„Ich bin Lena, bin 37 Jahre jung und ich leide an primär progredienter Multipler Sklerose.“ Mit diesem Satz hat die Stadtlohnerin Lena Meiering am Wochenende in Stadtlohn und weit darüber hinaus eine riesige Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft ausgelöst. „Das ist der Wahnsinn. Mir fehlen einfach die Worte“, sagte Lena Meiering am Montagnachmittag im Gespräch mit unserer Redaktion.
„Ich bin Mama von zwei wundervollen Kindern und ich möchte alles dafür tun, um sie auch weiterhin auf ihrem Lebensweg begleiten zu können“ sagt Lena Meiering in einem Youtube-Video, das sie am Sonntagmorgen (29. Januar) auf der Internet-Spendenplattform „Gofundme“ verlinkt hat. 55.000 Euro benötigte sie für ihre letzte Therapiehoffnung, für eine Stammzellentransplantation in Mexiko.

Nur wenige Stunden nach dem Start der Spendenaktion war die Summe schon am Sonntagnachmittag beieinander. „Ich habe den Transplantationstermin in Mexiko schon bestätigt. Jetzt werden die Flugtickets für den 5. März gebucht“, sagt Lena Meiering, die den schnellen Erfolg der Spendenaktion noch gar nicht fassen kann.
Und der Spendenstrom riss auch am Montag noch nicht ab. Am Nachmittag wuchs das Spendenkonto auf fast 95.000 Euro an. 1800 Spender, viele Stadtlohnerinnen und Stadtlohner, hatten sich daran beteiligt. Sie wollten die Familie nicht nur bei den Behandlungskosten unterstützen, sondern auf ihrem schweren Weg den Rücken stärken.
Hiobsbotschaft vor der Trauung
Rückblende: Vor zweieinhalb Jahren schien Lena und Jörg Meierings Glück nahezu perfekt. Im Autokino im Berkelstadion hatten die beiden ihre standesamtliche Hochzeit gefeiert. Zwei Kinder, heute drei und sechs Jahre alt, komplettieren das Familienglück. Die gelernte Reisekauffrau arbeitete in einem IT-Unternehmen. Im Juni 2022 sollte die kirchliche Trauung gefeiert werden. „Alles war organisiert, die ganze Feier stand schon“, sagt Lena Meiering.
Vier Wochen vor dem Hochzeitstermin kam dann aber die niederschmetternde Diagnose: primär progrediente Multiple Sklerose (PPMS). Die 37-Jährige sagt: „Die Diagnose PPMS hat meinen Traum von einem normalen Leben vollständig zerstört. Ich habe bereits viele Behandlungen ausprobiert. Aber es wird einfach jeden Tag immer schlimmer. Ich schaffe es oft nicht einmal mehr zu Fuß bis zum Kindergarten meiner Kinder, der nur 250 Meter entfernt ist.“
Stolpern war erstes Symptom
Im Herbst 2021 hatte alles scheinbar ganz harmlos angefangen. „Beim Spazierengehen bin ich gestolpert, zunächst nur einmal, dann immer häufiger. Ich dachte, mit meinem Knie stimmt irgendetwas nicht.“ Es folgten zahlreiche Untersuchungen. Zuerst beim Orthopäden, später beim Neurologen. Dann lag die schlimme Diagnose auf dem Tisch: PPMS. Lena und Jörg Meiering waren geschockt.
Lena Meiering zeigt sich aber von Anfang an auch kämpferisch. „Da hat sich PPMS aber die Falsche ausgesucht“, sagt sie. Die Stadtlohnerin weiß, dass diese Form der Multiplen Sklerose nicht heilbar ist. Und sie erwartet auch keine Wunder. „Aber ich würde alles auf mich nehmen, um den Krankheitsverlauf zu verlangsamen oder zu stoppen.“
Hoffnung auf mehr Zeit
Lena Meiering sieht in der autologen Stammzellentransplantation (aHSCT) in Mexiko ihre einzige Chance. „Diese Behandlung hat bei Patienten mit PPMS viele positive Ergebnisse gezeigt“, sagt sie. Die Kosten in Höhe von 55.000 Euro werden allerdings von der Krankenkasse nicht übernommen, da die Stammzellentransplantation in Deutschland noch keine offiziell zugelassene Therapiemöglichkeit für PPMS ist.
Lena Meiering will den Weg dennoch gehen. „Wenn ich nichts tue, werde ich in absehbarer Zeit ein Vollpflegefall werden. Das möchte ich meinen Kindern ersparen. Ich habe riesige Angst, was als Nächstes kommen wird. Und ich habe die Hoffnung, dass mir durch die Therapie mehr Zeit geschenkt wird.“
10.000-Euro-Einzelspende
Am Sonntagmorgen setzte Lena Meiering die Spendenkampagne online. Sie ging sofort viral. In sozialen Netzwerken wurde der Aufruf vielfach geteilt. Ein wahrer Spendensegen setzte ein. Im Minutentakt gingen Spenden ein. 1800 Spenderinnen und Spender hatten bis Montagmittag bereits rund 95.000 Euro gespendet. Lena Meiering: „Ich hatte insgesamt im besten Fall mit höchstens 10.000 bis 20.000 Euro gerechnet.“
Viele Spender blieben anonym, viele nannten ihren Namen, viele Spender gaben 5, 10 oder 20 Euro, manche aber sogar 1000 Euro, einer sogar 10.000 Euro. „Das waren Verwandte“, sagt Lena Meiering. „Ich bin unendlich dankbar. Und fast alle, ob Verwandte, Freunde, Bekannte oder namenlose Spender, verbanden ihre Spende mit guten Wünschen und Ermutigungen für die Familie Meiering.“
Die Sorge um die Krankheit bleibt. Aber die Sorgen um die Behandlungskosten spielen nun keine Rolle mehr. Das erfüllt Lena und Jörg Meiering mit großer Dankbarkeit. „Es ist ja nicht nur das Geld, das uns hilft. Die Unterstützung und Anteilnahme sind eine tolle Ermutigung“, sagt Lena Meiering. „Mut und Zuversicht sind ja genauso wichtig wie die Therapie.“
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