
© Markus Gehring
Karin Wesseler kämpft um ihre Buchhandlung und freut sich über Rückhalt der Stammkunden
Coronavirus
Wie kommt das Buch zum Kunden? Und wie finde ich Kunden? Diese Fragen treiben Karin Wesseler um. Damit ihre Buchhandlung überleben kann, geht sie neue Wege. Stammkunden zeigen Solidarität.
Karin Wesseler ist jeden Tag in ihrer Buchhandlung Wüllner in der Mühlenstraße. Das Geschäft muss irgendwie weiter gehen. Auch wenn ihre Ladentür geschlossen bleibt. Ihre Kunden geben ihr Rückhalt. Und einer hilft auch.
„Ich habe mich gestern bei Facebook angemeldet“, erzählt Karin Wesseler und lacht. Sie will, sie muss jetzt neue Wege suchen, um für ihre Buchhandlung zu werben. Am ersten Tag, als viele Einzelhändler schließen mussten, blieb ihr Laden noch offen. Das ging, weil sie auch Zeitungen verkauft. Doch dann hat auch sie geschlossen. „Das passt sonst nicht zu meinem Verständnis“, sagt sie. Bereits seit Anfang der Woche hat sie Kunden angerufen, damit diese noch ihre bestellten Bücher abholen konnten.
Mit Lieferdienst die Krise überbrücken
„Trotz Corona. Wir bleiben erreichbar“, steht auf einem Aufsteller vor ihrem Geschäft. Hier macht sie Werbung für ihren kostenlosen Lieferdienst. Manche Kunden haben sich schon gemeldet.
„Wie viele mich angerufen und Unterstützung angeboten haben, das ist großartig“, sagt die 60-jährige Stadtlohnerin. „Manche haben einfach Gutscheine bestellt. Sie haben gesagt, dass sie gerade kein Buch brauchen, aber helfen wollen.“

Karin Wesseler in ihrer Buchhandlung in Stadtlohn © Markus Gehring
Einen Online.Shop hat sie schon länger. Und viele Stammkunden haben über das Internet Bücher bestellt, abends, gemütlich auf dem Sofa, sie dann aber in der Buchhandlung abgeholt und bezahlt. Sie hofft, dass dies jetzt noch mehr Menschen machen und bewusst nicht auf große Online-Anbieter, sondern auf die lokalen Anbieter setzen. Karin Wesseler ist seit 23 Jahren im Buchhandel tätig, vor 15 Jahren hat sie die Buchhandlung Wüllner übernommen. Jetzt sagt sie: „Es geht um die Existenz.“
Gemeldet hat sich auch ein Stammkunde, der gerade wegen der Corona-Pandemie von der Arbeit freigestellt ist. Auch er will helfen. Er fährt jetzt immer wieder mal Waren zu Kunden aus und stellt sie ihnen vor die Tür. Solche Solidarität macht Mut.
Alle haben mehr Zeit zum Lesen
Genauso wie die Tatsache, dass viele Menschen theoretisch ja mehr Zeit zum Lesen haben. Karin Wesseler erzählt von der Mutter, die sich telefonisch nach Beschäftigungsbüchern für ihre Kinder erkundigt hat und gleich noch ein paar Schulhefte und Patronen dazu bestellt hat.
Noch ist viel zu bedenken, die Lage macht Karin Wesseler kribbelig, wie sie erzählt. Aber sie weiß, dass auch sie bald Zeit zum Lesen haben wird. Auch für ein dickes Buch, für das sie bislang keine Zeit hat. Sie hat sich schon „Meine Geschichte“ von Michelle Obama auf den Nachttisch gelegt.