
Mit Mitte 40 hat Claudia Kolks-Stegger ihre Leidenschaft fürs Nähen entdeckt. Daran lässt die 46-Jährige nun Kundinnen und Kunden über einen Onlineshop teilhaben. Echte Unikate, von Taschen aller Art bis zur Mutterpasshülle, entstehen dabei. © Michael Schley
Claudia Kolks-Stegger entdeckt mit Mitte 40 die Leidenschaft fürs Nähen
Wirtschaft
Claudia Kolks-Stegger hatte lange nicht viel fürs Nähen übrig. Das änderte sich Anfang 2020 schlagartig, inspiriert durch die beste Freundin. Heute fertigt die 46-Jährige echte Unikate.
Im Nähzimmer sieht es am Montagmorgen „nach Arbeit aus“. Claudia Kolks-Stegger wird auch diesen Tag wieder zu einem großen Teil dort verbringen und echte Unikate anfertigen, weil sie „einfach gerne näht“. Das Besondere an der Geschichte: Wie sie selbst sagt, hatte die 46-Jährige mit eben dem Nähen bis Anfang 2020 „nie etwas am Hut“, dies obwohl ihre Mutter gar gelernte Schneiderin ist.
Das änderte sich mit einem Schlag exakt zu der Zeit, als das Thema Corona langsam aufkam. Mit Mitte 40 entdeckte die Südlohnerin das Nähen als Leidenschaft für sich – quasi „von heute auf morgen“. Mehr noch: Dank ihres „Verkäufer-Gens“ hat sie mit einem eigenen Onlineshop über das neue Hobby nun auch eine neue Berufung gefunden. Unter dem Label Handmade by Claudia fertigt sie individuelle Taschen und Accessoires an. Der Name ist Programm.
Noch gut erinnert sich Claudia Kolks-Stegger an diesen Tag im Frühjahr 2020. Wie schon so oft hatte sie ihre beste Freundin zum Basteln eingeladen – eine gemeinsame Leidenschaft seinerzeit. Im Gepäck hatte die Sauerländerin ein selbstgefertigtes Kosmetiktäschchen als Geschenk. „Das hat in mir etwas ausgelöst, das kann ich doch auch“, sagt die gebürtige Dortmunderin heute zurückblickend. Kreativ sei sie schon immer gewesen, sie habe schon viel ausprobiert. Und es passte irgendwie in die Zeit: „Vieles spielte sich in der Zeit ja zuhause ab, der erste große Lockdown drohte.“ Nähen und Stricken waren auf einmal „in“.
Südlohnerin bringt sich das Nähen überwiegend selbst bei
Aber: Die beginnende Coronakrise zeigte sich zunächst auch anderweitig. „Man kam kaum an Nähmaschinen“, so die 46-Jährige. Bis sie einen Fachhandel in Wesel entdeckte. Noch am gleichen Tag machte sie sich auf und erstand ihr erstes Exemplar. „Ich bin mit der Händlerin heute noch befreundet“, erklärt die Südlohnerin. Das „Schicksal“ nahm fortan seinen Lauf.
Ihre beste Freundin gab ihr einen Crashkurs, versorgte sie mit Tipps und Tricks. „Den Rest hab ich mir über Youtube und Co. beigebracht. Einen Kurs hab ich nie belegt“, berichtet Claudia Kolks-Stegger – und lacht: „Heute könnte ich wahrscheinlich selbst Kurse geben. Die Dame aus dem Nähmaschinengeschäft wundert sich heute immer, wie penibel genau ich nähe.“

Obwohl ihre Mutter gelernte Schneiderin ist, interessierte sich Claudia Kolks-Stegger selbst nie fürs Nähen. Bis zu einem Schlüsselmoment Anfang 2020. Seitdem vergeht kaum ein Tag, den sie nicht im Nähzimmer verbringt. © Michael Schley
Die ersten Ergebnisse des neuen Hobbys präsentierte sie im Freundes- und Bekanntenkreis. Die Resonanz bestärkte sie, vielleicht auch beruflich einen neuen Weg zu beschreiten. „Erst war es ein Hobby. Doch dann hab ich gedacht, dass man immer auch nur eine Tasche tragen kann“, so Claudia Kolks-Stegger. Und da sie schon länger verschiedenartig im Direktvertrieb aktiv gewesen war und das „Verkäufer-Gen“ in sich trage, wuchs die Idee zu einem Onlineshop. Diesen platzierte sie eben unter dem Namen Handmade by Claudia auf einem Online-Marktplatz (www.productswithlove.de). Mit Erfolg.
Retro ist aktueller der Renner
Ihren Shop baut die Südlohnerin nun nach und nach aus. Der aktuelle Renner sind Bauch- und Gürteltaschen – „so, wie sie vor allem in den 80ern getragen wurden“. Cord als Material sei dabei der „Bringer“ – Retro halt. Sämtliche Muster passt die 46-Jährige an die Wünsche der Kundinnen und Kunden an – zum Beispiel nach Farbe oder Größe.
Apropos Kunden: „Erst habe ich diese natürlich über den Freundes- und Bekanntenkreis gefunden – mittlerweile interessieren sich gar Menschen bis nach München für die Produkte“, berichtet Claudia Kolks-Stegger. Damit „man gesehen wird“, nutzt sie aktiv Portale wie Facebook, Instagram und auch Ebay.
Neben den Bauchtaschen fertigt die Südlohnerin zum Beispiel auch Mutterpasshüllen, Handtaschen und Traubenkernkissen an – „Kosmetik- und Kulturtaschen gehen auch immer“, meint die gelernte Hotelfachfrau. Gerade angesichts der aktuell schwierigen Rahmenbedingungen – Stichwort Energiekrise – müsse man auch die nötige Geduld mitbringen. Auch sei nicht jeder Tag gleich gut. Gerade dann motiviere das Feedback der Kunden, betont die 46-Jährige: „Eine Kundin berichtete mir mal, dass mein Paket ihr den Tag gerettet habe.“
Freundin hat Nähen ebenso wieder für sich entdeckt
Noch einmal blickt Claudia Kolks-Stegger zurück und muss dabei auch an ihre Mutter denken: „Sie hätte nie gedacht, dass eine ihrer Töchter mal näht.“ Dass sie mit ihrer neuen Leidenschaft auch ihre beste Freundin wieder zurück zum Hobby des Nähens gebracht habe, mache die Geschichte irgendwie rund. „Früher haben wir gebastelt und tagelang auf Weihnachtsmärkten ausgestellt. Nun treffen wir uns halt im Sauerland und nähen.“ Zu dritt mit der Mutter der Freundin. Die ist übrigens – wie es der Zufall so will – auch gelernte Schneiderin.
2015 ist Claudia Kolks-Stegger nach Stationen unter anderem in Weseke und Ramsdorf mit der Familie in Südlohn heimisch geworden. „Hier fühlen wir uns einfach wohl“, sagt sie. Von dort aus geht sie nun Schritt für Schritt ihrer neuen Berufung nach. Rückblickend eine gute Entscheidung. „Man muss heute auch Mut haben, einfach mal machen“, erklärt die Südlohnerin. Nicht das erste Mal in ihrem Leben...