Typisierungsaktion Stadtlohner Schüler stehen Schlange für den Kampf gegen Blutkrebs

Typisierungsaktion: Schüler stehen Schlange für den Kampf gegen Blutkrebs
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„Mund auf gegen Blutkrebs“ – für Anton Völker (18) ist das Ehrensache. Und für viele seiner Mitschüler ebenfalls. Die meisten der rund 170 Oberstufenschülerinnen und -schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums standen am Dienstagmorgen Schlange für den Wattestäbchentest.

Zum zweiten Mal nach 2019 hatte die Schule zu einer großen DKMS-Typisierungsaktion für Stammzellenspender eingeladen. DKMS steht für Deutsche Knochenmarkspenderdatei. Zuvor gab es aber jede Menge Informationen. Wichtiger noch: Petra Nordkamp, die Mutter einer GSG-Schülerin, sprach über ihre eigenen, ganz persönlichen Erfahrungen als Knochenmarkspenderin.

Spenderin Petra Nordkamp (l.) und Esra Demircioglu (r.) von der DKMS
Petra Nordkamp (l.) berichtete den Schülern über ihre persönlichen Erfahrungen als Stammzellenspenderin, Esra Demircioglu (r.) von der DKMS informierte über die Krankheit Blutkrebs und den Ablauf von Typisierung und Spende. © Stefan Grothues

2015 hatte sich die heute 51-jährige Petra Nordkamp im Rahmen der großen Stadtlohner Typisierungsaktion für die kleine Romy in der DKMS-Spenderdatei registrieren lassen. 2017 wurde es dann ernst. „Als ich die Nachricht bekommen habe, dass ich Spenderin sein könnte, bin ich richtig blass geworden.“

Lange überlegen musste Petra Nordkamp aber nicht, auch nicht als sich herausstellte, dass die Entnahme der Stammzellen in ihrem Fall nicht einfach über eine Blutwäsche erfolgen kann. Unter Vollnarkose wurde ihr das Knochenmark aus dem Beckenkamm entnommen. „Das hat zwei, drei Tage wehgetan, aber schlimm war es nicht.“

„Ich würde es wieder tun“

Ein knappes Jahr später erfuhr Petra Nordkamp, dass die Empfängerin ihrer Knochenmarkspende, eine 54 Jahre alte Frau aus Tschechien, gestorben war. „Das war eine traurige Nachricht. Aber vielleicht hat sie ja wegen der Spende noch ein halbes Jahr länger gelebt“, sagt Petra Nordkamp. Die Spenderin betonte vor den Schülern in der Schulaula: „Ich würde es sofort wieder tun.“

Für Anton Völker stand die Entscheidung aber schon vorher fest. „Ich musste nicht erst überzeugt werden. Die Typisierung ist ja mehr als einfach. Und wenn ich so zum Lebensretter werden könnte, dann mache ich das natürlich“, sagt der 18-Jährige, der nach dem Abi im Sommer eine Ausbildung als Landmaschinenmechatroniker antreten will.

Ein DKMS-Testset für die Typisierung von potenziellen Spendern
Ein DKMS-Testset für die Typisierung von potenziellen Spendern © Valéry Kloubert

Anton Völker war mit der Materie wie manch anderer Schüler auch schon vertraut. „Meine Eltern sind auch schon typisiert. Die Schwägerin eines Nachbarn war an Blutkrebs erkrankt“, sagt er. Und der 18-Jährige hat mitbekommen, dass in diesen Wochen viele Typisierungsaktionen für den kleinen Titus (2) aus Gescher stattfinden.

Es hätten sich schon vor der Schulaktion rund 20 Oberstufenschüler in Eigeninitiative typisieren lassen, so GSG-Schulleiter Jochen Wilsmann. „Die Schüler haben jetzt frei, quasi als Belohnung.“ Gleichzeitig betont er: „Die Typisierungsaktion beruht auf Freiwilligkeit. Wir als Schule halten nicht nach, wer sich typisieren lässt und wer nicht.“

Alle 15 Minuten schlimme Diagnose

Esra Demircioglu (23), Mitarbeiterin der DKMS, hatte die Schülerinnen und Schüler vorab in der Aula über das Problem und seine Lösung informiert: Alle 15 Minuten erhält ein Patient in Deutschland die Diagnose Blutkrebs.

Blutkrebspatienten können die Krankheit häufig nur mithilfe einer Stammzellspende eines passenden Spenders besiegen. Oft ist die Übertragung gesunder Stammzellen sogar die einzige Aussicht auf Heilung. Garantie für eine Heilung ist sie aber nicht. Registrieren lassen können sich alle gesunden Menschen im Alter von 17 bis 55 Jahren.

Spendenaktion für Romy wirkt nach

Finanziell unterstützt wurde die Typisierungsaktion im Geschwister-Scholl-Gymnasium von der „Stiftung aktive Bürger“ und von der Firma Folien Lücke, die 1500 Euro bereitstellte. „Ich halte die Typisierung für sehr wichtig“, sagt Ewelina Lücke. Sie freut sich, dass auch 18 ihrer 60 Mitarbeiter sich aktuell haben typisieren lassen. „Die meisten anderen waren es ja schon“, fügt sie hinzu.

Das liegt nicht zuletzt an der bislang größten Stadtlohner Typisierungsaktion für die kleine Romy. Deren Onkel Carsten Könning gehörte damals zu den Organisatoren. „Das war der Hammer“, sagt er. 4533 Menschen ließen sich typisieren. Was Carsten Könning besonders freut: 67 von ihnen haben danach tatsächlich Stammzellen für Blutkrebspatienten weltweit gespendet und ihnen damit eine zweite Chance auf Leben gegeben.

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