Die Geschäftsführer Thomas Spieß (SVS, links) und Karl-Heinz Siekhaus (Stadtwerke Ahaus) befürworteten schon 2019 ein engeres Zusammenrücken der beiden kommunalen Versorgungsunternehmen.

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Fusion auf der Tagesordnung: Verschmelzen SVS und Stadtwerke Ahaus?

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Jetzt wird es ernst: Eine Fusion der SVS-Versorgungsbetriebe mit den Stadtwerken Ahaus steht möglicherweise vor der Tür. Die Räte in Ahaus, Stadtlohn, Südlohn und Vreden stellen die Weichen.

Stadtlohn, Südlohn, Vreden, Ahaus

, 28.03.2022, 14:45 Uhr / Lesedauer: 3 min

Sie sind zwei echte kommunale Schwergewichte. Ihr Umsatz liegt bei weit über 125 Millionen Euro. Jetzt rücken die SVS-Versorgungsbetriebe und die Stadtwerke Ahaus näher zusammen. Kommen Wasser, Strom, Gas und Wärme für über 90.000 Menschen in Ahaus, Stadtlohn, Südlohn und Vreden demnächst aus der Hand eines großen kommunalen Versorgers?

„Interkommunale Zusammenarbeit: Grundsatzentscheidung über die Fusion der SVS-Versorgungsbetriebe mit den Stadtwerken Ahaus“. Dieser Tagesordnungspunkt steht am Dienstagabend (29. März) auf der Tagesordnung der nichtöffentlichen Ratssitzung in Südlohn und Ahaus. Auch die Räte in Vreden (30. März) und Stadtlohn (6. April) beraten nichtöffentlich über ein Zusammengehen der lokalen Energie- und Wasserversorger.

Die beiden Kommunalversorger im Vergleich: Diese Zahlen nannten die Geschäftsführer 2019 nach ersten Vorgesprächen. Umsätze und Mitarbeiterzahl sind seither noch gestiegen.

Die beiden Kommunalversorger im Vergleich: Diese Zahlen nannten die Geschäftsführer 2019 nach ersten Vorgesprächen. Umsätze und Mitarbeiterzahl sind seither noch gestiegen. © Grafik: Martin Klose

Schon vor drei Jahren haben die Geschäftsführer Thomas Spieß (SVS-Versorgungsbetriebe) und Karl-Heinz Siekhaus (Stadtwerke Ahaus) im Gespräch mit unserer Redaktion gemeinsam erklärt: „Wir beschäftigen uns zurzeit intensiv mit der komplexen Frage, wie und auf welchen Ebenen die Zusammenarbeit intensiviert werden kann.“ Die Aufsichtsräte hatten damals grünes Licht für solche Überlegungen gegeben.

Am 7. April wollen die Bürgermeister die Öffentlichkeit informieren

Die beiden kommunalen Unternehmen sind bislang eigenständig und unabhängig voneinander tätig: die Stadtwerke in Ahaus, und die SVS in Stadtlohn, Vreden und Südlohn. Warum wollen die SVS-Versorgungsbetriebe und die Stadtwerke Ahaus enger kooperieren? SVS-Geschäftsführer Thomas Spieß und Karl-Heinz Siekhaus wollen aktuell vor den jetzt anstehenden Ratssitzungen zu dieser Frage keine Stellung nehmen und verweisen auf die Bürgermeisterin und die Bürgermeister der vier beteiligten Gesellschafter-Kommunen.

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Doch auch die halten sich noch bedeckt. „Wir wollen am Donnerstag, 7. April, gemeinsam die Öffentlichkeit informieren. Dann haben alle Räte sich mit dem Thema befasst“, sagt Südlohns Bürgermeister Werner Stödtke, der zugleich auch Vorsitzender des SVS-Aufsichtsrates ist.

SVS-Geschäftsführer Thomas Spieß und der und Südlohns Bürgermeister Werner Stödtke, der zugleich auch SVS-Aufsichtsratsvorsitzende ist, hier bei einer gemeinsamen Pressekonferenz im Jahr 2021.

