
Anwohner Otger Bütterhoff möchte keine Asphaltschwellen auf der Marienburger Straße. Er fürchtet um die Nachtruhe. Der Bauausschuss will aber auf die verkehrsberuhigenden Maßnahmen nicht verzichten. © Markus Gehring
Kontroverse: Asphaltschwellen werden gegen den Willen der Anlieger gebaut
Marienburger Straße
Die meisten Anlieger der Marienburger Straße wollen keine Fahrbahnschwellen – und bekommen sie doch. Stadtlohns Bauausschuss musste abwägen: Was zählt mehr, Bürgerwille oder Verkehrssicherheit?
Otger Bütterhoff fürchtet um seinen ruhigen Schlaf. Genau vor seinem Schlafzimmerfenster ist eine Fahrbahnschwelle geplant. „Beim Überfahren der Schwelle wird es nachts einfach zu laut“, prognostiziert er. Er ist nicht der einzige Anwohner der Marienburger Straße, der sich wegen der zwei geplanten Schwellen an die Stadt gewandt hat.
37 Anwohnerinnen und Anwohner der Marienburger Straße haben sich per Unterschrift gegen diese Form der Verkehrsberuhigung ausgesprochen. Das ist eine deutliche Mehrheit aller Anwohner der etwa 400 Meter langen Wohnstraße in Wenningfeld.
Asphaltschwellen sind schon ein Kompromissangebot
Die Entscheidung liegt aber nicht bei den Bürgerinnen und Bürgern, sondern bei ihren gewählten Vertretern im Umwelt- und Bauausschuss. Und die haben schon vor anderthalb Jahren entschieden, dass auf der schnurgeraden Straße im Zuge der anstehenden Straßenerneuerung zwei Schwellen eingebaut werden sollen.
Dass die Straße und die Kanalisation erneuert werden müssen, ist unstrittig. Schon im Frühjahr 2021 war bekannt, dass die Anwohner die ursprünglich geplanten Aufpflasterungen wegen der erwarteten Lärmbelästigung nicht wollen. Der Ausschuss entschied sich daher für eine Kompromisslösung: Auf eine Aufpflasterung wird verzichtet. Stattdessen soll es zwei asphaltierte Straßenerhöhungen geben, die den Verkehr zwar bremsen, aber weniger Lärm erzeugen.
Kontroverse zum Bürgerantrag
Doch auch dagegen wandten sich die Anwohner und stellten einen Bürgerantrag. Darin heißt es: „Wir bitten Sie, von der Verbauung der geplanten Fahrbahnschwellen Abstand zu nehmen.“ Damit hat sich der Umwelt- und Bauausschuss in seiner jüngsten Sitzung kontrovers befasst. Die UWG stellte sich hinter die Anwohner. Erwin Plate (UWG): „Es ist doch nur eine Anliegerstraße. Wir stimmen für die Aufhebung.“
Dennis Bausch (FDP) sah das ähnlich: „Wir halten die Straßenerhöhungen in der Asphaltvariante zwar für zumutbar. Aber wenn junge wie alte Anwohner dagegen sind, dann folgen wir dem Bürgerwillen.“
Damit war Otger Harks (SPD) ganz und gar nicht einverstanden. „Wir als Ratsmitglieder stehen in der Verantwortung für den Schutz der Bürger. Wir haben mit den Asphaltschwellen einen Kompromiss gefunden, der nachgewiesenermaßen unproblematisch ist.“ Damit bezog sich Otger Harks auf die Erfahrungen an den Straßen Owwering und Beethovenring. Dort, so Fachbereichsleiter Mathias Pennekamp, gebe es keine Beschwerden nach dem Schwellenbau.
„Die Schwellen sind zumutbar“
So sahen es auch Günter Dirks (Grüne) und Heinrich Ellers (CDU). Dirks: „Wir lehnen den Bürgerantrag ab. Die Schwellen sind zumutbar.“ Ellers: „Wir bauen die neue Straße ja für 30, 40 und noch mehr Jahre. Da werden noch viele junge Familien wohnen. Und die lange Straße verführt zu schnellem Fahren.“ Das sieht Anwohner Otger Bütterhoff anders. „Ich glaube nicht, dass hier zu schnell gefahren wird. Durch den Neuausbau wird die Straße ja noch etwas schmaler und der Bürgersteig breiter.“
Wäre ein Abwarten und ein möglicher späterer Einbau von Schwellen sinnvoll? Fachbereichsleiter Mathias Pennekamp verneint das: „Sollte sich in der Zukunft herausstellen, dass es zu Problemen mit Geschwindigkeitsüberschreitungen in der Marienburger Straße kommt, wäre die Lärmentwicklung bei kostengünstigen Alternativen wie Kunststoffschwellen auf der Fahrbahn oder ähnlich beim Überfahren deutlich höher. Daher wäre ein nachträglicher Einbau nicht zu empfehlen.“
Am Ende entschied sich der Ausschuss mit der Mehrheit von CDU, Grünen und SPD und gegen die Stimmen von UWG und FDP gegen den Bürgerantrag und für die Asphaltschwellen an der Marienburger Straße.