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Augenmaß und Fingerspitzengefühl

Ausbildung im Fliesen-, Platten- und Mosaikleger-Handwerk

Im August beginnt für Helge Walters ein neuer Lebensabschnitt: Denn dann startet der 18-Jährige im elterlichen Betrieb in seine Ausbildung zum Fliesen-, Platten- und Mosaikleger.

25.06.2020, 16:12 Uhr / Lesedauer: 2 min
Gekonnt werden auch große Fliesen an die Wand gebracht.

Gekonnt werden auch große Fliesen an die Wand gebracht. © Starb

Wenn Helge Walters den elektrischen Rührer startet, wird es erst einmal staubig. Vorsichtig tasten er und sein Kollege sich an das richtige Mischungsverhältnis zwischen Wasser und dem pulverigen Fliesenkleber, schließlich darf das Endergebnis später nicht zu trocken oder zu flüssig sein. Denn nur so kann Helge den nächsten Schritt auch fachgerecht angehen: das Verlegen von Fliesen.

An diesem Morgen sind es große dunkle Steinfliesen, die einem Badezimmer in Zukunft einen besonderen Charme verleihen werden. In den vergangenen Jahren haben die möglichen Größen immer wieder das bisherige Limit überschritten, längst sind es auch Dimensionen, bei denen die fachkundigen Hände von mindestens zwei Leuten benötigen.

„Ich bin seit Dezember ungefähr hier und es macht mir doch sehr viel Spaß“
Helge Walters

Das beginnt bereits bei der unmittelbaren Vorbereitung. Wand und Fliese werden parallel mit dem Kleber bestrichen, ehe die Fliese vorsichtig an ihren Bestimmungsort getragen wird. Später einmal ist sie ein Teil der neuen Dusche, doch bis dahin ist Fingerspitzengefühl gefragt. Mit Augenmaß und Wasserwaage nimmt die Fliese ihren vorgesehenen Platz ein, Abstandshalter sorgen dafür, dass das Zusammenspiel aller Fliesen später ein stimmiges Gesamtbild ergibt.

Für Helge macht gerade das einen der Reize dieser Arbeit aus: „Dass man in einen Raum kommt, der verwüstet aussieht, und dann später wieder rausgeht und was geschaffen hat, was man auch sieht und worauf man auch stolz sein kann“, antwortet der 18-Jährige auf die Frage nach den Besonderheiten seiner Arbeit als Fliesen-, Platten- und Mosaikleger.

Ab August nimmt dieser Beruf dann auch endgültig einen besonderen Platz in seinem Alltag ein. Denn dann beginnt Helge seine Ausbildung im elterlichen Betrieb, der 1975 von seinem Großvater gegründet wurde und seit 2000 von seinem Vater geleitet wird.

Die Entscheidung für diesen Schritt fiel während der Arbeit: „Ich habe mein Fachabitur 2019 gemacht und dann einen 450-Euro-Job hier im Betrieb meines Vaters angefangen“, erläutert Helge. War das zunächst auch erst einmal nur eine Testphase, um sich zu vergewissern, ob dieser Berufe auch der richtige für ihn sei, fand er dann schnell Gefallen an der Arbeit. „Ich bin seit Dezember ungefähr hier und es macht mir doch sehr viel Spaß.“

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Traumberufe: Fliesen-, Platten- und Mosaikleger

Seit Dezember – und auch in den kommenden Jahren – starten seine Arbeitstage daher nun mit dem gleichen Ablauf. „Ein typischer Arbeitstag sieht so aus, dass wir uns um 7 Uhr bei uns auf dem Hof treffen, dann die Sachen eventuell packen für die Baustelle und dann geht es auch direkt los“, berichtet Helge.

So identisch dieser Einstieg auch ist, so unterschiedlich ist dann die Arbeit vor Ort. Bäder stellen zwar einen großen Bereich dar, aber auch in späteren Wohnzimmern war Helge schon tätig.

Dieses Bild bestätigt auch Markus Mies, Obermeister der Fliesen-, Platten- und Mosaikleger-Innung Hellweg. „Das Spektrum umfasst viele Bereiche. Gerade durch die Holzoptik sind Fliesen für die Kunden in immer mehr Bereichen eine Option. Und natürlich sind Fliesen auch bei gewerblichen Objekten gefragt, zum Beispiel bei Küchen“, berichtet Mies. Auch er hat dabei die Beobachtung gemacht, dass das eigentliche Handwerksmaterial – die Fliese – immer größer wird: „Wir haben mittlerweile Fliesen von 3,20x1,60 Metern Größe. Da dauert die entsprechende Vorbereitung fast länger als das eigentliche Verlegen der Platten.“

Per Fliesenschneider passt Helge die Fliesen an die passende Größe an.

Per Fliesenschneider passt Helge die Fliesen an die passende Größe an. © Starb

Damit bezieht Mies sich auf die Gegebenheiten, die ohnehin bei jeder Fliese wichtig sind, mit zunehmender Größe aber besonders ins Gewicht fallen. Immer mehr helfende Hände werden für die Arbeiten benötigt und insbesondere bei Bodenfliesen muss der Untergrund vollkommen eben sein.

Diese Ansprüche setzen sich auch beim Werkzeug fort, was Helge an anderer Stelle zeigt. So haben auch die Fliesenschneider mittlerweile große Dimensionen erreicht, in diesem Fall eine Schnittlänge von 1,5 Metern.

Die Handgriffe sind jedoch identisch geblieben, mit einem Schnitt und etwas Kraft passt Helge die Fliese perfekt an.

Das Handwerk in Zahlen und Fakten

  • Die Ausbildungsdauer für den Beruf des Fliesen-, Platten- und Mosaiklegers beträgt drei Jahre.
  • Die monatliche Ausbildungsvergütung beträgt im Bereich der Innung Hellweg-Lippe 850 Euro im ersten Lehrjahr. Im folgenden Jahr steigt dieser auf 1200 Euro, im dritten Lehrjahr beträgt er dann 1475 Euro.
  • In den 73 Mitgliedsbetrieben der Innung Hellweg-Lippe lernen derzeit 45 Auszubildende alles Wissenswerte für ihren Beruf. 16 von ihnen sind erst 2019 in ihre Ausbildung gestartet.
  • Bundesweit stieg die Zahl der Betriebe seit 2004 stark an. Dies hing mit dem Wegfall der Meisterpflicht für die Betriebsgründung zusammen. Seit diesem Jahr gilt die Meisterpflicht bei der Betriebsgründung jedoch wieder.