Sommerhitze stresste Fische und Angler

© Stefan Grothues

Sommerhitze stresste Fische und Angler

rnAngeln in Stadtlohn

Angler und Feuerwehr rechneten täglich mit Sauerstoffnot für Hecht, Karpfen und Co. Das Hegeangeln im Losberpark fällt in diesem Jahr aus.

Stadtlohn

, 21.08.2018, 19:45 Uhr / Lesedauer: 3 min

Frühmorgens um vier: Stadtlohn schläft noch. Aber der Sonnenaufgang ist schon zu erahnen. Am Berkelufer ist es ruhig, nur das stetige Rauschen des Mühlenwehrs zu hören. Michael Funke kann sich keine schönere Stunde vorstellen, um seine Angel zu richten und den Köder mit weitem Schwung auszuwerfen. „Beim Angeln fühle ich mich im Einklang mit der Natur. Es gibt nichts Entspannteres für mich“, sagt der 48-Jährige.

In diesem Sommer aber herrschte Anspannung unter den Anglern. Die anhaltende Hitze und Trockenheit waren eine echte Bedrohung für Hecht, Rotauge, Karpfen und Co. Der Sauerstoff in den Gewässern wurde knapp. Der Erstickungstod drohte. „Und unsere Whats-App-Gruppe glühte“, sagt Michael Funke, der auch zweiter Vorsitzender des Angelsportvereins Stadtlohns ist. Täglich haben die Gewässerwarte Dirk Ikemann und Jochen Schipper den Sauerstoffgehalt der Berkel und der Vereinsgewässer überprüft. „Wir standen alle auf Stand-by“, sagt Michael Funke. „Die Werte waren kritisch. Wir waren ganz nahe dran, eingreifen zu müssen, um die Fische in der Berkel zu retten.“

Diesen Karpfen haben Mitglieder des ASV Stadtlohn in der Berkel gefangen.

Diesen Karpfen haben Mitglieder des ASV Stadtlohn in der Berkel gefangen. © ASV Stadtlohn

„Wir“, damit meint er nicht nur die Angler, sondern auch die Stadt Stadtlohn und die Freiwillige Feuerwehr. „Die Zusammenarbeit könnte gar nicht besser sein“, sagt Funke, der nicht als einziger Angler zugleich auch Feuerwehrmann ist. „Wir haben schon überlegt, wo wir welche Pumpen hinsetzen, um die Berkel zu belüften.“ Der Wetterumschwung hat jetzt die Lage etwas entspannt. Eingreifen musste die Feuerwehr allerdings mehrmals, um den Teich im Losbergpark belüften. „Das ist nicht unser Vereinsgewässer“, erklärt Michael Funke. Die Vereinsgewässer sind alle mit Sprudlern ausgestattet, die das Wasser an den heißen Sommertagen zusätzlich belüften. „Aber den Losberg-Teich sehen wir als ,Kinderstube‘ für unsere Vereinsgewässer. Einmal im Jahr, im August, dürfen wir dort ein Hegeangeln veranstalten. Die gefangenen Jungfische werden dann in unsere Vereinsgewässern ausgesetzt.“

Freiwilliger Verzicht

Das Hegeangeln im Losbergpark ist bei den Anglern immer sehr beliebt. In diesem Jahr allerdings fällt es aus. „Wir haben es selbst abgesagt, weil die Fische im Teich nach dem Hitzesommer schon genug gestresst sind“, erklärt Michael Funke. Fischfang um jeden Preis ist nicht die Sache der Angler.

Michael Funke schätzt den Hecht mit Zitrone vom Grill, gebratenen Aal oder Fischfrikadellen von Hasel oder Rotauge. Noch mehr aber liegt ihm der Naturschutz und die Nachhaltigkeit im Gewässerschutz am Herzen. Er freut sich über eine möglichst vielfältige Fischwelt in der Berkel. Und seine Augen leuchten, wenn er davon erzählt, dass in der Unterberkel am Mühlenwehr wieder Bachforellen schwimmen. „Ich kann mich nicht erinnern, dass wir dort in unserer Jugend Forellen angeln konnten.“

Diesen großen Hecht haben Mitglieder des ASV Stadtlohn ebenfalls in der Berkel gefangen.

Diesen großen Hecht haben Mitglieder des ASV Stadtlohn ebenfalls in der Berkel gefangen. © ASV Stadtlohn

Dass sich die Wasserqualität in der Berkel in den vergangenen Jahrzehnten verbessert hat, ist nicht nur Funkes Eindruck. Regelmäßig, so berichtet er, prüfe das landeseigene Fischerei-Institut aus Albaum im Sauerland den Fischbestand in Stadtlohn. In den dann ausnahmsweise genutzten Reusen finden sich Weißfische, Rotaugen, Brasse, Schleien, Hasel, Hecht und Karpfen. Sie alle sind in der Berkel häufig anzutreffen. „Auch der Aalbestand erholt sich zusehends, seit das Land das Fangmaß vor vier Jahren auf 50 Zentimeter hochgestuft hat“, sagt Michael Funke. Der verbesserte Gewässerzustand hat viele Gründe. Das ehrenamtliche Engagement der Angler ist sicher einer. Der ASV hat die Gewässer ständig im Blick, mehrmals im Jahr werden die Uferbereich von Abfällen befreit.

Zukunftsprojekt

Der Hobbyangler ist optimistisch, dass sich die Flussqualität in der Stadt weiter verbessern wird, wenn jetzt das Regionale-Projekt „Die Berkel – Leben mit dem Fluss“ umgesetzt wird. Der Bau einer Fischtreppe am Mühlenwehr gehört auch dazu. „Auch hier sind wir mit unseren Anliegen immer auf offene Ohren bei der Stadt gestoßen. Ich freue mich, dass wir hier etwas schaffen, dass Bestand für die Zukunft hat. Und das freut auch Michael Funkes Söhne Niclas (21) und Lukas (19), die die Angelleidenschaft ihres Vaters geerbt haben – und von ihrem Großvater mütterlicherseits. Denn auch der war schon langjähriger Vorsitzender des Angelsportvereins.