Gitterroste in der Abhangstation der Verzinkerei: Das Stadtlohner Traditionsunternehmen Lichtgitter verkauft weltweit Gitterroste. Das Joint Venture mit russischen Partnern wurde wegen des Ukraine-Kriegs auf Eis gelegt.

© Lichtgitter

Lichtgitter legt Russlandgeschäft nach Angriff auf Ukraine auf Eis

rnUkraine-Krieg

Das Stadtlohner Unternehmen Lichtgitter hat sein Russlandgeschäft auf Eis gelegt. Der Ukraine-Krieg hat weitere geschäftliche Folgen. Holger Artelt beklagt aber vor allem das menschliche Leid.

Stadtlohn

, 25.02.2022, 15:10 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Krieg in der Ukraine wirft viele Fragen auf. „Die wichtigste ist die nach dem Leid, das gerade den Menschen dort widerfährt. Die Bilder, die ich heute morgen im Fernsehen gesehen habe zeigen, wie schrecklich der Krieg ist“, sagt Dr. Holger Artelt, einer der Geschäftsführer des Unternehmens Lichtgitter in Stadtlohn. „Das Geschäftliche ist da nur zweitrangig“, betont er.

Lichtgitter-Niederlassung in Moskau

Aber Lichtgitter ist auch als Firma betroffen. An der Leningrad Avenue in Moskau befindet sich eine Niederlassung des Stadtlohner Unternehmens. „Das ist noch ein kleines Tochterunternehmen, das sich seit zweieinhalb Jahren im Aufbau befindet. Jetzt geht es erst einmal nicht weiter dort. Wir haben alle Aktivitäten in Russland auf Eis gelegt“, sagt Holger Artelt.

Jetzt lesen

Zurzeit gibt es aus Sicht der Lichtgitter-Geschäftsführung einfach zu viele offene Fragen. Artelt: „Wir wissen nicht, welche Sanktionen geplant sind. Wird Russland aus dem Bankennetzwerk Swift ausgeschlossen? Das würde bedeuten, dass keine finanziellen Transaktionen mehr stattfinden könnten.“

Russische Partner vom Einmarsch in die Ukraine überrascht

Dass es zu dem russischen Überfall auf die Ukraine gekommen ist, hat selbst die russischen Geschäftspartner überrascht, wie die Stadtlohner in einer Videokonferenz mit Moskau erfuhren. „Mit dem Angriff haben unsere Partner noch vor wenigen Tagen nicht gerechnet“, sagt Holger Artelt.

Nun sieht er erst mal keine Perspektiven für das noch junge Joint Venture. „Das ist natürlich bedauerlich, wir hätten das gerne weiterentwickelt.“

Verschmerzen aber kann Lichtgitter diesen Schritt. Zur Lichtgitter-Gruppe, die sich nach wie vor zu 100 Prozent in Familienbesitz befindet, gehören 23 Tochterunternehmen in 17 Ländern. Am Standort Stadtlohn beschäftigt Lichtgitter fast 500 Mitarbeiter, weltweit sind es 1400 Mitarbeiter. „Das Russland-Geschäft spielt bei uns eine untergeordnete Rolle.“

Steigende Energiepreise machen Lichtgitter zu schaffen

Doch der Krieg hat auch auf die Produktionsstandorte in Deutschland Einfluss. Artelt: „Wir sind ein energieintensives Unternehmen. Die Verzinkerei benötigt viel Strom und Gas. Und da gehen die Preise mit 40 bis 50 Prozent Steigerungen gerade durch die Decke. Das ist schon beängstigend. Die Mehrkosten können wir nicht komplett an den Markt weitergeben.“

Steigende Energiepreise sind eine Entwicklung, die Lichtgitter schon länger im Blick hat. Jetzt kommt aber noch eine andere Sorge hinzu. „Wir machen uns jetzt auch über die Versorgungssicherheit Gedanken. Wir sprechen schon über Notfallpläne“, so Holgert Artelt.

Jetzt lesen

Rund 70.000 Tonnen-Spaltband produziert Lichtgitter jährlich. 50 bis 60 Prozent werden für die Gitterrostproduktion in Stadtlohn verwendet, 30 bis 40 Prozent gehen an die Lichtgitter-Tochterunternehmen in Deutschland und Westeuropa.

Im ersten Halbjahr 2017 hat Lichtgitter in einem neu erbauten Werk in Houston/Texas die Produktion aufgenommen und sich in den letzten Jahren erfolgreich auf dem amerikanischen Markt etabliert.