Geflügelzüchter Eckart Ballenthin mit einer seiner Bantam-Hennen. Die Tiere mussten wochenlang im Stall bleiben.

© Anna-Lena Haget

Aufstallpflicht trifft die Tiere von Geflügelfreunden in Stadtlohn

rnGeflügelpest

Nach Wochen im Stall dürfen die Hühner des Hobbyzüchters Eckart Ballenthin ab Donnerstag wieder ins Freie. Er fordert nun die Politik auf, bei der Aufstallpflicht besser zu differenzieren.

Stadtlohn

, 12.01.2022, 12:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wenn Eckart Ballenthin derzeit gen Himmel blickt und einen Schwarm Wildgänse ziehen sieht, hat er gemischte Gefühle. Der Geflügelfreund musste für lange Wochen die Türen seines Hühnerstalls geschlossen halten. Seit in einem Geflügelbetrieb in Hamminkeln-Dingden rund 3200 Tiere wegen des Verdachts auf Geflügelpest getötet werden mussten, hatten auch Ballenthins Bantams Hausarrest.

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Der Südkreis mit Isselburg, Bocholt, Rhede und Raesfeld ist Mitte Dezember zur Sperrzone erhoben worden. Die Aufstallpflicht galt jedoch für den gesamten Kreis – auch in der Geflügelzuchtanlage Stadtlohn, in der ein großer Teil der Hühner von Eckart Ballenthin lebt. Die Rasenflächen mit den niedrigen Apfelbäumen vor dem Stall waren in dieser Zeit verwaist.

Keine Angst vor Ansteckung

Vor einer Ansteckung seiner Tiere mit dem ursächlichen Influenza-A-Virus, das durch Kontakt mit Wildvögeln und deren Kot verbreitet wird, fürchtet Ballenthin sich nicht. „Ich habe keine Angst um meine Tiere und habe auch seit 40 Jahren keine Mittelchen gebraucht“, sagt er stolz.

Der 75-Jährige möchte nur das Beste für seine Tiere. Aber er sieht auch, wie sie ohne ihre gewohnte Bewegungsfreiheit gelitten haben. 1956 holte er seinen ersten Preis auf einer Geflügelschau in Flensburg. Schon damals schlug sein Herz für die Bantam-Hühnchen und er hält der Rasse bis heute die Treue. Eine Tatsache, die ihm auch im „Geflügel-Lockdown“ einen Vorteil verschafft hat.

Mehr Stress bei Großhühnern

„Ich züchte ja die kleinen Bantams, die nur so groß wie Tauben sind. Mein Parzellennachbar hat Großhühner. Die haben mehr Stress und beißen sich. Meine Tiere sind klein und beweglich. Sobald es hell wird, beginnen die zu laufen. Im Stall geht das natürlich nicht“, erklärt der Züchter. Als kleinen Ausgleich für das fehlende Grünzeug hat der Hühnerkenner darum Karotten zugefüttert.

Dass seine gefiederten Lieblinge, 139 sind es im Moment, lange Zeit nicht so laufen konnten, wie sie wollten, bedauert er natürlich. Aber: „Für mich ist die Aufstallpflicht kein großes Manko, weil von Dezember bis Februar die Stämme zusammengestellt werden und dann bleiben die Tiere sowieso im Stall“, so Ballenthin.

Die Bantams von Eckart Ballenthin hatten über Wochen mit Stallarrest zu kämpfen.

Die Bantams von Eckart Ballenthin hatten über Wochen mit Stallarrest zu kämpfen. © Anna-Lena Haget

Allerdings macht er seinen Standpunkt in Sachen Seuchenpolitik unmissverständlich klar: „Es ist etwas anderes, ob du tausende Tiere da laufen hast oder ob du ein Hobbyzüchter bist. Der Gesetzgeber müsste deshalb unterscheiden zwischen gewerblichem Geflügelhalter und Kleintierzüchter. Wir fördern zum Beispiel die Erhaltung seltener Rassen“, sagt er.

Dr. Manfred Ulrich, Fachbereichsleiter Tiere und Lebensmittel beim Veterinäramt des Kreises Borken, versteht die Einwände, die Züchter wie Eckart Ballenthin anbringen. Er sagt aber auch: „Wir müssen natürlich abwägen: Was ist schlimmer? Wenn wir die Tiere nachher alle töten müssen oder wenn wir sie jetzt eine Weile in den Stall sperren?“

2200 Geflügelhalter im Kreis

Fürs Erste scheint der Spuk jedoch zumindest im Nordkreis vorbei zu sein, während der Südkreis weiter als Sperrzone gilt. „Die Kommunen im Südkreis bleiben in der Aufstallpflicht“, ergänzt Ulrich. Am Donnerstag, 13. Januar, können dann auch Eckart Ballenthins Bantams endlich wieder fröhlich durch ihren Auslauf tollen. Dann hebt der Kreis Borken die Stallpflicht im Nordkreis auf.

Rund 3,7 Millionen Stück Geflügel leben im Kreis Borken. Von den 2200 Geflügelhaltern im Kreis haben nur 237 mehr als 100 Tiere. Der Rest setzt sich ergo mehr oder weniger aus Hobbyhaltern zusammen. „Wir hängen bei den Kleinzüchtern die Sicherheitsanforderungen nicht so hoch wie beispielsweise bei einem Mastbetrieb“, versichert Ulrich.

Er legt jedoch auch ihnen ans Herz, weiterhin wachsam zu bleiben und auf die Biosicherheit Acht zu geben. Dazu gehört, nicht mit Straßenschuhen in den Stall zu gehen und Futter nicht draußen zu verteilen. In Zukunft werde man lernen müssen, mit dem hochansteckenden Geflügelpestvirus zu leben. Aber: „Wir werden nicht jeden Herbst eine Stallpflicht verhängen. Nur, wenn irgendwo ein Fall von Geflügelpest vorkommt“, so der Veterinär.

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