
© Stefan Grothues
Ein Geschenk kehrt nach 57 Jahren aus Bayern zurück nach Stadtlohn
Sammlerglück
Ein bayrisch-westfälischer Zufall hat eine alte Vase nach Stadtlohn zurückgeführt. 1965 hatte sie ein Stadtlohner Unternehmer einem Erfinder in Bayern geschenkt. Heinz Garwer kannte beide.
Lokomotiven, historische Postkarten, alte Fotografien. Das Wohnzimmer von Heinz Garwer zeugt von dessen Sammlerleidenschaft. Natürlich dreht sich beim Gründer des Stadtlohner Eisenbahnmuseums vieles um die Geschichte und Geschichten rund um den Stadtlohner Bahnhof.
Unterschrift von Heinz Kemper wiedererkannt
Aber nicht nur. Jetzt hat eine fast 60 Jahre alte, handbemalte Porzellanvase aus Bayern den Weg nach Stadtlohn gefunden. Nach Hause, sozusagen. Denn das große Wappen mit den drei Paulusköpfen, das die Vase ziert, gehört natürlich an die Berkel. Noch spannender aber als das große Wappen war die unscheinbare Signatur am Boden der Vase: „Weihnachten 1965 Heinz Kemper“.

Die Vase trägt am Boden die Signatur „Weihnachten 1965" und die Unterschriften des Stadtlohner Unternehmers Heinz Kemper und des Porzellanmalers Bernhard te Uhle. © Stefan Grothues
Heinz Garwer war wie elektrisiert, als er die Unterschrift sah. „Die kannte ich ja gut. Die habe ich oft genug am Schwarzen Brett gesehen, damals.“ Damals liegt über 60 Jahre zurück.
Heinz Garwer war damals schon ein Eisenbahn-Verrückter und wollte unbedingt Lokführer werden. Dafür musste er aber vorher eine Schlosserlehre absolvieren. Die begann er 1958 in der Landmaschinenfabrik Kemper. Inhaber war Heinz Kemper.
Stadtlohn-Suche im Internet führte auf die Spur der Vase
Lokführer wurde Heinz Garwer allerdings nie. Als er 1968 nach einigen Gesellenjahren Kemper verließ, rieten ihm die Eisenbahner davon ab: „Der Bahnhof in Stadtlohn hat keine Zukunft. Wenn du Eisenbahner wirst, dann musst du Stadtlohn verlassen. Und das willst du nicht als Stadtlohner Junge“, diesen Rat nahm sich Heinz Garwer zu Herzen und orientierte sich beruflich neu.
Bekannterweise blieb Heinz Garwers Eisenbahnleidenschaft lebendig. Ihm hat Stadtlohn sein Eisenbahnmuseum zu verdanken. Und er steckte mit seiner Sammlerleidenschaft auch seinen Sohn Michael an.
„Ich suche regelmäßig bei eBay nach historischen Dingen aus Stadtlohn“, sagt Michael Garwer. Und dabei fiel ihm die Porzellanvase mit den Paulusköpfen auf, die ein Verkäufer aus Bayern anbot. Da ahnte er noch nicht, welche persönlichen Bezüge sein Vater zu dieser Vase entdecken würde.
Landmaschinenfabrik Kemper war Tüftler zu Dank verpflichtet
Heinz Garwer nahm Kontakt mit dem Verkäufer in Bayern namens B.P. auf. Später stellte sich heraus, dass B.P. mitnichten ein Namenskürzel war. Es stehe lediglich für „brauche Platz“, erklärte der Verkäufer.
Er wollte sich von der Vase mit Goldrand trennen, die ihm sein Schwiegervater hinterlassen hatte. Der seinerseits hatte eine Kemper-Landmaschinen-Vertretung im schwäbischen Mindelheim.
Jetzt dämmerte es Heinz Garwer: Vor 60 Jahren lernte er als junger Schlosser in der Entwicklungsabteilung der Landmaschinenfabrik Kemper in Stadtlohn einen Mindelheimer Tüftler kennen, dessen Patente die Stadtlohner Maschinenbauer nutzten. Es stellte sich heraus: Der erfinderische Landwirt aus Mindelheim war der Vater des Schwiegervaters vom Vasenverkäufer.

Das Modell einer Kemper-Universal-Fräse aus Stadtlohn, deren Mechanik auf einem Patent des Tüftlers aus Mindelheim beruhte. © privat
Die Patente waren für das Stadtlohner Unternehmen offensichtlich so bedeutsam, dass sich Firmeninhaber Heinz Kemper zu Weihnachten 1965 mit der handbemalten und signierten Vase des Münsteraner Porzellanmalers Bernhard te Uhle bedankte. „Wie klein doch die Welt ist“, staunt Heinz Garwer 67 Jahre später. In seiner Sammlung bekommt die Vase nun einen Ehrenplatz.