46-jährige Russin will sich in Südlohn taufen lassen

Gesegnet in ein neues Leben

Es ist eine Geschichte über wahre Freundschaft. Über gelungene Integration, über die Hoffnung auf ein sicheres Leben. Doch es ist auch eine Geschichte über Gewalt, Leid und Angst. Die Russin Janna Adjimurzaeva ist mit ihren Töchtern nach Deutschland geflohen – vor ihrem gewalttätigen Mann. Weil sie mit ihm und seinem muslimischen Glauben nichts mehr zu tun haben will, möchte sie sich nun in der St.-Vitus-Kirche taufen lassen.

SÜDLOHN

, 27.09.2016, 17:55 Uhr / Lesedauer: 2 min
Janna Adjimurzaeva kann wieder lachen: Das Taufoutfit sitzt und die Taufkerze ist so gut wie fertig.

Janna Adjimurzaeva kann wieder lachen: Das Taufoutfit sitzt und die Taufkerze ist so gut wie fertig.

Deutschland ist ihre große Hoffnung, ihr Start in ein neues Leben. Im Januar 2015 nahm Janna Adjimurzaeva all ihren Mut zusammen, packte zwei Taschen, nahm ihre beiden Töchter und stieg in ein Flugzeug nach Deutschland. In Russland hielt sie es nicht mehr aus: Jeder Tag in der Stadt Mahachkala, der Hauptstadt der russischen Teilrepublik Dagestan am Kaspischen Meer, war von Gewalt bestimmt, machte ihr das Leben zur Hölle. „Mein Mann hat uns jeden Tag geschlagen. Immer und immer wieder“, sagt die 46-Jährige.

Freundin gefunden

Darüber zu reden – das fällt ihr schwer. Ihre Augen füllen sich mit Tränen, laufen ihre Wange herunter. In solchen Momenten ist Janna nicht allein – die Südlohnerin Laurence Tenk nimmt ihre Hand und lächelt sie an. „Jetzt ist alles gut, Janna. Jetzt bist du in Sicherheit.“

Kennengelernt haben sich die beiden Frauen in der Flüchtlingsunterkunft in Südlohn, in der Janna mit ihren Töchtern wohnt. Laurence Tenk ist im SC Südlohn aktiv – im Rahmen des „Arbeitskreises gegen Rechts – für Toleranz in Südlohn und Oeding“ war sie mit ihren Kollegen in den Flüchtlingsunterkünften unterwegs – auf der Suche nach Kindern, die Sport machen wollen. Eine von Jannas Töchtern spielt nun Fußball und hat viele neue Freundinnen gefunden, die andere Tochter ist begeistertes Mitglied der Jugendfeuerwehr. Die kleine Familie ist ein gutes Beispiel dafür, dass Integration klappen kann. Ihre älteste Tochter lebt mit ihrem rumänischen Mann in Bielefeld.

Zwei Putzjobs gefunden

Für Laurence Tenks Einsatz wollte sich Janna bedanken und stand eines Tages mit selbst gekochtem russischem Essen vor ihrer Haustür. „Janna ist so eine herzliche Person. Ich habe sie sofort in mein Herz geschlossen“, erzählt Laurence Tenk. Nun verdient sich die Russin etwas Geld über die Minijob-Zentrale dazu – durch einen Putzjob bei Laurence Tenk und einer weiteren Südlohner Familie.

Mit einem strahlend weißen Kostüm steht Janna nun im Garten von Laurence Tenk, vor einem Apfelbaum. Stolz hält sie eine Kerze in der Hand. Es ist eine Taufkerze, denn schon bald will Janna zum katholischen Glauben konvertieren. „Mit dem muslimischen Glauben will ich nichts mehr zu tun haben. Das alles erinnert mich zu sehr an meinen Mann. Das war eine schreckliche Zeit“, erzählt sie und weint wieder. Die Taufe ist für sie ein symbolischer Neustart. Ab jetzt soll alles besser werden. Als Janna die Taufkerze sieht, strahlt sie über das ganze Gesicht, die Tränen sind vergessen. Laurence Tenk wird ihre Taufpatin sein.

Von Anfang an waren Janna und ihre Töchter begeistert vom beschaulichen Südlohn. „So viel Grün, so viele Blumen, so viele Bäume. Es ist so schön hier“, erzählt Janna und zeigt auf die Gänsehaut auf ihrem Arm.

Kampf für ein Leben in Deutschland

Zurück nach Russland will sie auf keinen Fall. Doch ob sie wirklich in Südlohn bleiben kann, steht noch nicht fest. Dafür will sie kämpfen, denn nach und nach geht es ihr und ihren Töchtern besser. Die Mädchen kommen gut in der Schule zurecht, Janna hat zwei Mal in der Woche Deutschunterricht und zusammen bereitet sich die kleine Familie auf die Heilige Kommunion vor. Nach Jannas Taufe in der St.-Vitus-Gemeinde sollen irgendwann auch die Mädchen getauft werden.

„Ich kann mich nicht genug bei all den Menschen in Südlohn bedanken, die mir so toll geholfen haben. Ich bin so dankbar und wirklich sprachlos“, sagt Janna und lächelt. Mit Freunden an der Seite geht eben alles leichter.