
© Stefan Grothues
„Es lebe die Lobbe“: Yvi und Fabi Denniger übernehmen Traditionskneipe
Wirtewechsel
„Lobbet den Herrn“ heißt es seit jeher in der Stadtlohner Tradtionskneipe Lobbe. Doch jetzt übernehmen die Frauen den Zapfhahn. Yvi und Fabi, Mutter und Tochter, sind die neuen Wirtinnen.
Eigentlich heißt „die Lobbe“ ja „Gaststättte Lobbe“ – aus unerfindlichen Gründen sogar mit fünf „t“. Und Yvi und Fabi heißen eigentlich Yvonne und Fabienne Denniger. Aber das ist alles viel zu förmlich. In der Lobbe geht es familiär zu.
„Unseren Nachnamen kennt ja keiner der Gäste“, sagt Yvi (46). Und Tochter Fabi (20) nickt lachend. Dabei gehören Yvi und Fabi schon seit Jahren fest zur Lobbe-Kneipen-Familie. Yvi kellnert schon seit fünf Jahren in der Kneipe an der Josefstraße, Fabi seit zwei Jahren. Jetzt übernehmen sie die Lobbe als Wirtinnen.
Fröhliches Dream-Team
Ihr Vorgänger Ludger Terbrack, den sie in der Lobbe nur als Rally kennen, will als frischgebackener Großvater ein wenig kürzer treten, um mehr Zeit für die Familie zu haben. Weil er „seine Kneipe“ nur in gute Hände abgeben wollte, bot er sie kurzerhand seinem fröhlichen Dream-Team Yvi und Fabi an.
Die sagten nicht spontan zu. „Wir haben lange überlegt“, sagt Yvi. Schließlich habe sie ja noch einen Hauptberuf als Altenpflegerin. Und auf Fabi kommen noch die Abiturprüfungen zu. Doch dann sagten sie Ja. „Als Team können wir das schaffen“, sagt die Mutter. Und die Tochter sagt: „Wir machen das auf Augenhöhe. Ohne solche Sätze wie: ,Räum mal dein Zimmer auf!‘“. Beide lachen. „Wir sind einfach ein tolles Team“, sagt Yvi.

Noch eine Besonderheit: Vor mehr als zwei Jahrzehnten wurden sämtliche Außenschilder fehlerhaft geliefert. Mehrfach heißt des dort „Gaststättte Lobbe“. Alt-Wirt Rally Sicking sagt: „Wir sind die einzige Gaststätte mit fünf t!" © Stefan Grothues
Und das vermitteln sie auch den Gästen. „Zur Wiederöffnung im neuen Jahr waren alle Stammgäste hier, um uns zu gratulieren. Das war eine Super-Reaktion“, sagt Yvi, die zusammen mit ihrer Tochter auf die Unterstützung von fünf Kellnerinnen und Kellnern bauen kann.
Dass die beiden, die früher in Bottrop-Kirchhellen zuhause waren, überhaupt an die Lobbe geraten sind, ist einem Zufall und einem Hundespaziergang zu verdanken. „Wir waren vor fünf Jahren gerade nach Stadtlohn gezogen, ganz in die Nähe der Lobbe. Ich suchte einen Nebenjob. Und da habe ich bei der Abendrunde mit Hund einfach mal nachgefragt, erzählt Yvi. Jetzt wird sie zusammen mit ihrer Tochter die Chefin hier.
In der Küche wird wieder gekocht
Und was ändert sich nun mit den neuen Wirtinnen in der Lobbe? „Möglichst wenig“, sagt Fabi. „Die Gäste mögen es ja so, wie es ist.“ Auf der Getränkekarte gibt es aber einige Neuigkeiten. Fabi weiß, was die jüngeren Gäste wünschen. Und die kommen seit zwei Jahren vermehrt in die Lobbe. Zuerst waren das Fabis Freunde und Bekannte, später auch andere Cliquen.

Wenn es in der Lobbe etwas Wichtiges zu besprechen gibt, dann ist der „Tisch 1“ der richtige Platz für Tochter Fabi und Mutter Yvi Denniger. © Stefan Grothues
Doch die jungen Gäste kommen erst zu späterer Stunde. Davor gehört die Lobbe den mitteljungen und älteren Stammgästen. Und den über 20 Kegelklubs und ebenso vielen Stammtischen. Und die können sich freuen, dass nun auch die Küche reaktiviert wird.
Die Lobbe gibt es seit 60 Jahren
„Ich koche gerne und Fabi auch“, sagt Yvi. Noch ist das Angebot auf Bockwurst, Leberkäs und andere Kleinigkeiten beschränkt. Aber das Angebot wird ausgeweitet. „Hausmannskost eben, ich koche gerne frisch, nicht aus der Tüte“, sagt Yvi. Die beiden Wirtinnen planen auch, die Kegelbahnen für Kindergeburtstage zu öffnen.
Die Geschichte der Wirtschaft reicht weit zurück: Hermann und Maria Lobbe gründeten die Gaststätte vor rund 60 Jahren. „Damals gab es in Stadtlohn und Umgebung noch 55 Kneipen, heute sind es gerade mal eine Handvoll“, sagt Alt-Wirt Ludger Terbrack. Die Lobbe hat überlebt.
Aber es gab mehrere Wirtewechsel. Zunächst führte die Lobbe-Tochter Monika Clausen das Lokal weiter. Ende der 1970er-Jahre übernahmen Wolfgang und Maria Steffens als Pächter die Kneipe. Ihnen folgten in den 1990er-Jahren Hansi Brüning und in den 2000ern Manfred „Moppi“ Wansing und schließlich Ludger „Rally“ Terbrack.
„Die Lobbe ist für uns eine echte Herzensangelegenheit“
„Der war ein ganz toller Chef“, sagt Yvi. Seine Tochter gehöre weiter zum Thekenteam. Und eine Bedingung für die Übernahme der beiden Wirtinnen war: Ludger Terbrack müsse der Lobbe als Gast erhalten bleiben. So wie er es auch schon seit seiner Jugend vor der Wirtezeit war.
Und dann verrät Yvi noch, dass sie selbst überhaupt keine Kneipengängerin sei. „Ich würde mich nie an den Tresen setzen, um ein Bier zu trinken.“ Aber hinter der Theke zu stehen, das sei ein Traumjob, zumindest in der Lobbe.

Bulls Ring ist ein beliebtes Kneipenspiel, das seinen Ursprung in England hat. Auch in der Lobbe hat es Tradition. © Stefan Grothues
Mutter und Tochter haben Freude am Umgang mit Menschen. Yvi: „Wir haben nette Gäste, die sich zu benehmen wissen und die nicht betrunken am Tresen einschlafen. Da gibt es viele Gespräche, oder wir kickern oder spielen Bulls Ring mit den Gästen.“ Fabi nickt und sagt: „Die Lobbe lebt. Und die Lobbe ist für uns eine echte Herzensangelegenheit.“