Christa Gottschlich, Margret Elsing und Waltraud Florin (von links) genießen das Ende eines Bilderbuchsommers im Stadtlohner Freibad.

Christa Gottschlich, Margret Elsing und Waltraud Florin (von links) genießen das Ende eines Bilderbuchsommers im Stadtlohner Freibad. In einer Woche startet die Hallenbadsaison – mit abgesenkten Temperaturen. © Stefan Grothues

Nach Bilderbuchsommer im Freibad bereitet Stadtlohns Hallenbad Sorgen

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Eine Bilderbuchsaison im Freibad geht am Sonntag zu Ende. Im Hallenbad wird es wegen der Energiekrise etwas kühler. Und eine Frage steht im Raum: Muss Stadtlohn ein neues Hallenbad bauen?

Stadtlohn

, 02.09.2022, 16:45 Uhr / Lesedauer: 3 min

„Es ist fantastisch! Ich bin jeden Tag hier.“ Christa Gottschlich zieht an diesem Freitagmittag zusammen mit Margret Elsing und Waltraud Florin ihre Bahnen im Stadtlohner Freibad. Das Trio hat in diesem Jahr eifrig zur guten Freibadstatistik beigetragen.

Schwimmmeister Oliver Karlsberg freut sich: „Das war ein Bilderbuchsommer für uns!“ 33.500 Freibadgäste haben er und sein Team in diesem Sommer gezählt. „Damit können wir an die Spitzenjahre vor der Corona-Pandemie anknüpfen“, sagt er. Im letzten Jahr kamen nur rund 20.000 Badegäste ins Freibad.

Oliver Karlsberg machte zum Auftakt der Freibadsaison fürs Foto einen Temperaturtest mit dem dicken Zeh.

Oliver Karlsberg machte zum Auftakt der Freibadsaison fürs Foto einen Temperaturtest mit dem dicken Zeh. © Stefan Grothues

In diesem Jahr könnte sogar noch die 34.000er-Marke geknackt werden: Mit bis zu 27 Grad lockt auch am Samstag und Sonntag (3./4. September) perfektes Badewetter ins Freibad. Am Montag ist endgültig Schluss. Vom 5. September bis einschließlich 9. September bleiben die Schwimmer auf dem Trockenen. Am Samstag, 10. September, startet Stadtlohn dann in die Hallenbadsaison.

Aber die wird für die Badegäste etwas kühler werden als die letzte. Um in der Energiekrise Gas zu sparen, wird die Wassertemperatur im Hallenbad von 28 auf 27 Grad gesenkt, die Raumtemperatur von 29 auf 28 Grad. Der bisherige Warmbadetag am Dienstag (Wassertemperatur 30 Grad) wird gestrichen.

„Ein Grad weniger macht uns nichts aus“, sagt Christa Gottschlich. „Aber für die Kinder ist es nicht so schön. Die frieren ja schneller“, sagt Margret Elsing. Sie bedauert auch den Wegfall des Warmbadetags.

Deutliche Gaseinsparung durch Temperatursenkung erwartet

„Das ist mehr als ein Symbol. Wir erwarten eine deutliche Einsparung“, sagt Schwimmmeister Oliver Karlsberg. Er hofft auf das Verständnis der der Schwimmerinnen und Schwimmer und kündigt an: „Die Temperaturen sind nicht in Stein gemeißelt. Wir werden schauen, wie die Badegäste reagieren. Vielleicht können wir ja auch noch weiter runtergehen. Wir wollen die Badegäste aber auf keinen Fall vergraulen.“

Außergewöhnliche Zeiten erforderten neue Schritte, sagt Oliver Karlsberg. Darum hat sich das Bäderteam etwas Neues einfallen lassen. Im Rahmen einer Feuerwehrübung wird in der nächsten Woche das Freibadwasser ins Hallenbad gepumpt. Karlsberg: „Das spart nicht nur 600.000 Liter kostbares Wasser, sondern auch Heizkosten, weil das Wasser ja schon vorgewärmt ist.“

Fürs Hallenbad sind Millioneninvestitionen nötig

„Das Freibadwasser hat auch am Ende der Saison noch Trinkwasserqualität“, betont der Schwimmmeister. Schließlich werde es fortlaufend erneuert nach der Formel: 30 Liter Frischwasser pro Badegast und Tag.

