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Große Kundgebung in Münster: Landwirte wehren sich gegen strengere Düngeauflagen
Neue Düngeverordnung
Im Zuge der geplanten neuen Düngeverordnung sehen sich die hiesigen Landwirte vor großen Schwierigkeiten gestellt. Ihren Sorgen wollen sie bei einer Großkundgebung Gehör verschaffen.
Die Bundesregierung hat auf Drängen der EU-Kommission Vorschläge zur weiteren Verschärfung des Düngerechts eingereicht. Ziel ist, das Grundwasser vor einer erhöhten Nitratbelastung zu schützen. Dies zu erreichen, finden auch die Landwirte sehr wichtig. Doch die dargelegten Maßnahmen bringen für die Futter- und Nahrungsproduzenten große Probleme mit sich.
Daher organisieren der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) und der Rheinische Landwirtschaftsverband am Donnerstag, 4. April, eine Großkundgebung in Münster. Unter dem Motto „Bauern brauchen Zukunft – Zukunft braucht Bauern“ erhoffen sich Landwirte eine größere öffentliche Aufmerksamkeit für ihre Existenzangst. Die Kundgebung soll zugleich ihre Dialogbereitschaft unterstreichen. Aus Stadtlohn und Ahaus werden sich nach aktuellem Stand circa 25 Trecker und Schlepper sowie aus Legden noch einmal 20 an einem Korso beteiligen, der in die Domstadt fährt.
Redebedarf
Nach Angaben des WLV sei die Landwirtschaft an einem Punkt angekommen, wo sich Politik und Gesellschaft entscheiden müsse, „ob sie auch künftig noch eine von bäuerlichen Familienbetrieben getragene flächendeckend produzierende Landwirtschaft in Deutschland wollen“. Es sei dringend eine Diskussion vonnöten, unter welchen Voraussetzungen dies möglich wäre.
Dirk Große-Damhues ist Vorsitzender des landwirtschaftlichen Ortsverbands und Milchbauer. Wenn die Düngeverordnung so umgesetzt wird, wie es seitens der EU-Kommission gefordert wird, sieht er große Probleme auf die Landwirte zukommen: „Die Pflanzen würden verhungern. Wir wissen auch nicht, wie die Tiere dann ernährt werden sollen.“
Unter anderem sollen 20 Prozent Dünger in sogenannten roten Gebieten, also jene mit besonders hohem Nitratgehalt, eingespart werden. Das Landesministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz hat eine Karte der durch Nitrat belasteten Gebiete veröffentlicht. Weniger Nährstoffe, aber trotzdem volle Leistung bringen: Das könne bei einer Pflanze nicht funktionieren, glaubt Große-Damhues.
Alternativer Weg
Die Auflage, weniger Stickstoff in den Boden einzubringen, wertet Heinrich Steggemann als „kontraproduktiv für eine nachhaltige Landwirtschaft“. Der Stadtlohner Landwirt möchte einen anderen Weg des Ackerbaus bestreiten. Dabei würde es sich um ein selbstregulierendes System zwischen Pflanze und Bodenleben handeln: „Freies Nitrat im Bodenwasser wird zusammen mit Kohlendioxid aus der Luft zum Humusaufbau genutzt“, erklärt Steggemann. Ein Prozent mehr Humus im Boden erhöhe die Wasserspeicherkapazität um bis zu 40 Liter pro Quadratmeter und sorge so für mehr Ertragsstabilität. Mit Unterstützung des Bodenlebens wachse außerdem eine widerstandsfähigere Pflanze heran. So wäre weniger Einsatz von Pflanzenschutzmittel notwendig.

Landwirt Heinrich Steggemann möchte einen alternativen Weg des Ackerbaus betreiben. © Markus Gehring
„Dies ist zwar Zukunftsmusik, aber ein Weg, den ich ausprobieren möchte“, sagt Steggemann. Um Humus aufzubauen, sei allerdings zwingend Stickstoff notwendig. „Wird die Düngeverordnung weiter verschärft, wird mir dieser Weg verbaut. Es wird Höfe und Arbeitsplätze im vor- und nachgelagerten Bereich kosten“, prophezeit er. Der geforderte verringerte Einsatz von Dünger würde eine Minderung der Erträge bedeuten. Eine Negativspirale, wie der Landwirt meint. Er wünscht sich eine größere Wissensvermittlung rund ums Bodenleben.
Besuch der Bundesministerin
Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) kündigte an, sich in der kommenden Woche in Münster der Kritik der Bauern zu stellen. „Es wird darum gehen, zu verdeutlichen, dass Grundwasserschutz uns alle angeht, dass die EU-Kommission Vorgaben macht und dass diese für die Landwirte praktikabel sein müssen“, schrieb sie auf ihrem Twitterprofil. Beginn der Kundgebung auf dem Schlossplatz ist um 10.30 Uhr. Die Veranstalter erwarten auch Teilnehmer aus Hessen und Niedersachsen.
Der Ortsverband organisiert einen Schlepper- und Treckerkorso sowie Busfahrten nach Münster. Interessierte Teilnehmer sind gebeten, sich bei Christoph Völker, Tel. (0152) 32 15 14 93, anzumelden. Auch eine Whatsapp-Nachricht ist möglich.