
Can Hadraj (r.) freut sich auf die Gäste im neuen Canario, hier zusammen mit seinem Bruder Toni, „dem wichtigsten Mann“ in seinem Leben. © Stefan Grothues
Pizza, Pasta, Herzlichkeit: Ofen im Stadtlohner Canario ist wieder heiß
Restauranterweiterung
Im Canario gibt es Pizza, Pasta – und Herzlichkeit. Nach dem großen Umbau ist der Ofen wieder heiß. Der Erfolg des Lokals trägt einen Namen: Can Hadraj. Der hatte eigentlich ganz andere Pläne.
Endlich. Es duftet wieder nach Oregano, frisch gebackener Pizza, Pasta und Penne al Filetto. Die Handwerker haben das Feld geräumt. Das Canario ist wieder da. Schöner und größer denn je zuvor. Can Hadraj strahlt. Trotz schwieriger Zeiten in der Gastronomie und trotz Kostenexplosion im Baubereich durch Krieg und Pandemie hat er an der Alten Poststraße in Stadtlohn die Restaurantfläche fast verdoppelt. Jetzt freut er sich auf viele Gäste.
„Mein zweiter Vorname ist ,Risiko‘“, sagt der 49-jährige Gastronom und lacht. Seine Gäste würden ihm sicher einen anderen zweiten Vornamen geben: „Herzlichkeit“. Und seine Freunde „Fleiß“. Recht haben sie wohl alle. Neben leckerer Pizza und Pasta waren alle Eigenschaften notwendig, um diese Erfolgsgeschichte zu schreiben: vom 17-jährigen Kriegsflüchtling aus dem Kosovo zum erfolgreichen Restaurantinhaber in eigener Immobilie. Das Vergleichsportal Tripadvisor zählt das Canario zu den beliebtesten Restaurants in Stadtlohn.

Gute Stimmung in der neuen Küche des erweiterten Canario © Stefan Grothues
„Meine Pläne waren eigentlich ganz andere“, sagt der Gastronom, den die meisten Gäste freundschaftlich Can nennen. Sprich „Zan“. Darum wird der Lokal-Name auch „Zanario“ ausgesprochen und nicht „Kanario“. Can Hadraj wollte Arzt werden und vor dem Studium nur zwei, drei Jahre in Deutschland Geld verdienen.
Er jobbte in einem Restaurant in Gescher. Und das mit so großer Leidenschaft, dass er einem alteingesessenen Stadtlohner Gastronomen auffiel, der dort zu Gast war. Der sagt: „Ob nachmittags um vier oder nachts um eins: Can hatte Feuer in den Augen. Er hatte immer ein freundliches Wort für jeden Gast. Er brannte für den Beruf.“ Can Hadraj sagt: „Das Essen schmeckt nur, wenn der Gast sich wohlfühlt.“ Der Stadtlohner Gastronom holte Can Hadraj nach Stadtlohn. Das war 2007.

Seit Mittwoch, 31. August, ist die Tür zum neuen, erweiterten Canario geöffnet.
Die Anfänge an der Alten Poststraße waren klein. Aber die 25 Sitzplätze waren oft besetzt. Schon ein Jahr später „musste“ das Canario erweitern. „Und dann kam die Sache richtig in Fahrt“, sagt Can Hadraj. 2010 kaufte er die Immobilie. Und nur neun Jahre später auch das Nachbarhaus, das für den jetzt fertiggestellten Erweiterungsbau abgerissen wurde.
Das neue, noch einstöckige Gebäude wurde in Holzständerbauweise errichtet, mit der Option auf weitere Stockwerke. Das Ambiente im Gastraum wirkt edel: lindgrüne Polster, helle Naturtöne, Tische und Stühle in individuellen Sitzgruppen, effektvolle Beleuchtung. Anregungen für die Einrichtung holte sich Can Hadraj in den Münsterschen Lokalen Mocca d’or, Bar Celona und Vapiano.
„Wir bleiben ein Restaurant für jedermann“
Am Grundkonzept will Can Hadraj aber nichts ändern. „Wir bleiben ein Restaurant für jedermann – egal ob Erstklässler oder Krawattenträger.“ Auch in Zukunft werden Reservierungen nicht möglich. „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht“, sagt er.
Die Zahl der Sitzplätze wurde auf 100 erhöht. Weitere 20 Sitzplätze bietet das Canario auf der neuen Außenterrasse. Die Fensterfront lässt sich komplett öffnen, sodass Innen und Außen verschmelzen. Die komplett neue Küche bietet mehr Platz für Koch- und Serviceteam. Sieben Festangestellte zählt das Canario. Dazu kommen noch weitere Aushilfen.

Über die 20 neuen Plätze auf der Außenterrasse freut sich Can Hadraj besonders. Die Fensterfront kann komplett geöffnet werden, sodass der Innen- und Außenbereich verschmelzen. © Stefan Grothues
Und Toni. Toni ist der jüngere Bruder von Can Hadraj. Der sagt: „Toni ist der wichtigste Mann in meinem Leben. Er ist den Weg von Anfang an gemeinsam mit mir gegangen.“ Noch wichtiger sind natürlich Ehefrau und die beiden Söhne. Can Hadraj sagt: „Ich bin so dankbar, dass sie mir den Rücken freihalten. Das Canario ist mein Leben.“
„Von der Bauzeit kann ich nur schwärmen“
Er reibt sich den rechten Arm, an dem er eine Manschette trägt. Eine Sehnenscheidenentzündung. Eine Folge des Endspurts auf der Baustelle in den letzten neun Wochen. Can Hadraj war morgens der Erste und abends der Letzte auf der Baustelle. Und immer hat er selbst mit Hand angelegt.
Und wie lief die Baustelle in Zeiten von Corona, Krieg, Materialmangel und Inflation? Die verblüffende Antwort: „Ich kann nur schwärmen!“ Handwerker, Stadt und Nachbarn, alle hätten an einem Strang gezogen. „Ich habe ja fast nur Stadtlohner Firmen beauftragt. Viele von ihnen sind ja meine Gäste und meine Freunde. Manche haben mir sogar spontan sonntags geholfen.“
Aber jetzt steht Can Hadraj lieber wieder am heißen Ofen, in der Küche oder an der Theke. Und er freut sich auf die vielen kurzen Gespräche mit seinen Gästen. Eigens zur Neueröffnung am Mittwoch ist auch Can Hadrajs Vater aus dem Kosovo nach Stadtlohn gereist.
Und ist der Vater stolz auf seinen Sohn? Can Hadraj, der gerne lacht, antwortet ernst: „Stolz und Hass sind zwei Worte, die ich ungern benutze. Mein Vater freut sich, dass alles gut gegangen ist. Und ich bin dankbar, dass ich eine neue Heimat gefunden habe.“ Jetzt lacht er wieder. „Ich bin ja längst ein alteingesessener Münsterländer.“ Und vielleicht hat er ja als Gastronom, der offenbar seinen Gästen viel Freude am Essen bereitet, einen so wichtigen Gesundheitsbeitrag geleistet wie der Arzt, der er nicht geworden ist.