Ein kleines Rehkitz liegt regungslos in einer Wiese (Symbolbild) – die Wärmebildkamera würde das Tier wahrnehmen.

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Rehkitze retten: Stadt Stadtlohn unterstützt Suche mit ihrer Drohne

rnNatur in Stadtlohn

Jedes Jahr werden knapp 100.000 Rehkitze Opfer von landwirtschaftlichen Mähmaschinen. Mit Hilfe der Drohne der Stadt Stadtlohn können Rehkitze nun vor den Mäh- und Erntearbeiten gefunden werden.

Stadtlohn

, 27.07.2020, 16:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Viele Stellen haben in diesem Sommer schon zusammengearbeitet, um zu vermeiden, dass in Stadtlohn bei Mäh- oder Erntearbeiten Rehkitze getötet oder verletzt werden: Jäger, Landwirte und die Stadt Stadtlohn. Die Stadt nämlich stellte ihre mit einer Wärmebildkamera ausgestattete Drohne für die Rehkitzsuche zur Verfügung.

Rehkitze haben erst keinen Fluchtinstinkt

Zum Hintergrund: In der Haupterntezeit für Gras – von Anfang Mai bis Ende Juni – werden auch die meisten Rehe geboren. Während der ersten drei bis sechs Lebenswochen besitzen die Kitze einen sogenannten Drückinstinkt. Sie werden von ihren Müttern zum Schutz vor Fressfeinden im hohen Gras versteckt und dort abgelegt. Dort verharren die Rehkitze so lange zusammengekauert und fast regungslos, bis sie an dieser Stelle wieder abgeholt werden.

Einen Fluchtinstinkt besitzen sie in den ersten Wochen nämlich noch nicht und somit wird eine Mähmaschine schnell zu einer lebensbedrohlichen Gefahr, da man die kleinen Rehkitze im hohen Gras kaum wahrnehmen kann.

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Seit einiger Zeit macht es die moderne Technik durch den Einsatz von Drohnen mit einer Wärmebildkamera möglich, Rehkitze aufzuspüren und diese rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Auch in Stadtlohn. Dort laufen in dieser Hinsicht alle Fäden bei Arno Rathmer zusammen: Der Informatiker leitet im Stadtlohner Rathaus die EDV, ist Jäger und kann mit einer Drohne umgehen.

Stadt hat Drohne für die Suche zur Verfügung gestellt

„Die Stadt hatte die Drohne wegen der Maßnahmen zum Hochwasserschutz angeschafft“, erklärte Rathmer im Gespräch mit der Redaktion. Und für die Rehkitzsuche, die Arno Rathmer in seiner Freizeit ehrenamtlich durchführt, hatte die Stadt die Drohne dann zur Verfügung gestellt.

Die Drohne mit Wärmebildkamera wurde am erfolgreichsten in den frühen Morgenstunden eingesetzt: Dann ist der Temperaturunterschied am größten und ein kleines Reh mit einer Körpertemperatur von circa 39 Grad hebt sich deutlich sichtbar von der Umgebung ab.

Diese Drohne hat sich die Stadt Stadtlohn angeschafft. Sie stellt sie dem Hegering zur Verfügung bei deren Suche nach Rehkitzen.

Diese Drohne hat sich die Stadt Stadtlohn angeschafft. Sie stellt sie dem Hegering zur Verfügung bei deren Suche nach Rehkitzen. © Stadt Stadtlohn

„Wir sind dieses Jahr acht Mal geflogen“, berichtete Arno Rathmer. Direkt habe er kein Rehkitz mit der Wärmebildkamera entdeckt. „Aber durch das Fliegen und die anderen Maßnahmen haben wir die eine oder andere Ricke mit dem Nachwuchs verscheucht“, berichtet der Jäger.

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Zusätzlich zum Drohnenflug haben die Helfer – Aktive des Hegerings, Landwirte, Jagdaufseher – auch Tüten aufgehängt, batteriebetriebene Radios laufen lassen oder großzügig Parfüm versprüht – alles Maßnahmen, die die Ricken aufmerksam werden lassen.

In Stadtlohn war die Drohne vor allem über Wiesen im Einsatz, „aber im Bockwinkel zum Beispiel haben wir auch Roggenfelder abgeflogen“, erzählt Arno Rathmer. Auch wenn jetzt kein Rehkitz direkt gefunden wurde, „wir sind ja froh um jedes Lebewesen, das wir retten können“, so der Jäger.

Menschliche Witterung wäre fatal

Wenn es dazu kommen sollte, dass ein Kitz gefunden wird, kann es dann von Helfern in einem vorher entsprechend vorbereiteten Karton oder Korb aus der Wiese hinausgetragen und an einem sicheren Ort in der Nähe wieder abgelegt werden. Dort wird es dann von seiner Mutter nach kurzer Zeit wieder aufgefunden und abgeholt. Dabei müsse beachtet werden, dass die Kitze keine menschliche Witterung haben, da sie sonst von ihren Müttern verstoßen oder von Fressfeinden gefunden werden könnten.

Drohnen und insbesondere die Wärmebildkameras sind bei der Rettung von Rehkitzen natürlich eine kostspielige Sache. So hatte die Stadt Stadtlohn angeboten, mit ihrer Drohne den Hegering Stadtlohn-Südlohn-Oeding bei der Rehkitzrettung zu unterstützen. „Das war eine gute Sache“, betonte Hegeringsleiter Ulrich Behmenburg im Telefonat mit der Redaktion.

Angebot besteht auch 2021

Anfragen sind über den Hegeringleiter Ulrich Behmenburg möglich. Seine Kontaktdaten können auf der Internetseite des Hegerings Stadtlohn-Südlohn-Oeding eingesehen werden (www.hegeringsso.de).