Eingeschlagen hatte erst Ende Juni die Nachricht, dass das Unternehmen Hülsta trotz des laufenden Insolvenzverfahrens ein Millionensponsoring beim Fußball-Zweitligisten FC Schalke 04 eingegangen ist. Oder besser: Die schon bestehende Partnerschaft wurde um das Ärmelsponsoring ausgeweitet.
Ganze knapp sechs Monate später folgt die nicht minder überraschende Nachricht: Der Traditionsclub aus Gelsenkirchen hat den Vertrag mit dem angeschlagenen Möbelhersteller aus Stadtlohn gekündigt. Das gab der Verein am Mittwoch (20.12.) bekannt.
Königsblau macht von seinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch. Auch seitens Hülstas hat es offensichtlich kein Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit gegeben. Obwohl seit dem Vertragsabschluss bis heute eben gerade einmal knapp sechs Monate vergangen sind. Der neue Hülsta-CEO Mike Hemmerich hat den „Sinneswandel“ erläutert.
Schalke hatte Alternativen geprüft
Bekanntlich hatte Schalke im Zuge des laufenden Insolvenzverfahrens von Hülsta bereits verkündet, dass man „alternative Handlungsoptionen prüfe“ (wir berichteten). Wie die Königsblauen nun berichten, hatte der Insolvenzverwalter des Unternehmens aus Stadtlohn zwischenzeitlich mitgeteilt, dass die Hülsta AG & Co. KG als Vertragspartner „kein Interesse an der Fortsetzung des Vertragsverhältnisses“ habe, solange sie sich im Insolvenzverfahren befindet.
Zum Hintergrund: Bei der Hülsta AG & Co. KG handelt es sich um eine reine Holding ohne operativen Betrieb, deren Insolvenzverfahren im November technisch bedingt war. Parallel konnte am 9. November jenes für die Hülsta-Werke insgesamt bekanntlich beendet werden.

Christina Rühl-Hamers, Mitglied des Schalker Vorstands, nennt den Schritt „unumgänglich“: Auch wenn die Unternehmensgruppe Hülsta in den vergangenen Jahren ein zuverlässiger Partner gewesen sei, habe S04 „in dieser Saison keine Zahlungen durch den aktuellen Partner erhalten“.
Die Knappen hatten bereits in den vergangenen Wochen, während Gespräche über eine mögliche Neuaufstellung der Partnerschaft stattfanden, die Werbemaßnahmen für Hülsta reduziert. Nun würden sie mit sofortiger Wirkung eingestellt und sämtliche Leistungen endgültig gestoppt.
Der neue Hülsta-CEO Mike Hemmerich erläutert: „Als neue Geschäftsführung der Traditionsmarke haben wir die Möglichkeiten einer weiteren Kooperation intensiv geprüft. Vor dem Hintergrund anhaltender Investitionen muss Hülsta aber klare Prioritäten setzen.“ Die Entscheidung sei „im Sinne des langfristigen Unternehmenserfolgs und zum Wohle unserer Belegschaft getroffen“ worden. Es sei keine Abwendung von Schalke 04.
Ein weiterer Baustein in der Chronologie: Vor gut zwölf Monaten erst hatte Hülsta Eigeninsolvenz angemeldet. 229 Mitarbeiter waren entlassen worden. Im Januar wurde bekannt, dass die Standorte Stadtlohn und Ottenstein am Hauptsitz in Stadtlohn zusammengelegt werden. Im April kam dann die erste unvorhersehbare Entwicklung: Hülsta kaufte einen Küchenhersteller.
Die nächste folgte Ende Juni mit dem Ärmelsponsoring bei Schalke: Laut Dr. Thomas Knecht, dem damaligen Alleingesellschafter, müsse dies von der Eigeninsolvenz „abgekoppelt“ werden. Der Ausbau der Partnerschaft mit Schalke helfe dem Unternehmen, „die Marke Hülsta zu stärken und im Markt sichtbar zu sein“.
Kurzfristiger Sinneswandel
Im Oktober dann eine weitere überraschende Entwicklung: Dr. Thomas Knecht verließ das Unternehmen. Im Zuge dessen wurde das Eigeninsolvenzverfahren in eine Regelinsolvenz umgewandelt.
Im Zusammenhang mit Knechts Ausscheiden hatte Hülsta betont, dass es für die weitere Entwicklung der Firma nötig sei, dass „der Hauptfinanzierer sein Engagement fortführt und die notwendigen Mittel bereitstellt, um so das Geschäft der Gesamtgruppe künftig weiterzuentwickeln“. Hülsta selbst nennt den Namen des Investors nicht. Laut Medienberichten soll es sich um das Family Office Drengenberg aus Norddeutschland handeln.
Der Vertrag als Ärmelsponsor war ursprünglich bis 2026 abgeschlossen worden. Bereits seit 2020 arbeitete das Unternehmen mit dem Fußballverein zusammen. Wer übrigens noch ein Trikot mit dem Hülsta-Logo sucht, der kann noch eines ergattern: Bereits mit dem Hülsta-Logo beflockte Exemplare werden bis auf Weiteres im Verkauf verbleiben, teilt Schalke mit. Dies ist auch eine Entscheidung im Sinne der ökologischen Nachhaltigkeit.
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