
Die Stadtwerke Münster haben den Bau von drei Windenergieanlagen in Südlohn beantragt. Außerdem stellt der Versorger Bürgerinnen und Bürgern ein Beteiligungsmodell in Aussicht, erklärt Pressesprecherin Lisa Schmees. © Peter Lessmann/Stadtwerke
Antrag ist gestellt: Bürger können sich an Windenergieanlagen beteiligen
Eschlohn
Die Stadtwerke Münster haben die Antragsunterlagen für drei Windenergieanlagen im Osten Südlohns beim Kreis Borken eingereicht. Bürger werden sich beteiligen können. Nicht nur Südlohner.
Seit 2019 läuft bereits der Planungsprozess zu drei Windenergieanlagen, die die Stadtwerke Münster im Osten von Südlohn errichten wollen: zwei im Eschlohn, eine im Bereich Wellschlatt. Nun teilt der Versorger mit, dass die Antragsunterlagen beim Kreis Borken als zuständige Genehmigungsbehörde eingereicht wurden. In gut zwei Jahren – sofern alles planmäßig läuft – könnten die Anlagen ans Netz gehen. Auch die Bürgerinnen und Bürger sollen profitieren. Ebenso die Gemeinde.
Auf Münsteraner Stadtgebiet sind keine Flächen mehr verfügbar, deshalb konzentrieren sich die Stadtwerke Münster auf die Anlage von Windenergieanlagen im Umland. So auch in Südlohn. Die Ausmaße sind beeindruckend: Geplant sind drei Windenergieanlagen des Herstellers Nordex mit einer Nabenhöhe von 164 Metern, einer Gesamthöhe von 246 Metern, einem Rotordurchmesser von 163 Metern und einer Gesamtleistung von je 5,7 Megawatt. Rechnerisch können die Anlagen den Strombedarf von mehr als 10.000 Haushalten decken, fast 25.000 Tonnen CO2 sollen so jährlich eingespart werden.
Bürgerbeteiligung soll für höhere Akzeptanz sorgen
Dem Genehmigungsantrag nach Bundes-Immissionsschutzgesetz gingen zahlreiche Gespräche mit Gemeindevertretern, Verwaltung sowie Bürgerinnen und Bürgern voraus. Bereits 2019 wurden die ersten geführt, es folgten Anpassungen. In einem umfassenden Vortrag hatten Projektleiterin Melanie Wilbrand und Maximilian Wolf, Abteilungsleiter Erneuerbare Energien, im Bauausschuss im Oktober 2021 das Projekt im aktuellen Stand vorgestellt.

Drei weitere Windenergieanlagen sind im Osten Südlohns geplant, zwei im Eschlohn, eine im Bereich Wellschlatt. © Skizze: Stadtwerke Münster
Da sich der Baustandort in einem Landschaftsschutzgebiet (Lohner Heide/Brink) befinde, sei es letztlich eine Ermessenentscheidung der Genehmigungsbehörde, so Wilbrand damals. Eine Voranfrage beim Kreis Borken wurde gestellt.
Maximilian Wolf hatte für eine hohe Akzeptanz geworben. Diese solle unter anderem die Option einer Bürgerbeteiligung schaffen. Bürger hatten dann im November 2021 die Möglichkeit, sich bei einer digitalen Infoveranstaltung umfassend zu informieren.
„Nach dem heutigen Planungsstand startet das Bürgerbeteiligungsmodell im Frühjahr 2024, nach erfolgter Genehmigung und Teilnahme an dem bundesweiten Ausschreibungsverfahren der Bundesnetzagentur“, erklärt Lisa Schmees, Pressesprecherin (Schwerpunkt Energie und Glasfaser), auf Nachfrage.
Konkret: „Vorgesehen ist eine Bürgerbeteiligung über Nachrangdarlehen, wie wir sie bereits bei Projekten aus dem Photovoltaikbereich erfolgreich durchgeführt haben“, erklärt Lisa Schmees. Eröffnen wollen die Stadtwerke diese Art des Crowdfundings nicht nur Bürgerinnen und Bürgern in Südlohn, sondern auch in Stadtlohn, Velen und Gescher. „Also im unmittelbaren Umfeld der geplanten Anlagen", so Schmees.
Im Oktober hatten die Stadtwerke ein Beteiligungsvolumen von bis zu 1,5 Millionen Euro in Aussicht gestellt (je nach Nachfrage). Die individuelle Beteiligung läge in der Regel zwischen 500 und 5000 Euro, maximal 25.000 Euro (Laufzeit: 10 Jahre), mit jährlicher Verzinsung. „Zahlreiche Details zur Beteiligung sind zu diesem frühen Projektzeitpunkt noch nicht final geklärt“, betont Lisa Schmees aber.
Der genaue Zeitplan hängt weiter vom Genehmigungs- und Ausschreibungsverfahren ab. „Interessierte Bürgerinnen und Bürger können sich auf der Infoseite (https://buergerbeteiligung.stadtwerke-muenster.de) für einen Newsletter anmelden, um den Start nicht zu verpassen. Erfahrungsgemäß sind die Anteile in kurzer Zeit ausgeschöpft“, so Lisa Schmees. Die Genehmigung wird für den Sommer 2023 erwartet.
Anlieger werden nicht direkt finanziell beteiligt
Was gilt für die direkt betroffenen Anlieger? Anwohner mit einer Entfernung zwischen 750 und 1000 Metern (3,1-faches der Anlagenhöhe) zu den Windenergieanlagen werden nicht direkt finanziell beteiligt. Diese Anwohner können ebenfalls im Rahmen der Bürgerbeteiligung vom Projekt profitieren, so die Stadtwerke. Profitieren könne auch die Gemeinde: „Sie kann mit zusätzlichen Steuereinnahmen rechnen“, erklärt Lisa Schmees.
Thema im nächsten Umweltausschuss
- Die Beteiligung der Allgemeinheit an Energieprojekten wird auch in der kommenden Sitzung des Umweltausschusses am Mittwoch, 14. September, ab 18 Uhr im Rathaus sein.
- Bei den Beratungen – zuletzt zum Thema Freiflächenphotovoltaik im Bauausschuss im Mai dieses Jahres – war stets angemerkt worden, dass bei diesen Projekten auch eine finanzielle Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger ermöglicht werden sollte (Bürgerwindparks/Bürgersolarparks).
- Weitere Themen im öffentlichen Teil sind unter anderem der Entwurf des Brandschutzbedarfsplanes der Gemeinde Südlohn, ein erster Erfahrungsbericht zur Schlingefietse sowie WSO-Anträge zu Beleuchtung und Maßnahmen an Bushaltestellen.