In Münster baut sich Chris Ewerlein aktuell sein berufliches Standbein auf. Sein großes Hobby ist die Musik – und das führte den gebürtigen Südlohner nun zur Freilichtbühne nach Coesfeld. In „Eine Hochzeit zum Verlieben“ übernahm der 27-Jährige eine Hauptrolle.

In Münster baut sich Chris Ewerlein aktuell sein berufliches Standbein auf. Sein großes Hobby ist die Musik – und das führte den gebürtigen Südlohner zur Freilichtbühne nach Coesfeld. In „Eine Hochzeit zum Verlieben“ übernahm der 27-Jährige im Sommer eine Hauptrolle. © Montage: Schley

Chris Ewerlein (27) betritt die Musicalbühne – gleich in einer Hauptrolle

rnGebürtiger Südlohner

Beruflich bedingt zog es Chris Ewerlein von Südlohn nach Münster. Seine Leidenschaft für die Musik führte den 27-Jährigen zur Freilichtbühne nach Coesfeld. Auch dank glücklicher Fügungen.

Südlohn

, 01.01.2023, 07:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Bleibend muss der Eindruck gewesen sein, den Chris Ewerlein beim Casting an der Freilichtbühne in Coesfeld hinterlassen hat: „Gleich eine Hauptrolle“, habe sich der gebürtige Südlohner zunächst gedacht. Lange überlegen musste er nicht, er hat die Herausforderung angenommen. In der Rolle des Glenn begeisterte er mit dem Ensemble während der Sommersaison 2022 das Publikum im Stück „Eine Hochzeit zum Verlieben“, eine Bühnenadaption der US-Filmkomödie mit Adam Sandler und Drew Barrymore aus dem Jahr 1998.

Für den 27-Jährigen war dies der zweite Versuch, die Musicalbühne zu betreten. Vor zwei Jahren war der Wahl-Münsteraner durch Corona „ausgebremst“ worden. Weitere Kapitel könnten folgen – die berufliche Entwicklung genießt aktuell aber Priorität. Und die nimmt Fahrt auf.

„Ich habe viel ausprobiert.“ Irgendwie charakterisiert dieser Satz Chris Ewerlein. St.-Vitus-Grundschule Südlohn, St.-Anna-Realschule Stadtlohn, ein Jahr Canisiusschule Ahaus – dann machte es irgendwie „Klick“: „Eigentlich wollte ich Erzieher werden – doch dann hat mich eine Freundin auf eine andere Idee gebracht: Physiotherapeut.“ Eine erste glückliche Fügung. Ein Praktikum im Krankenhaus Stadtlohn habe ihm „super gefallen“. Der Weg war geebnet. Heute ist er in einer Physiotherapiepraxis in Münster, seit acht Jahren seine neue Heimat, tätig.

Begegnung mit Künstlerischer Leiterin hat Folgen

Der „Zufall“ blieb ihm auf diesem Weg treu. „Ich habe irgendwann die Künstlerische Leiterin der Freilichtbühne Coesfeld kennengelernt“, erklärt er. Man sei ins Gespräch gekommen, zwangsläufig auch über Musik – ein besonderes Steckenpferd von Chris Ewerlein. „Ich solle einfach mal vorbeikommen. Männer würden immer gesucht“, sagt er und lacht.

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Die Grundlagen legte Chris Ewerlein früh – in der Musikkapelle Südlohn. Als er nach Münster umzog, suchte er „musikalischen Anschluss“. „Im Orchester nicht so einfach“, blickt er zurück. Warum nicht Gesang, habe er sich gedacht – und sich dabei auch an die Theater- und Musical-AG an der Realschule in Stadtlohn zurückerinnert. Er wurde Mitglied des Jungen Chors Münster. Und sein Mut, sich bei der Freilichtbühne Coesfeld ein zweites Mal vorzustellen, wurde Ende 2021 belohnt.

In der Rolle des Glenn begeisterte Chris Ewerlein (l.) während der Sommersaison das Publikum in Coesfeld.

