Forderung: Akrobatik statt Tiernummern

Protest vor Zirkuszelten

Einmal Zirkusluft schnuppern, das ist für kleine und große Besucher ein Erlebnis. Akrobatik, Clowns und wilde Tiere zeigen, was sie gelernt haben. Doch gerade die Tiere im Zirkus sind einigen ein Dorn im Auge. Mit Mahnwachen – in Stadtlohn beim Circus Max Renz und in Ahaus beim Circus Werona – haben sich am Wochenende die Demonstranten für einen Zirkus ohne Tiere stark gemacht.

STADTLOHN

, 27.04.2015, 18:22 Uhr / Lesedauer: 2 min
Beim Circus Max Renz haben die Tiere Auslauf und eine Unterstellmöglichkeit. Der Zirkus achtet bei seinen Auftritten immer auf genügend Fläche bei der Platzwahl.

Beim Circus Max Renz haben die Tiere Auslauf und eine Unterstellmöglichkeit. Der Zirkus achtet bei seinen Auftritten immer auf genügend Fläche bei der Platzwahl.

Nach Auffassung der Protestierenden gibt es heute sinnvollere und pädagogisch wertvollere Möglichkeiten, Kindern den Kontakt zu Wildtieren zu ermöglichen, als ausgerechnet bei einer Präsentation in der Manege. „Zehn Minuten Show bedeuten für die Tiere lebenslängliche Gefangenschaft und ein entbehrungsreiches Dasein im Zirkus“, sagt Tatjana Liss-Horst, die Organisatorin der Proteste in Stadtlohn. „Und wozu das alles?“

Angesichts der sehr geringen Besucherzahlen einiger Zirkusse müssten diese allein aus wirtschaftlichen Erwägungen selbst zu der Erkenntnis kommen, dass neue Konzepte ohne Wildtiere erfolgreicher seien, fasst die Stadtlohnerin die Meinung der Demonstranten zusammen.

Konzepte ändern

„Wir begrüßen, dass viele Zirkusse ihre Konzepte ändern, das Publikum mit Artisten, Magiern, Fakiren, Feuerschluckern, Clowns und vielem anderen in ihren Bann ziehen und teilweise sogar das Publikum in die Vorstellung einbeziehen. Diese Zirkusse erfreuen sich höherer Besucherzahlen, wirtschaftlichen Erfolgs und sie tragen ein kleineres Risiko, den Sozialkassen zur Last zu fallen“, so Liss-Horst.

In 18 europäischen Staaten, darunter die Niederlande, und in zwölf außereuropäischen Staaten sind Wildtiere im Zirkus bereits verboten. Die Bundestierärztekammer fordert seit 2010 ein generelles Verbot von Wildtieren in reisenden Zirkussen.

Kamele und Lamas

Der Zirkus Max Renz präsentiert unter anderem Kamele und Lamas. Aus Sicht von Dr. Manfred Ulrich vom Kreisveterinäramt Borken fallen diese Tiere in erster Priorität aber nicht unter dieses Wildtierverbot. „Wenn die Tiere über genügend Auslauf und Unterstellmöglichkeiten verfügen, sehe ich da keine Probleme“, so Ulrich auf Anfrage der Münsterland Zeitung. Problematischer sei es da bei Raubtieren, Affen und Elefanten.

Geschäftsführerin des Zirkus Max Renz, hat Verständnis für die Demonstranten. Allerdings dürfe man nicht alle Zirkusse über einen Kamm scheren. „Wir sind seit mehreren Generationen eine Zirkusfamilie und mit unseren Tieren groß geworden“, erklärt die 62-Jährige.

Kontrollen durch Veterinäre

Seit Jahrhunderten würden Kamele als Haus- und Nutztiere gehalten und auch Lamas seien eine Domestizierung der Wildform – dem Guanako. „Jedes Mal, wenn wir in einen anderen Kreis fahren, melden wir uns beim Veterinäramt an“, erklärt Renz im Gespräch mit der Münsterland Zeitung. Am 21. April waren die Veterinäre aus Borken in Stadtlohn, wie bei den vorausgegangenen Kontrollen gab es keine Beanstandungen.

Auch werde kein Tier zur Vorstellung gezwungen: „Wenn wir merken, dass die Tiere nicht wollen oder es ihnen nicht gut geht, bleiben die draußen“, berichtet Renz weiter. Im Gegenteil: „Wenn nachmittags die Hintergrundmusik angeht, können es einige kaum erwarten, dass die Vorstellung losgeht.“

Bürgerantrag

Ein Bürgerantrag zum Verbot einer Gastspiel-Erlaubnis für Zirkusse mit Wildtieren ist bereits Mitte April im Rathaus eingegangen. „Der Antrag wird im zuständigen Hauptausschuss am 22. Mai beraten“, erklärt Bürgermeister Helmut Könning auf Anfrage. Auch andere Städte und Gemeinden im Kreis haben einen solchen Antrag erhalten. In Legden wurde bereits gestern Abend darüber beraten.

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