist es für die künftige Nutzung wichtig, dass ein evangelisch-christlicher Wiedererkennungswert für die Mitglieder bleibt. „Auch wenn sich die Trägerschaft ändert, werden die Gräber auf dem Friedhof bleiben und die Angehörigen brauchen keine Änderungen zu befürchten.“ Achour Givargis kann da nur zustimmen und ist sich sicher, dass eine gute gemeinsame Lösung gefunden wird.
Gebürtiger Brandenburger. Hat Evangelische Theologie studiert. Wollte aber schon von klein auf Journalist werden, weil er stets neugierig war und nervige Fragen stellte. Arbeitet gern an verbrauchernahen Themen, damit die Leute da draußen besser informiert sind.
