
© Mathias Redders
Über 600 Jugendliche kamen zur Impfung: „Ego-Trips sind nicht angesagt“
Coronaimpfung
Über 600 Stadtlohner Jugendliche haben sich bei einer Impfaktion den Piks gegen Corona abgeholt. Jugendtrainer und Schulleiter hatten zuvor ihre Drähte genutzt, zum Beispiel Johannes Tenbrink.
„Ich fühle mich heute Morgen topfit. Gestern Abend hatte ich noch Kopfschmerzen, aber die waren nach dem Schlafen wieder weg“, sagt Johannes Tenbrink. Der 21-jährige Stadtlohner hat am Sonntag bei der großen Impfaktion des DRK an der Gutenbergstraße seine Boosterimpfung bekommen. Am Montagmorgen überwiegt die Freude über die gelungene Impfaktion, die vor allem Kinder und Jugendliche ansprechen sollte.
Trainer und Schulleiter suchten die direkte Ansprache
Johannes Tenbrink war dabei nicht nur ein Impfwilliger. Er war zugleich auch einer der Motivatoren. Als Spieler der ersten Mannschaft und Trainer der SuS-D-Jugend will er ein Vorbild für die jungen Sportler im SuS sein. „Gerade im Sport muss ich mich nicht nur selbst schützen, sondern auch meine Mitspieler und Kameraden. Ego-Trips sind hier nicht angesagt“, so Johannes Tenbrink.

Kilian Pieper, aktiv in der DJK-Jugend, will weiter Sport treiben können. Dafür nahm er am Sonntag den Piks gerne in Kauf. © Mathias Redders
Wie viele andere Trainerinnen und Trainer des SuS und der DJK, Lehrerinnen und Lehrer der weiterführenden Schulen, Erwachsenenbildner des JFB und die Stadtlohner Impfpaten hat Johannes Tenbrink direkte Kanäle zu den Kindern und Jugendlichen genutzt. „Wir haben per Whatsapp bei all unseren Jugendmannschaften für die Impfaktion des DRK geworben.“
„Cool, wie viele Jugendliche gekommen sind“
Der Erfolg hat Johannes Tenbrink aber überrascht. „Es war schon cool, wie viele Jugendliche aus Stadtlohn zu dem Termin gekommen sind. Das hatte ich so nicht erwartet.“ Was ihn freut: Auch einige „Jungs“ aus seiner D-Jugendmannschaft waren mit ihren Eltern dort.“

Breite Unterstützer-Riege für die Sonderimpfaktion (v. l.): Jochen Wilsmann (Schulleiter Geschwister-Scholl-Gymnasium, Rüdiger Wichmann (Impfpate), Birgit Kentrup (Schulleiterin Losbergschule), Klaus Dieter Weßing (Leiter Fachbereich Schule, Kultur, Sport), Helmut Könning, (Vorsitzender DRK-Ortsverein), Berthold Dittmann (Bürgermeister) und Stefan Wichmann (Schulleiter Herta-Lebenstein-Realschule), Petra Redders (Vorsitzende JFB) und Wilfried Steinhage (Vorsitzender SuS Stadtlohn) mit jugendlichen Impfwilligen. © Mathias Redders
Fast 90 Prozent der 18- bis 59-Jährigen im Kreis Borken sind gegen Corona geimpft. Bei den Senioren sind es fast 95 Prozent. Bei den Kindern und Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren sind erst 75 Prozent geimpft. Da ist noch Luft nach oben. Doch die Impfbereitschaft ist offenbar groß.
Sorgenfalten und Optimismus bei Schulleiter Stefan Wichmann
„Ich schätze, dass wir bei unseren Schülerinnen und Schülern ab 16 eine Impfquote von 90 Prozent haben“, sagt Stefan Wichmann, Leiter der Stadtlohner Herta-Lebenstein-Realschule. Bei den Jüngeren ab zwölf sei die Quote jedoch deutlich geringer. Schon weil die Impfempfehlung der Stiko für diese Altersgruppe erst später kam.

