Fast schon gespenstische Ruhe herrscht am Montagmorgen (29.4.) an der Hölderlinstraße, die Sonne trügt – für 10 Uhr ist eine Mitarbeiterversammlung bei SLC angekündigt. Was dort verkündet wird, das lässt schon ein Blick in die öffentlichen Bekanntmachungen erahnen.
Das Insolvenzverfahren von Hülsta trifft nun auch die Spedition SLC. Das kann Dr. Christoph Morgen auf Nachfrage bestätigen.

„Die SLC Service Logistik Company GmbH aus Stadtlohn hat beim Amtsgericht Münster Insolvenzantrag gestellt. Diesem hat das Gericht stattgegeben“, berichtet der Rechtsanwalt der Kanzlei Brinkmann & Partner, der wie bei Hülsta selbst zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt wurde.
140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind betroffen. Der Insolvenzverwalter sieht dabei durchaus Perspektiven – zum Beispiel in einer Investorenlösung.
Neuer Geschäftsführer berufen
Das Insolvenzverfahren bei Hülsta zieht immer weitere Kreise. Wie den Bekanntmachungen zu entnehmen ist, ist mittlerweile für weitere Gesellschaften der Gruppe ein Insolvenzeröffnungsverfahren eingeleitet worden. Zum Beispiel für die MWS Werksverkauf, aber auch eben für das Logistikunternehmen SLC.
Dieser Schritt ist im Grunde die logische Konsequenz der Vorgänge, die sich mit dem Hinweis auf die drohende Betriebseinstellung bei Hülsta zu Beginn der vergangenen Woche dramatisierten.
Die MWS Westfalen Werke NDS GmbH & Co. KG (vormals Hülsta-Werke Hüls GmbH & Co. KG) und deren Komplementärin MWS Werke Westfalen GmbH (vormals Hülsta Werke GmbH) hatten bekanntlich am 12. April vor dem Amtsgericht Münster einen Insolvenzantrag eingereicht. Für die betroffenen 280 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnte für drei Monate bis Ende Mai Insolvenzgeld bewirkt werden. Zum 1. Juni drohe dann die Einstellung des Betriebes, heißt es am Montag (22.4.) (wir berichteten).
Das Insolvenzeröffnungsverfahren bei der Spedition hatte sich abgezeichnet. Neu eingesetzt worden ist jüngst analog zu MWS Westfalen Werke (ehem. Hülsta-Werke) ebenso Dr. Stefan Hainka als neuer Geschäftsführer, wie ein Blick ins Impressum auf der Homepage belegt.
SLC ist ein Dienstleistungsunternehmen der Möbelbranche und in den Bereichen Logistik, Spedition und Montage tätig, übernimmt also alle Aufgaben von der Lagerhaltung über die Lieferung bis zum Aufbau bei den Kunden. Zur Geschichte: Der Werkverkehr für Hülsta wird gleichsam über 80 Jahren durchgeführt. 1992 wurde die Hülstrans Logistik und Transport GmbH gegründet, 1997 folgte die SLC-Service Logistik Company GmbH als Logistik- und Servicedienstleister in der Neumöbel-Logistik.
An den Unternehmensstandorten in Stadtlohn (Nordrhein-Westfalen) und Mötzingen (Baden-Württemberg) sind insgesamt rund 140 Mitarbeitende beschäftigt. Die Zahlung der Löhne und Gehälter sei über eine durch den vorläufigen Insolvenzverwalter bereits eingeleitete Insolvenzgeldvorfinanzierung bis Ende Juni gesichert, so Dr. Christoph Morgen.
Insolvenzverwalter sieht Perspektiven
Zusammen mit seinem Team verschafft er sich derzeit einen Überblick über die wirtschaftliche Situation von SLC. Einen Großteil seines Umsatzes erwirtschaftet das Unternehmen eben aus der vormaligen Hülsta Gruppe über externe Kunden.
Dieser Geschäftsbereich werde in vollem Umfang fortgeführt, blickt der vorläufige Insolvenzverwalter voraus. „Es gibt bereits Interessenten an diesen Unternehmensteilen, so dass wir davon ausgehen, dass es in diesem Rahmen gute Chancen für eine Investorenlösung gibt“, fasst Dr. Christoph Morgen zusammen.
Beim letzten Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung für Hülsta und die Dienstleistungsgesellschaft DIHUG Ende 2022 hieß es noch, dass alle anderen Mitglieder der Hülsta Gruppe wie eben die Spedition SLC bereits Maßnahmen zur Bewältigung der aktuellen wirtschaftspolitischen Lage umsetzten und damit „nicht von dieser Art der Neuausrichtung betroffen“ seien.
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