Vor mehr als 80 Jahren gründete Alois Hüls eine kleinere Tischlerei in Stadtlohn, in der Zeit danach wurde „Hülsta“ dann zu einer der prominentesten Marken im deutschen Möbel-Business. Am 15. April 2024 wurde bei einer Mitarbeiterversammlung mitgeteilt, dass erneut Insolvenz angemeldet worden sei.
Die Historie mit vielen Höhen und Tiefen gibt es hier im Überblick.
- 1940: Alois Hüls gründet mit zehn Mitarbeitern eine eigene Möbel-Tischlerei am Marktplatz in Stadtlohn.
- 1959: Anlehnend an den Familiennamen Hüls und den Produktionsort Stadtlohn wird die Firma „Hülsta“ genannt.
- 1960: Aloisʼ Sohn Karl Hüls übernimmt das Unternehmen und ebnet den Weg für eine strahlende Zukunft. Sieben Jahre zuvor fing sein Vater mit der Einarbeitung des im Jahr 2001 verstorbenen Sohnes an. Er konzentriert sich vorrangig auf Schlafzimmer-Möbel.
- 1964: Mit dem Bau des Standorts Heek beginnt die Vergrößerung der Marke.
1967: Werk in Ottenstein

- 1967: Ein paar Kilometer westlicher, in Ottenstein, eröffnet ein weiterer Standort.
- 1969: Mit dem Umzug der Hauptverwaltung in das Industriegebiet „Wenningfeld“ in Stadtlohn, wo drei Jahre später auch eine neue Verwaltung gebaut wird, setzt sich Hülsta neue Maßstäbe.
- 1979: „Hülsta“ fügt seinem Repertoire neben der Fokussierung auf Schlafzimmer-Möbel noch den Bereich Baby/Kind/Jugend hinzu. In den folgenden Jahren werden außerdem der Bereich Wohnbüro sowie 2002 das Speisezimmer hinzugefügt.
- 1993: Mit Ludwig Hüls bleibt das Unternehmen auch in dritter Generation in familiärer Hand, zunächst ist er gesamttechnischer Leiter. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 2001 übernimmt Ludwig die gesamte Firma.
- 1994: Mit „now! by hülsta“ besetzen die Stadtlohner als erste Markenmöbel-Firma das Mitnahme-Segment.
2008 beginnt schwierige Phase
- 2008: Die erste schwierige Phase für das Unternehmen beginnt. In der Folge einiger Probleme sinkt die Zahl der Werktätigen bis 2020 um mehr als die Hälfte. Dazu wird der Standort Heek geschlossen.
- 2016: Zusammen mit vier weiteren Möbel-Firmen muss Hülsta insgesamt 4,43 Millionen Euro Bußgeld zahlen. Laut Begründung des Bundeskartellamtes handelt es sich um die „vertikale Preisbindung beim Vertrieb von Möbeln“. Außerdem trennt sich die Hüls-Gruppe von zwei Tochterunternehmen, weitere werden folgen. Es wolle sich auf „bessere Wertschöpfung, bessere Auslastung und bessere Produktivität“ von Hülsta fokussiert werden, erklärt der damalige Chief Executive Officer Paul Jähn später.
- 2017: Das ehemalige Firmen-Gelände in Heek wird an die Gemeinde verkauft, dort entsteht in den folgenden Jahren ein neues Gewerbegebiet.
- 2019: Dr. Thomas Knecht wird neuer CEO von Hülsta und soll die Firma wieder bergauf bringen. Gleichzeitig wird er zum größten Einzelgesellschafter des Unternehmens, die meisten Anteile bleiben allerdings noch bei der Familie Hüls.
- 2020: Die Corona-Krise trifft die Möbelmarke aus Stadtlohn hart. Es gibt Lieferengpässe von wichtigen Bauteilen und die Mitarbeiter an den verbliebenen Standorten Stadtlohn und Ottenstein müssen in Kurzarbeit gehen. Es gibt aber auch gute Zeichen: In München eröffnet die Marke ihren ersten Flagshipstore, also ein Vorzeige-Geschäft fernab der Heimat, und im folgenden Jahr erholt sich Hülsta dann auch wieder von den pandemischen Einschränkungen.
Thomas Knecht Alleingesellschafter
- 2022: Dr. Thomas Knecht kauft der Familie Hüls nun auch endgültig alle verbliebenen Anteile ab. Er wird zum Alleingesellschafter und möchte „die Marke entstauben“. Am 18. Oktober leitet die Hülsta-Gruppe wegen der „besonderen Marktbedingungen“ für die Hülsta-Werke GmbH & Co. KG und DIHUG GmbH ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung ein. Die beiden Kerngesellschaften beschäftigen rund 580 Menschen. 229 Mitarbeiter werden darauf entlassen.
- 2023: Anfang 2023 wird bekannt, dass das Werk in Ottenstein aufgegeben wird, beide Standorte werden in Stadtlohn zusammengefasst. Im Frühjahr wird bekannt, dass Hülsta nun auch im Küchengeschäft rühre: Der Stadtlohner Möbelhersteller übernimmt den Luxusküchen-Hersteller Warendorf. Beide bekannten deutschen Hersteller wollen künftig „wertvolle Synergieeffekte nutzen“, um sich erfolgreich zu positionieren, heißt es in einer Pressemitteilung. Warendorf Küchen hatte 2022 ebenfalls Insolvenz angemeldet – und das nicht zum ersten Mal.
- 2023: Hülsta schließt im Sommer einen millionenschweren Sponsoringvertrag mit dem FC Schalke 04 ab.
- 2023: Bei der Hausmesse im September – ein wichtiger Termin für Einkäufer aus dem Fachhandel – blickt Hülsta wieder nach vorne. Die Auftragslage bezeichnet Dr. Thomas Knecht, Alleingesellschafter und Geschäftsführer, im Gespräch mit der Redaktion als „moderat“.

- 2023: Im Oktober scheidet der bisherige Geschäftsführer und Alleingesellschafter Dr. Thomas Knecht aus dem Stadtlohner Unternehmen aus. Das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung führte Knecht bis zuletzt. Ziel des Verfahrens in den vergangenen Monaten war die operative Sanierung der Hülsta-Werke und die zukunftsfähige Neuausrichtung des Unternehmens. Diese sei mittlerweile erfolgreich durchgeführt worden, so das Unternehmen seinerzeit.
- 2023: Nur knapp sechs Monate nach Abschluss hat Schalke 04 den Sponsoringvertrag mit Hülsta gekündigt. Auch seitens des Möbelherstellers hat wohl kein Interesse mehr bestanden.
- 2024: Im Februar ist das Aus von Warendorf Küchen nach vierter Insolvenz besiegelt. Der Betrieb ist bereits eingestellt, rund 70 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verlieren ihren Job.
- 2024: Nur fünf Wochen nach Abschluss des Insolvenzverfahrens hat Hülsta Mitte April erneut Insolvenz angemeldet.
580 Hülsta-Mitarbeiter betroffen: Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung
Aufbruchstimmung bei Hülsta in Stadtlohn: „Wir wollen die Marke entstauben“
Hülsta steht vor schmerzhaften Einschnitten – hoffentlich helfen sie
Nächste Insolvenz bei Hülsta: 280 Mitarbeiter betroffen – Insolvenzverwalter vor Ort