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SVS nimmt neuen Trinkwasserbrunnen in Betrieb – das Problem bleibt
Trinkwasserversorgung
Der neue Brunnen der SVS ist fertig und hat angefangen, Wasser zu fördern. Dadurch werden andere Brunnen entlastet, das Problem der Wasserknappheit könnte trotzdem wieder auftreten.
Die Versorgungsbetriebe SVS haben am Wasserwerk in Hundewick einen neuen, zusätzlichen Brunnen in Betrieb genommen. Das bedeutet aber nicht, dass damit alle Probleme behoben sind. „Wir dürfen dadurch nicht mehr Wasser fördern. Die Obergrenzen sind ganz klar festgelegt“, stellt SVS-Geschäftsführer Thomas Spieß klar.

Thomas Spieß, Daniel Terhechte und Norman Sladeczek vor dem neuen Brunnen, dessen Technik oberiridisch verbaut wurde © Victoria Garwer
Wozu also braucht es diesen zusätzlichen Brunnen? „Wir können damit die Versorgung sicherstellen und die Last besser verteilen“, erklärt der leitende Ingenieur Norman Sladeczek.
Brunnen liefen auf Vollast und haben Schaden genommen
In den vergangenen zwei sehr trockenen Sommern liefen die Brunnen der SVS dauerhaft auf Vollast. Dafür sind sie nicht ausgelegt, sodass es zu Schäden kam. „Wir haben die Brunnen alle mit einer Kamera abgefahren und sind nun dabei, sie zu sanieren“, erzählt Wasserwerkstechniker Daniel Terhechte.

Wasserwerkstechniker Daniel Terehchte lässt die sanierten Teile des Brunnens wieder in die Erde. © Victoria Garwer
An diesem Dienstag kann die Sanierung des Brunnens 2 abgeschlossen werden. Die Arbeiter sind gerade dabei, das Steigrohr und die Brunnenpumpe wieder in den Boden herabzulassen. Dann kann auch dieser Brunnen den Betrieb wieder aufnehmen.
Weniger Regen und höherer Wasserverbrauch
Und das ist dringend notwendig. Denn in der ersten Hälfte des Aprils fielen nur drei Prozent des sonst in diesem Monat üblichen Niederschlags, gleichzeitig ist es warm. Das führt dazu, dass die Menschen wieder anfangen, ihre Rasen zu sprengen und die Pools zu befüllen.
Den deutlichen Anstieg des Verbrauchs merkt die SVS schon jetzt. Normalerweise liegt der bei rund 8000 Kubikmeter am Tag, im Moment sind es rund 11.000 Kubikmeter. „Das ist ja auch klar: Die Leute sind zu Hause und machen es sich im Garten schön. Menschlich ist das nachvollziehbar, aber uns stellt das vor Probleme“, sagt Thomas Spieß.
Neuer Speicherbehälter geplant
Zur Einordnung: Der Verbrauch ist derzeit um 3000 Kubikmeter größer als normal. Das ist genau die Menge Wasser, die in den Speicherbehälter am Wasserwerk in Hundewick passt. Der Speicher füllt sich dauerhaft mit dem Wasser aus den Brunnen. Wenn aber mehr verbraucht als gefördert wird, sinkt der Wasserstand.

Hier soll der neue Wasserbehälter entstehen. © Victoria Garwer
Um solche Verbrauchsspitzen besser abfangen zu können, plant die SVS den Neubau eines Behälters in Hundewick. Die vorbereitenden Maßnahmen laufen schon, der Bau soll Mitte Mai beginnen. „Frühestens im Dezember, aber wohl eher im Frühjahr 2021 können wir ihn in Betrieb nehmen“, sagt Norman Sladeczek.
Aber noch einmal: Mehr Wasser fördern darf die SVS damit nicht, sie kann nur einen größeren Vorrat anlegen. Im vergangenen Jahr haben die Versorgungsbetriebe sogar etwas weniger Wasser gefördert als erlaubt, weil vereinfacht gesagt einfach nichts mehr da war. Der Niederschlag fehlte und somit auch die Grundwasserneubildung.
Leitungen nach Lünten und Borken
Zur Entlastung der Situation im Sommer wurde nun zudem eine Leitung zwischen Ahaus und Lünten wieder hergestellt. „In den letzten zwei Jahren haben wir dort provisorisch Schläuche verlegt, um Wasser von den Stadtwerken Ahaus zu beziehen. Jetzt haben wir eine bestehende Leitung ausgebessert und wieder in Betrieb genommen“, erklärt Thomas Spieß. Die Leitung aus Borken, von wo die SVS ebenfalls Wasser zukauft, soll ab Herbst saniert werden.
Die SVS dreht also gerade an zahlreichen Schrauben, damit es im Sommer nicht wieder zu einer Wasserknappheit kommt. Trotzdem sei es eben auch wichtig, dass die Menschen in Stadtlohn, Vreden und Südlohn sorgsam mit dem „Lebensmittel Wasser“ umgehen.
„Pflanzen und Bäume gießen, das ist ja überhaupt kein Problem. Aber ein Rasensprenger zum Beispiel verbraucht im Schnitt 600 Liter Wasser in der Stunde“, macht Thomas Spieß deutlich.
Er weiß, dass in diesem Sommer wegen der Corona-Pandemie der Wasserverbrauch vermutlich noch einmal steigen wird. Der Geschäftsführer hofft, dass wenigstens die Freibäder öffnen dürfen, damit nicht jeder einen eigenen Pool im Garten befüllt.
Als gebürtige Vredenerin habe ich mich aus Liebe zur Region ganz bewusst für den Job als Lokaljournalistin in meiner Heimat entschieden. Mein Herz schlägt für die Geschichten der Menschen vor Ort. Ich möchte informieren, unterhalten und überraschen.
