Eine widerstandsfähige Pulverbeschichtung schützt die Mähvorsätze zuverlässig.

© Stefan Grothues

Kempers „Kolbenfresser“ ernten 500 Tonnen Mais in der Stunde

rnUnternehmer-Frühschicht

Jeden Tag ein guter Vorsatz – in der Maschinenfabrik Kemper nimmt man das wörtlich. Die Stadtlohner Firma ist Weltmarktführer bei Mähvorsätzen für Maishäcksler. Eine Frühschicht bot Einblicke.

Stadtlohn

, 05.04.2022, 16:45 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die über 200 Meter lange Halle am Breul kennt jeder Stadtlohner: Schließlich ist Kemper Maschinenbau ein Traditionsunternehmen, das seit über 100 Jahren Spezialist in Sachen Landmaschinen ist. Aber erst ein Blick hinter die Kulissen zeigt: Kemper ist vor allem ein Zukunftsunternehmen, das zu den Top Ten in Stadtlohn zählt und Weltmarktführer bei Mähvorsätzen für Maishäcksler ist.

"Kolbenfresser": So sieht ein Mähvorsatz aus, kurz bevor er die Maschinenfabrik Kemper verlässt.

„Kolbenfresser“: So sieht ein Mähvorsatz aus, kurz bevor er die Maschinenfabrik Kemper verlässt. © Stefan Grothues

„Ich bin stolz hier zu arbeiten“, sagt Gerrit Steege. Der Marketing-Manager war einer der Kemper-Mitarbeiter, die am Dienstagmorgen rund 70 Stadtlohner Unternehmer gruppenweise an der Produktionsstraße in der XXL-Halle entlang führten. Hier wird gekantet, gewuchtet, geschweißt, geschraubt und pulverbeschichtet.

„Stadtlohner Frühschicht mit dem Bürgermeister“

Die 70 Unternehmer waren Gäste der „Stadtlohner Frühschicht mit dem Bürgermeister“, einer Veranstaltung des Unternehmensverbandes AIW, der Stadt Stadtlohn und des SMS-Stadtmarketing. Beim Rundgang über das weitläufige Areal zwischen Breul und Berkel zeigten sich viele überrascht. „So groß hatte ich mir das nicht vorgestellt“ – dieser Satz war oft zu hören.

AIW-Geschäftsführer Andreas Brill (Mitte) konnte rund 70 Unternehmer zur "Frühschicht mit dem Bürgermeister" im Ausstellungszelt der Maschinenfabrik Kemper begrüßen.

AIW-Geschäftsführer Andreas Brill (Mitte) konnte rund 70 Unternehmer zur „Frühschicht mit dem Bürgermeister“ im Ausstellungszelt der Maschinenfabrik Kemper begrüßen. © Stefan Grothues

Kein Wunder, der 200 Meter lange Hallenriegel versperrt vom Breul aus die Sicht auf die anderen Produktionshallen und den nagelneuen Verwaltungstrakt. Insgesamt arbeiten hier rund 300 Beschäftigte, um Landwirten und Lohnunternehmen auf allen Kontinenten eine möglichst schnelle und verlustarme Maisernte zu ermöglichen.

„Unsere Vorsätze werden jedes Jahr ein bisschen besser“

Benjamin Brill leitet als Geschäftsführer die Geschicke des Unternehmens. Im Ausstellungszelt der Maschinenfabrik Kemper blickte er beim Frühschicht-Frühstück der Unternehmer auf die Geschichte des Unternehmens zurück. Wilhelm Kemper hatte es 1908 gegründet als Handel für landwirtschaftliche Geräte mit angeschlossener Werkstatt.

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Heute sind Kempers Mähvorsätze Präzisionsmaschinen, die mit 1000 PS im Nacken auf einer Breite von viereinhalb bis neun Metern 500 Tonnen Mais pro Stunde ernten können. „Qualitätsmanagement spielt bei uns eine herausragende Rolle. Auf die Maschinen muss Verlass sein“, sagt Gerrit Steege beim Betriebsrundgang. Schließlich kosteten die kompletten Erntemaschinen 600.000 bis 700.000 Euro. Steege: „Die Maisernte dauert nur dreieinhalb Wochen, in denen sich die Maschine rentieren muss. Da darf es keinen Stillstand geben.“

Ein Arbeitsplatz an der 200 Meter langen Produktionsstraße der Maschinenfabrik Kemper.

Ein Arbeitsplatz an der 200 Meter langen Produktionsstraße der Maschinenfabrik Kemper. © Stefan Grothues

Tief beeindruckt zeigte sich auch Bürgermeister Berthold Dittmann. Er freute sich, dass nach einer „langen Durststrecke“ die Frühschicht-Veranstaltung erstmals nach 2019 wieder stattfinden konnte. Auch AIW-Geschäftsführer Andreas Brill (nicht verwandt oder verschwägert mit Benjamin Brill) zeigte sich erleichtert, dass die Stadtlohner Unternehmen wieder „netzwerken“ können.

Stadtlohner Unternehmer schätzen den Erfahrungsaustausch

Und das bedeutet mehr als Smalltalk. Hermann Stengel, Geschäftsführer eines anderen Stadtlohner Traditionsunternehmens, zum Beispiel zeigte besonderes Interesse an der Direktabsaugung von Schweißrauch bei Kemper.

70 Unternehmer in gelben Warnwesten zeigten sich beim Rundgang durch die Werkshallen beeindruckt von den Produktionsabläufen.

70 Unternehmer in gelben Warnwesten zeigten sich beim Rundgang durch die Werkshallen beeindruckt von den Produktionsabläufen. © Stefan Grothues

„Damit beschäftigen wir uns auch, verriet der Lichtgitter-Chef im Gespräch mit unserer Redaktion. Überhaupt“, so Hermann Stengel, bewegten ja viele Unternehmer in Stadtlohn die gleichen Probleme, vom Fachkräftemangel über klimagerechte Produktion bis hin zu den hohen Energiepreisen.

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Und die Lieferengpässe. Die sind der Grund dafür, dass auf dem Gelände der Maschinenfabrik Kemper etliche Mähvorsätze in Wartestellung verharren. Gerrit Steege: „Eigentlich ist jede Maschine, die wir auflegen, schon verkauft.“

Bürgermeister Berthold Dittmann überreicht Gastgeber Benjamin, Geschäftsführer der Maschinenfabrik Kemper, ein Geschenk.

Bürgermeister Berthold Dittmann überreicht Gastgeber Benjamin Brill, Geschäftsführer der Maschinenfabrik Kemper, ein Geschenk. © Stefan Grothues

Weil allerdings gewisse Bauteile lange auf sich warten lassen, verzögert sich die Auslieferung. Gerrit Steege legt seine Hand auf eines der mächtigen Zahnräder: „Es wird Zeit. Diese Mähvorsätze müssen noch in diesem Jahr zur Ernte. Und zwar überall auf der Welt, wo Mais angebaut wird.“

Für die Unternehmer ist die "Frühschicht" eine willkommene Gelegenheit zum "Netzwerken".

Für die Unternehmer ist die „Frühschicht“ eine willkommene Gelegenheit zum „Netzwerken“. © Stefan Grothues