Nicht allein die Energiekrise wirft einen Schatten auf den Hallenbadbetrieb. Das 50 Jahre alte Hallenbad wird die Stadtlohner Politik in den nächsten Jahren noch manches Kopfzerbrechen bereiten. Das 1972 errichtete Bad wurde zuletzt vor 20 Jahren saniert. Jetzt sind wieder Millioneninvestitionen nötig. In dieser Woche hat diese Frage den Rat beschäftigt.

Neubau würde fast zwölf Millionen Euro kosten

„Wir wissen noch nicht genau, was alles gemacht werden muss“, erklärte Thomas Gausling im Rat. Er ist im Büro des Bürgermeisters für die Erkundung und Nutzung von Fördermitteln zuständig. Ein neues Förderprogramm des Bundes erfordere kurzfristig eine Willensbekundung des Rates.

In einer Tischvorlage der Verwaltung, die dem Rat am Mittwoch vorgelegt wurde, heißt es: „Zum einen steht eine Sanierung im Raum, die nach groben Schätzungen voraussichtlich 5 Mio. Euro kosten wird, wobei am Ende die Ertüchtigung eines im Kern 50 Jahre alten Gebäudes steht. .... Alternativ könnte ein Ersatzneubau erfolgen, der nach ebenfalls groben Schätzungen 11,8 Mio. Euro kosten würde.“

Schwimmmeistergehilfe Erwin Erbes macht das Hallenbad startklar für die Herbst- und Wintersaison. Die Wassertemperatur wird um ein Grad gesenkt.

Schwimmmeistergehilfe Erwin Erbes macht das Hallenbad startklar für die Herbst- und Wintersaison. Die Wassertemperatur wird um ein Grad gesenkt. © Stefan Grothues

Im Falle einer Förderzusage könnte Stadtlohn auf eine 45-prozentige Förderung hoffen. Eine Umsetzung wäre aber bis spätestens 2027 erforderlich. Bürgermeister Berthold Dittmann betonte: „Wenn wir Interesse bekunden, legen wir uns noch nicht fest. Wir können den Förderantrag auch noch zurückziehen. Falls aber kein Interesse bekundet wird, besteht auch keine Chance auf eine Förderung.“

Die Politikerinnen und Politiker im Rat setzten aber ein klares Zeichen: Die Stadt muss bereit sein, in den sauren Apfel zu beißen und viel Geld in die Hand nehmen. Bei einer Gegenstimme beschloss der Rat, sich um die Fördermittel zu bewerben.

Rat setzt auf Neubau oder Sanierung bis 2027

Hermann Lensker (CDU) erklärte: „Der Sanierungsbedarf ist da, viele Mängel sind schon bekannt. Generationen von Schülern haben schon vom Hallenbad profitiert. Das Angebot müssen wir auch für die Zukunft sichern. Wir sollten uns jetzt um die Fördermittel bemühen.“

Dr. Albert Daniels (FDP) sah das allerdings anders: „Das Bauprogramm müsste in den nächsten fünf Jahren umgesetzt werden. Das schaffen wir doch gar nicht. Sechs oder sieben Millionen Euro müssten wir aufbringen. Das ist unrealistisch, wo wo wir doch gerade erst das Berkelprogramm abschließen.“

„Wir müssen jetzt den Hut in den Ring werfen“

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Otger Harks kritisierte die Einschätzung seines FDP-Kollegen scharf. Harks: „Es geht um Schwimmunterricht für Grundschulklassen. Es geht um Daseinsfürsorge. Das müssen wir sicherstellen. Es wäre fahrlässig, diese Chance nicht zu ergreifen. Wir müssen jetzt den Hut in den Ring werfen.“

Jürgen Wörmer (UWG) sah das auch so: „Wir müssen jetzt ein Zeichen setzen und uns jetzt um Fördermittel bemühen.“ Selbst die FDP folgte ihrem Fraktionsvorsitzenden nicht. Geschlossen – bis auf die Gegenstimme Daniels‘ – stimmte der Rat dafür, eine Projektskizze für das Hallenbad beim Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ einzureichen.

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Schwimmmeister Oliver Karlsberg hört das gerne. „Ich bin froh über das klare Signal aus der Politik. Der Schwimmsport hat glücklicherweise in Stadtlohn einen großen Zuspruch und eine große Lobby. Das Bad ist ja schließlich ein wichtige Einrichtung in Stadtlohn, das die Stadt nicht nur attraktiver macht. Es kann für Kinder auch lebenswichtig sein, schwimmen zu lernen.“