Etliche Ukrainer haben am Sonntag an der Kundgebung gegen den Krieg in ihrer Heimat teilgenommen, zum Beispiel Alla Rozhko (r.) mit ihrer Familie, die aus Ternopil nach Ahaus geflohen ist.

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Mit Video: Ukrainischer Sirenenalarm lässt Ahauser für Moment erstarren

rnUkraine-Krieg

Ahaus zeigt Solidarität mit den Menschen in der Ukraine. Rund 400 Menschen haben am späten Sonntagnachmittag an einer Kundgebung teilgenommen. Dort kamen auch Ukrainer zu Wort.

Ahaus

, 27.03.2022, 19:54 Uhr / Lesedauer: 2 min

Das war wohl der beklemmendste Moment auf dem Ahauser Rathausplatz: Ukrainische Sirenen warnen heulend vor dem nächsten Luftangriff. Olek Honcharenko überträgt den Ton von seinem Handy ins Redner-Mikrofon. Hunderte Menschen schweigen betroffen.

„Schon 139 Kinder sind getötet worden“

Olek Honcharenko lebt seit drei Jahren in Deutschland. Nach dem russischen Überfall auf seine Heimat bangt er nun um seine Familie in der Heimat. „Bis zum heutigen Tag sind in der Ukraine 139 Kinder getötet worden. 139! Das ist so ein Wahnsinn“, sagt der junge Mann. „Sie hören die Sirene nur 20 Sekunden. In meiner Heimat leiden die Kinder seit Wochen darunter.“

Rund 400 Menschen haben sich am späten Sonntagnachmittag zunächst am Kulturquadrat versammelt. Mit blau-gelben Fahnen, Europafahnen und Pappschildern, die zum Frieden mahnen, ziehen sie schweigend durch die Stadt zur Kundgebung auf dem Rathausplatz.

„Solidarität und praktische Hilfe“

Die Ahauser Parteien und Kirchengemeinden, das Forum ehrenamtliche Flüchtlingshilfe Ahaus (Fefa), das aktuelle Forum Volkshochschule und weitere Vereine und Verbände hatten zu dieser Kundgebung gegen den Ukrainekrieg aufgerufen. „Wir wollen Solidarität mit den Ukrainern zeigen“, ruft Hartmut Liebermann von der Fefa den Menschen zu. „Und wir wollen den geflüchteten Menschen hier in Ahaus ganz konkret helfen.“

Rund 400 Menschen zeigten auf der Kundgebung vor dem Rathaus ihre Solidarität mit der Ukraine.

Rund 400 Menschen zeigten auf der Kundgebung vor dem Rathaus ihre Solidarität mit der Ukraine. © Stefan Grothues

Maria Engelke-Borg ist eine der Teilnehmerinnen. „Ich bin hier, weil ich persönlich eigentlich nichts gegen den Krieg in der Ukraine machen kann. Ich kann nur hier sein und meine Meinung sagen. Weil mich das wütend macht.“ Sie hält ein kleines Plakat mit blau-gelber Fahne in die Höhe. Darauf ist Putin hinter Gittern zu sehen. „Die Zukunft eines Kriegsverbrechers“ steht darunter. Auf den Rathausstufen spielt Peter Münster Gitarre und singt „Knocking on Heavens Door“. Dylans Text hat er auf Putin umgedichtet: „You should be knocking on devil‘s door ...

Am Kulturquadrat formierte sich der Demonstrationszug, der zum Rathausplatz zog.

Am Kulturquadrat formierte sich der Demonstrationszug, der zum Rathausplatz zog. © Stefan Grothues

Von den Stufen des Rathauses sprechen Ukrainerinnen und Ukrainer, die über ihre Flucht, über den Weg nach Deutschland berichten. Zum Beispiel Alla Rozhko. Sie ist mit ihren drei Kindern nach Deutschland geflüchtet. „Es tut uns ehr weh, dass in unserem Land Krieg herrscht, dass Menschen, sogar auch Kinder getötet werden“, sagt sie. Nach Ahaus sei sie gekommen, weil sie möchte, dass ihre Kinder eine Zukunft haben. „Aber unser Herz bleibt in unserer Heimat“, fügt sie hinzu. Mitfühlend applaudieren die Menschen auf dem Rathausplatz.

„Ehrenamt ist nötiger denn je“

Wie das geschehen kann, das erläutert dann Carmen Esposito Stumberger vom Integrationslotsen-Projekt des Caritasverbandes ganz konkret. Seit über sieben Jahren arbeitet sie mit Haupt- und Ehrenamtlichen daran, geflüchteten Menschen aus Libyen, Afghanistan, Syrien neue Perspektiven zu bieten.

Blau und gelb: Europafahnen und ukrainische Fahnen dominierten das Bild auf der Kundgebung.

Blau und gelb: Europafahnen und ukrainische Fahnen dominierten das Bild auf der Kundgebung. © Stefan Grothues

Möglichkeiten, sich zu engagieren, so Carmen Esposito Stumberger, gebe es viele: In der Fahrradwerkstatt, die Helfer und Fahrradspenden sucht, vor allem Kinderfahrräder. Als Sprachhelfer in den Integrationskursen. Oder einfach als Spender für die Tafel. „Solange der Krieg wütet, ist ehrenamtliche Hilfe dringender denn je“, ruft Carmen Esposito Stumberger den Menschen auf dem Rathausplatz zu.

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Und zum Ende kommt noch ein bewegender Moment: Vom Band läuft die ukrainische Nationalhymne. Und es zeigt sich, dass etliche Ukrainer auf dem Rathausplatz sind und ergriffen mitsingen: „Schtsche ne wmerla Ukrajiny i slawa, i wolja“. Noch sind der Ukraine Ruhm und Freiheit nicht gestorben!“