Dank der guten Organisation gab es trotz großen Andrangs der Impfwilligen keine langen Wartezeiten. © Mathias Redders
Schuleiter Stefan Wichmann blickt mit gemischten Gefühlen auf die nächsten Wochen. Am Montag, am ersten Schultag nach den Weihnachtsferien, stellte er fest: „Für heute haben sich rund zehn Schülerinnen und Schüler vom Unterricht abgemeldet. Das sind etwa zwei Prozent aller Schüler.“ Die Zahl sei noch nicht dramatisch. „Aber ich weiß nicht, was in den nächsten zwei, drei Wochen auf uns zukommt.“
„Präsenzunterricht so lange wie möglich, aber nicht um jeden Preis“
Auch bei steigenden Infektionszahlen sei es Ziel der Schule, möglichst lange am Präsenzunterricht festzuhalten. „Aber nicht um jeden Preis. Wir können Unterrichtsausfälle nicht ausschließen“, so der Schulleiter. Was ihn optimistisch stimmt, ist die hohe Impfbereitschaft der Kinder und Jugendlichen. „Jetzt müssen wir alles daran setzen, auch Impfquote der jüngeren Schüler zu verbessern.“
Darum habe sich seine Schule wie die anderen gerne an der Impfaktion vom Sonntag beteiligt. „Wir können die Schülerinnen und Schüler digital direkt ansprechen. Ich bin froh, dass das am Sonntag Wirkung gezeigt hat. Das war ja ein ständiges Kommen und Gehen.“
Trotz großen Andrangs keine langen Wartezeiten
Trotz des großen Andrangs bildeten sich keine Warteschlangen. Johannes Tenbrink: „Das war bestens organisiert, es ging super schnell und völlig unkompliziert. Nach 20 Minuten war ich schon mit allem durch.“

Eingespieltes Team: Jürgen Rave, zweiter Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Stadtlohn (l.) und Fabian Busch freuen sich über die große Resonanz, die die Aktion des DRK-Ortsvereins und des JFB-Stadtlohn fand. © Mathias Redders
Jürgen Rave vom DRK überrascht das nicht. „Die Abläufe sind erprobt. Wir hatten ja schon in den vergangenen Wochen etliche große Impftermine mit insgesamt über 5000 Impfungen.“ Dennoch war es dieses Mal ein wenig anders als sonst. Von den über 800 Impfwilligen, die am Sonntag kamen, waren 80 Prozent unter 18 Jahre alt. Und die jüngeren Impfwilligen kamen in Begleitung ihrer Eltern.
Angeregt worden war diese Sonderimpfaktion von den ehrenamtlichen Stadtlohner Impfpaten. Sie stellten auch den Impfarzt für diese Aktion: Dr. Udo Tenbrink, Oberarzt im Klinikum Westmünsterland – und Vater von Johannes Tenbrink.
Alle Beteiligten loben gutes Zusammenspiel
Eine weitere größere Impfaktion plant das Stadtlohner DRK derzeit nicht. „Aber wenn der Bedarf da ist, sind wir gerne wieder mit dabei. Bis dahin werden wir kleinere Impfaktionen für jedermann anbieten“, sagt Jürgen Rave. Die Impfpaten wollen mit Unterstützung der Vereine, Schulen und des JFB durch direkte Ansprache in den sozialen Netzwerken weitere Jugendliche für die Impfung motivieren.

Bürgermeister Berthold Dittmann, der SuS-Vorsitzende Wilfried Steinhage und der DJK-Vorsitzende Andreas Pieper mit jugendlichen Impfwilligen aus beiden Vereinen. © Mathias Redders
Besonders erfreut über den Erfolg der Impfaktion zeigten sich am Sonntag auch Bürgermeister Berthold Dittmann und Klaus Dieter Weßing, Leiter des Fachbereichs Schule, Kultur und Sport. Petra Redders, Vorsitzende des JFB-Stadtlohn: „Auch die Zusammenarbeit war vorbildlich, wobei wir in dem kurzen Zeitraum sehr viel improvisieren mussten.“ Dieser Einschätzung schlossen sich auch der SuS-Vorsitzende Wilfried Steinhage und der DJK-Vorsitzende Andreas Pieper an.
Rüdiger Wichmann, Vertreter der Impfpaten, hob ebenfalls das gute Zusammenspiel bei allen Helfern des DRK und des JFB hervor. Sobald die Pandemie es wieder zulasse, sollen alle Helfer des DRK und des JFB mit Angehörigen zu einem Grillfest auf dem Hof von Familie Berghaus in Wendfeld (ebenfalls aktive Impfpaten) eingeladen werden.