
© Marc Gater / VSR-Gewässerschutz
Gewässerschützer beklagen „erschreckend“ hohe Nitratbelastung in der Berkel
Berkel
Die Berkel enthält nach Einschätzung des Vereins VSR-Gewässerschutz viel zu viel Nitrat. Seine Messergebnisse bezeichnet der Verein als „erschreckend“. Die Bezirksregierung sieht das anders.
Der Verein VSR-Gewässerschutz kommt nach der Auswertung der Messfahrt an der Berkel im März letzten Jahres zu einem nach eigener Einschätzung „erschreckenden Ergebnis“: Der gesamte Flusslauf der Berkel und auch ihre Nebenflüsse weisen nach Einschätzung des Vereins viel zu hohe Nitratwerte auf.
VSR-Gewässerschutz: Vorgaben werden um das doppelte überschritten
Harald Gülzow, Diplom-Physiker und Pressesprecher des Vereins erklärte in einer Pressemitteilung, dass die Vorgaben der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) an der Berkel um mehr als das Doppelte überschritten würden. Ursache seien Einträge aus der intensiven Landwirtschaft.
Die Wasserrahmenrichtlinie fordert für alle Gewässer einen guten Zustand. Nach den Vorgaben der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) dürfte das Wasser dann höchstens 2,5 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat-Stickstoff beinhalten. Das entspricht umgerechnet 11 mg/l Nitrat.
Bezirksregierung: Umweltqualitätsnorm wird eingehalten
Die für den Gewässerschutz zuständige Bezirksregierung Münster teilte auf Anfrage unserer Redaktion mit, dass die Berkel nach den regelmäßigen Messungen der Bezirksregierung die Umweltqualitätsnorm von 50 mg/l als Jahresdurchschnittswert einhalte. Dies entspricht einem Wert für Nitratstickstoff (Nitrat-N) von umgerechnet 11,3 mg/l.
Der chemische Zustand der Berkel kann daher aus Sicht der Bezirksregierung als gut bewertet werden. „Im Ergebnis ist festzustellen, dass aus den Ergebnissen der Monitoringzyklen für die Oberflächenwasserkörper der Berkel kein Handlungsbedarf hinsichtlich Nitrat abgeleitet werden kann“, so Diana Seibert-Tombült, Pressesprecherin der Bezirksregierung.
Strengere Werte für Meeresschutz werden überschritten
Allerdings macht sie selbst eine Einschränkung: Für den Meeresschutz gelten strengere Grenzwerte. Zum Schutz der Nordsee sei am Grenzübergang der deutlich strengere Wert von 2,38 mg/l Nitrat-N als Bewirtschaftungsziel anzustreben. Diana Seibert-Tombült: „Hinsichtlich des Meeresschutzes besteht demnach Handlungsbedarf zur Minderung des Nitratwerte in der Berkel.“
Bei der Beprobung der Berkel fanden Harald Gülzow und Milan Toups heraus, dass bereits die Quellen der Berkel bei Billerbeck erheblich mit Nitrat belastet sind. In Stadtlohn belastet nach Angaben des VSR-Gewässerschutz die Lepping-Welle als der „am stärksten belastete Nebenbach“ mit einem Nitratwert von 60 mg/l die Berkel.

Eine Berkelschleife zwischen Stadtlohn und Vreden © Markus Gehring
In Vreden ermittelte Harald Gülzow nach eigenen Angaben einen Wert von 44,3 mg/l und in Ammeloe von 45,3 mg/l. Gülzow: „Die im Rahmen der letztjährigen Untersuchung bestimmten Nitratwerte lagen oft dreifach erhöht, um den nach der Wasserrahmenrichtlinie geforderten guten Zustand der Berkel zu erreichen.“
Für die Bezirksregierung sind die Messergebnisse des Vereins „nicht 1:1 nachvollziehbar“, so Pressesprecherin Diana Seibert-Tombült. Schließlich lägen der Bezirksregierung keine näheren Ausführungen zum genauen Probenahmezeitpunkt, zur Art der Probenahme und zum Analyseverfahren vor. Nach dem Vergleich mit den Messungen des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz erscheinen der Bezirksregierung die vom Verein VSR gemessenen Werte als „tendenziell sehr hoch“.
Dünger verursacht Nitratbelastung
Im Ziel sind sich Bezirksregierung und der Verein VSR-Gewässerschutz aber einig: Der Nitratgehalt der Berkel muss weiter gesenkt werden. Und auch in der Ursachenanalyse gibt es eine Übereinstimmung. „Als Hauptursache für die Nitratbelastung der Berkel können diffuse Einträge aus der Landwirtschaft benannt werden“, so Diana Seibert-Tombült von der Bezirksregierung.
Harald Gülzow sagt: „Die Ursache für diese hohe Nitratbelastung ist der Preisdruck der Discounter und Supermärkte auf die Landwirte. Die Produktion günstiger Lebensmittel kann nur in einer intensiven Landwirtschaft mit hohen Düngemengen erfolgen. An der Berkel belasten dadurch große Mengen an Gülle und Mineraldüngern aus der intensiven Landwirtschaft den gesamten Flusslauf und seine Nebenflüsse.“
Bezirksregierung erhofft sich Verbesserung durch die Düngeverordnung
Aus Sicht der Bezirksregierung ist zu erwarten, dass die gerade novellierte Düngeverordnung, die auf die Einhaltung des Nitratwertes vom 50 mg/l im Grundwasser zielt, „auch einen entscheidenden Beitrag für die Minderung der Nitratbelastung in den Oberflächengewässern und damit zur Einhaltung der Meeresschutzziele beitragen wird“.
Diana Seibert-Tombült „Darüber hinaus werden aber voraussichtlich zusätzliche Maßnahmen im Bereich der Landwirtschaft zur Minderung der Stickstoffeinträge, aber in geringerem Umfang auch im Bereich der Abwasserbeseitigung erforderlich werden.“
Der VSR-Gewässerschutz fordert von der Umweltministerin Ursula Heinen-Esser die ökologische Landwirtschaft im westlichen Münsterland zu fördern. Der VSR-Gewässerschutz e. V. ist eine gemeinnützige Umweltschutzorganisation. Seit fast 40 Jahren engagieren sich die Mitglieder des Vereins für den Schutz des Grund- und Oberflächenwassers vor Verunreinigungen. Bereits 1980 entstand der VSR-Gewässerschutz als Zusammenschluss verschiedener Bürgerinitiativen im Rheineinzugsgebiet.