Melanie (44) und Hanno Strotmann (47) aus Stadtlohn wagen einen Neuanfang. Fast 25 Jahre haben die beiden als Erzieherin bzw. Erzieher mit heilpädagogischer Zusatzausbildung in der Behindertenhilfe gearbeitet. Ein schöner Beruf, sagen die beiden. „Aber jetzt ist es Zeit, mal etwas ganz Neues zu bewegen“, sagt Melanie Strotmann.
Möglichst noch vor Weihnachten wollen die Strotmanns das „Unverpackt Stadtlohn“ an der Grabenstraße (vormals Möbel Mensing) eröffnen: einen Unverpacktladen für „entschleunigtes und nachhaltiges Einkaufen“. Dafür rackert das Ehepaar zurzeit von früh bis spät. Gerade sind die Fußbodenleger da, Hanno Strotmann schwingt die Farbrolle. „Und ich bin für alles gleichzeitig zuständig“, sagt Melanie Strotmann und lacht.

Die beiden sind voller Tatkraft. Was treibt sie an? „Wir haben die Vision, unsere Körper und unsere Umwelt ein wenig plastikfreier machen. Und wir wollen den Stadtlohnern zeigen, dass unverpackt Einkaufen nicht kompliziert ist und Spaß macht“, sagt Melanie Strotmann.
Unverpacktläden sind Einzelhandelsgeschäfte, die fast ihr gesamtes Sortiment ohne Verpackungen anbieten. Ziel ist es, Lebensmittelabfall und Verpackungsmüll zu vermeiden.
Die ersten Unverpacktläden eröffneten in Deutschland vor rund zehn Jahren. Heute sind auf der Deutschlandkarte des Verbandes der Unverpacktläden über 300 Markierungen zu sehen. Jede steht für einen Unverpacktladen. Oder, wie im Fall Stadtlohn, für einen Unverpacktladen „in Planung“.
Kaffee und Gebäck
Über das Planungsstadium aber sind Melanie und Hanno Strotmann schon weit hinaus. Schon seit fast einem Jahr bereiten sich die beiden auf die Geschäftseröffnung vor, suchen nach regionalen Erzeugern und Bioprodukten, um ein nachhaltiges und breites Sortiment anbieten zu können.
Noch haben auf der rund 200 Quadratmeter großen Ladenfläche die Handwerker das Sagen. Aber Melanie Strotmann sieht schon das fertige „Unverpackt Stadtlohn“ vor ihrem geistigen Auge: „Hier im Eingangsbereich wird es eine gemütliche Sitzecke geben, mit einem Sofa, Stühlen und Tischen. Es gibt Kaffee und hausgemachten Kuchen.“ Noch vor Weihnachten soll es so weit sein. „Wir sind aber noch nicht ganz sicher, ob das wirklich klappt“, sagt Hanno Strotmann.
Viele regionale Produkte
Seine Frau Melanie zeigt, wo die Ladentheke stehen wird und die Waage, mit der die Kunden vor dem Einkauf ihre mitgebrachten Behältnisse wiegen können. Schließlich sollen sie ja am Ende nur die selbst abgefüllten Nudeln, Nüsse, Hülsenfrüchte, den Reis oder das Müsli bezahlen und nicht die eigene Verpackung.
Die Lebensmittel werden in 12 bis 17 Liter großen Spezialbehältnissen aufbewahrt und können hygienisch einwandfrei „gezapft“ werden. Das Angebot ist vielfältig, verspricht Melanie Strotmann.
Regionalität ist für sie ein wichtiges Kriterium. Die Wege sollen kurz sein. Die Eier kommen aus Südlohn, Käsespezialitäten aus Dingden, der Honig aus Stadtlohn. In Stadtlohn werden auch die Kaffeespezialitäten geröstet, die das „Unverpackt“ anbietet.
Gemüse aus Bio-Anbau
Obst und frisches Biogemüse gehören ebenfalls zum Sortiment. Auch das Gemüse hat den kürzest möglichen Weg. Es stammt aus dem Anbau von Bio-Lesker in Stadtlohn. Mittelfristig ist auch eine Milchtankstelle in Planung.
Ganz wichtig ist Melanie Strotmann eines. Das „Unverpackt Stadtlohn“ soll kein Laden für „Sektierer“ sein. „Ich habe vollstes Verständnis dafür, dass Menschen auch günstig beim Discounter einkaufen. Wir haben keinen Ausschließlichkeitsanspruch. Wir wollen aber zeigen, dass es auch anders geht.“

Unverpacktläden, so Melanie Strotmann, vermeiden nicht nur Müll und schonen Ressourcen. Sie verhindern auch übervolle Schränke und Schubläden in der Küche. „Es gibt ja Lebensmittel und Zutaten, die man nicht so häufig braucht. Die können hier auch passgenau in kleinen Mengen eingekauft werden.“
„Gerade Single-Haushalte profitieren von der Möglichkeit, eine kleine Menge einkaufen zu können“, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung des Unverpacktverbandes, dem auch die Strotmanns angehören.
Trotz der gegenwärtigen krisenbedingten Kaufzurückhaltung, die auch den Unverpacktläden zu schaffen machen, ist der Verband davon überzeugt, dass die Idee langfristig funktioniert, weil sie nachhaltig und zukunftsweisend sei. Außerdem sei unverpacktes Einkaufen ein echtes Einkaufserlebnis.
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