Rat beschließt das Aus für die Johannesschule

Emotionen schwangen mit

Der große Sitzungssaal war am Mittwochabend fast zu klein für die Ratssitzung. Stühle wurden nachgeholt, sogar der Pressetisch wurde mit in Beschlag genommen. Das Interesse über die Entscheidung zur Johannesschule war groß. Rund 20 Schüler waren zuvor mit ihren Eltern von ihrer Schule zum Rathaus marschiert, um das Ende möglicherweise noch abzuwenden - doch genutzt hat es nichts. Die Förderschule wird zum 1. August 2016 geschlossen.

STADTLOHN

, 10.09.2015, 18:32 Uhr / Lesedauer: 2 min

Mit Plakaten und Pfeifen zogen die Schüler über die Mühlenstraße zum Rathaus. Raphael Roters (14), stellvertretender Schülersprecher der Johannesschule, hatte am Vormittag noch einmal in allen Klassenzimmern Werbung für die Aktion gemacht. "Es sind zwar nicht viele mitgekommen, aber immerhin einige", sagte der Neuntklässler.

Auch wenn die Schüler noch ein wenig Spaß bei der Aktion hatten, war es für die Eltern bitterer Ernst. Mit angespannten Gesichtern verfolgten sie die politische Debatte, bei der es um die Zukunft ihrer Kinder ging. Auch Schulleiterin Margarete Wolter verfolgte die Sitzung.

Punkt vorgezogen

Aufgrund des großen Interesses zog Bürgermeister Helmut Könning den Tagesordnungspunkt an die erste Stelle, wohl auch, um möglichst bald wieder Ruhe in die Sitzung zu bekommen. Doch auch der erste Bürger der Stadt rang kurzzeitig mit der Fassung, als er sagte: "Ich habe den Prozess lange begleitet und viele, sehr beeindruckende Gespräche mit den Eltern geführt. Und ich kann Ihnen sagen: Das ist die schwerste Entscheidung in meiner Amtszeit." Aber das Gesetz sei in der Welt und habe Rechtskraft, "also müssen wir uns auch daran halten".

Beste Lösung für die Kinder

Auch wenn es schwer falle, sei die Entscheidung, die Johannesschule im nächsten Jahr zu schließen, die beste Lösung für die Kinder. Denn: Eine kreisweite Lösung sei nur dann möglich, wenn alle Kommunen mitziehen. "Wir wollen uns dem Konzept Kreisförderschule nicht in den Weg stellen, denn nur so sei sichergestellt, dass die Förderschulkinder keine allzu weiten Wege auf sich nehmen müssen", so Könning weiter.

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Dem schlossen sich auch die Sprecher aller Fraktionen in ihren sachlichen, zum Teil aber auch emotionalen Stellungnahmen an. Berthold Dittmann (SPD): "Über die Qualität der Schule brauchen wir hier nicht reden, die gute Arbeit ist allen bekannt. Aber wir müssen nun zum Wohle der Kinder entscheiden und wollen den Eltern keinen Sand in die Augen streuen." Das Augenmerk müsse nun auf eine akzeptable Beförderung der Schüler gelegt werden, um die Familien nicht noch mehr zu belasten. Applaus aus den Besucherreihen unterstrich den Vorschlag.

Auch die UWG tat sich schwer mit der Entscheidung. "Ich kann mir diese Schulform in Stadtlohn nicht wegdenken", sagte Martin Kömmelt. Aber für die Kinder sei es die bessere Lösung, zwei Schul-Standorte hier im Kreis zu haben.

Kritik an Schulministerin

Aber: "Die Regelschulen sind hier nicht auf den inklusiven Unterricht vorbereitet. Da hat Frau Löhrmann den zweiten Schritt vor dem ersten gemacht", kritisierte Kömmelt die NRW-Schulministerin. Bernd Schöning (FDP) brachte es auf den Punkt: "Die Johannesschule oder die Politik hatte keine Chance, sich zu wehren. 144 Schüler waren von vorneherein nicht zu erreichen." Wichtig sei jetzt, das Johannes-Förderwerk mit den anderen Schulen zusammenzubringen, damit wenigstens die Strukturen erhalten blieben. "Wir stimmen schweren Herzens der Schließung zu, vor allem zum Wohle der Kinder", sagte Marion Ballenthin (CDU).

Am Ende war Entscheidung, die Johannesschule zu schließen, einstimmig. Michael Wenning von der Elterninitiative wurde auf Antrag der FDP Rederecht eingeräumt und bedankte sich trotz des Ergebnisses für die gute Zusammenarbeit beim Bürgermeister und dem Schulausschuss.