In der Rolle des Glenn begeisterte Chris Ewerlein (l.) während der Sommersaison das Publikum in Coesfeld. © privat

Im Frühjahr standen intensive Probewochen an. „Erst viel Text, ständige Wiederholungen“, berichtet Chris Ewerlein von „durchaus harten Wochen“ mit dem Team, mit Regisseur, Choreografin und Musikalischem Leiter. Immer verbunden mit „tollen Erfahrungen“ und der Vorfreude auf die Premiere vor Publikum. Die folgte im Mai, der Abschluss Anfang September.

Im Ensemble treffen viele „Verrückte“ aufeinander

Der 27-Jährige zehrt förmlich von der besonderen Energie, auf und vor allem hinter der Bühne. „Da treffen schon viele Verrückte aufeinander“, schmunzelt er. Einige alte Hasen, die einfach „nur“ im Ensemble spielen wollten, oder motivierte Neulinge, die gerne gleich eine Hauptrolle übernehmen. So wie er.

Chris Ewerlein verkörperte den Glenn, den Verlobten der Kellnerin Julia (Celine Bergerbusch). „Der Glenn ist ein echter Macho und wird so zum Buhmann“, berichtet der Münsteraner. Letztlich entscheidet sich Julia dann für den Nebenbuhler Robbie, gespielt von Jan Strotmann. „Zu ihm habe ich eine echte Freundschaft aufgebaut, auch wenn wir im Stück ja Erzrivalen sind“, berichtet der 27-Jährige.

Chris Ewerlein

Chris Ewerlein © privat

Auch sonst zeichne das Team ein besonderer Zusammenhalt aus. „Hinter der Bühne pushen wir uns richtiggehend.“ Auch helfe man sich, wo man kann. So spielte Ewerlein parallel noch zwei kleinere Rollen in einem Stück, das das Publikum ins New York der 80er-Jahre entführte. Im Team gehe man sehr rücksichtsvoll miteinander um. „Alle sind sehr offen und ehrlich“, so Ewerlein. So habe er seine erste Zurückhaltung auch schnell ablegen können.

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Diese Erfahrungen nimmt der Physiotherapeut nun mit. Er genießt als Ausgleich Gesangsunterricht bei der renommierten Dozentin Julie Klos: „Sie legt großen Wert auf Aussprache, hat ein unheimlich gutes Gehör.“ Vorerst solle die Schauspielerei ein Hobby bleiben – wenn auch ein wichtiges. „Gerade in diesen unsicheren Zeiten ist es schon riskant, alles auf diese Karte zu setzen“, betont Chris Ewerlein. Dafür schätze er seinen Job als Physiotherapeut auch zu sehr. Vor allem bei den Perspektiven: Der 27-Jährige widmet sich gerade der Manualtherapie und im April kommenden Jahres steigt er gar schon in die Praxis ein.

Berufliche Entwicklung genießt zunächst Priorität

Chris Ewerlein erinnert sich noch einmal ein paar Jahre zurück, an die Zeit, als er Erzieher werden wollte. „Später möchte ich mich vielleicht weiter spezialisieren, gerade für Kinder“, sagt er. Dann könne er sich durchaus vorstellen, wieder ein wenig in Richtung Heimat zu rücken, wenn es zum Beispiel Richtung Hausbau geht. „Vielleicht nicht ganz so überschaubar wie Südlohn“, schmunzelt er. Und schiebt gleich hinterher: „Es war toll, dort großgeworden zu sein.“ Der Kontakt zu Freunden werde zwar weniger – auch weil er über die Musik immer neue finde. Südlohn und die Familie besuche er immer gerne. Aktuell fühle er sich in einer WG bestens aufgehoben.

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Und die Bühne? „Ich muss mal schauen, ob ich mich wieder zum Casting melde. Obwohl die Chancen sicher nicht schlecht stünden“, meint Chris Ewerlein. Vielleicht lege er angesichts der anstehenden beruflichen Entwicklungsschritte auch eine Pause ein. Einen Blick wirft der 27-Jährige auch in Richtung der Theaterszene in Münster. „Ich singe tatsächlich auch sehr gerne klassisch“, erklärt er dazu. Das lasse er aber auf sich zukommen.

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