SVS-Geschäftsführer Thomas Spieß und der und Südlohns Bürgermeister Werner Stödtke, der zugleich auch SVS-Aufsichtsratsvorsitzender ist, hier bei einer gemeinsamen Pressekonferenz im Jahr 2021. © Stefan Grothues

Werden die Räte in den nichtöffentlichen Sitzungen in dieser und der nächsten Woche schon über die Fusion entscheiden? „Nein“, sagt Werner Stödtke. „Jetzt geht es nur um eine Weichenstellung. Die endgültige Entscheidung könnte im vierten Quartal dieses Jahres fallen.“ So oder so, sicher ist nur, dass eine Fusion nur dann gelingen kann, wenn ausnahmslos alle Räte in Ahaus, Stadtlohn, Südlohn und Vreden mehrheitlich für eine Fusion stimmen.

Schon Erfahrungen mit Kooperationen gesammelt

Im Gespräch mit unserer Redaktion haben die Geschäftsführer vor drei Jahren aber schon Gründe für ein Zusammengehen der beiden Energie- und Wasserversorger genannt: „Weil sich in der Energiewelt einiges verändern wird und weil wir beste Erfahrungen mit Kooperationen gemacht haben“, sagte Thomas Spieß damals.

Die Veränderungen in der Energiewelt haben seither noch viel dramatischere Züge angenommen, als er 2019 ahnen konnte. Klimawandel und Ukraine-Krieg stellen die Strom-, Gas- und Wasserversorgung vor große neue Herausforderungen.

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Zusammenarbeit auf bestimmten Geschäftsfeldern ist für beide Versorger seit mehr als fünf Jahren geübte Praxis. Gemeinsam haben SVS und Stadtwerke zum Beispiel ein Tochterunternehmen gegründet, das Photovoltaik-Anlagen auf öffentlichen Gebäuden betreibt.

In einem weiteren gemeinsamen Tochterunternehmen arbeiten SVS und Stadtwerke in Fragen des Netzbetriebes zusammen. Es sei sinnvoll, in diesen Fragen die Kräfte zu bündeln und die Expertise in beiden Unternehmen gemeinsam zu nutzen, so Karl-Heinz Siekhaus vor drei Jahren.

„Kerngesund und in etwa gleich groß“

Arbeitsplätze sollen nach den Worten von Geschäftsführer Thomas Spieß und Karl-Heinz Siekhaus nicht eingespart werden. 86 Mitarbeiter zählten die Stadtwerke Ahaus, 84 die SVS-Versorgungsbetriebe 2019.

Die SVS-Versorgungsbetriebe gaben ihren Jahresumsatz im Frühjahr 2019 mit 65 Millionen Euro im Jahr an, die Stadtwerke Ahaus mit 58 Millionen. Mitarbeiterzahl und Umsätze sind seither aber noch gestiegen. Aktuelle Vergleichszahlen nannten die beiden Geschäftsführer am Montag auf Anfrage aber nicht.

Spieß und Siekhaus betonten 2019, dass die Größe der beiden „kerngesunden“ Unternehmen und der Gewinn „im unteren Millionenbereich“ vergleichbar seien. Im Versorgungsgebiet der SVS leben rund 52.000 Menschen, in dem der Stadtwerke sind es 40.000.

Das Stromnetz der SVS ist 1363 Kilometer lang, das der Stadtwerke 1050. Das Gasnetz der SVS misst 301 Kilometer, das der Stadtwerke 203, das Wassernetz der SVS 464 Kilometer, das der Stadtwerke 298.

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Die SVS-Versorgungsbetriebe gehören mehrheitlich den drei Kommunen Stadtlohn (28,7%), Vreden (28,7%) und Südlohn (12,6%). Die RWE-Tochter Innogy hält 30 Prozent der Anteile.

Hauptgesellschafter der Stadtwerke Ahaus ist die stadteigene Ahauser Energie- und Dienstleistungsgesellschaft (AED). Auf diesem Weg hält die Stadt Ahaus 64 Prozent der Gesellschaftsanteile. Mitgesellschafter ist die RWE-Tochter Innogy (36%).