Die erste Schulwoche im Distanzunterricht ist auch in Selm rum. Am Anfang hat es technische Probleme gegeben. Wie ist die Woche an den Selmer Grundschulen weiter gelaufen?
Mit Ende der Weihnachtsferien am Montag, 11. Januar, war der Präsenzunterricht an den Selmer Schulen ausgesetzt worden. Seitdem ist Distanzunterricht das Mittel, um Schülern Lerninhalte nahe zu bringen: Lehrkräfte kommunizieren mit ihren Schützlingen per Videokonferenzen, Schüler brauchen nicht zur Schule zu gehen, sondern nehmen am sogenannten Homeschooling teil, also dem Unterricht zuhause. Wie hat sich das Ganze an den Selmer Grundschulen innerhalb der Schulen entwickelt? Wir haben nachgefragt.
Grundschule Auf den Äckern: „Es ist sehr gut gelaufen“, sagt Schulleiterin Anja Knipping. 16 Kinder sind in der Notbetreuung an beiden Standorten, also in Bork und Cappenberg. Eine sozialpädagogische Fachkraft, Erzieher im Anerkennungsjahr und Lehrer, die keine Klassenleitung haben, sowie Integrationskräfte kümmern sich um die Kinder.
Auch die Videokonferenzen per Kommunikationsplattform IServ, die am Anfang der Woche wegen technischer Probleme beim Betreiber nur schwer zu starten waren, klappen nun gut. War das so absehbar, bevor die Schule in den Distanzunterricht gegangen ist? „Aus den Erfahrungen des letzten Distanzunterrichts und mit den Fortbildungen und dadurch, dass wir uns viele Gedanken gemacht haben, habe ich mir schon gedacht, dass es besser laufen wird“, erklärt Anja Knipping. Wie es in dieser Woche gelaufen sei, „übertrifft es das noch ein bisschen“.
iPads stehen am Montag, 18. Januar, zur Verfügung
Auch die Eltern seien bemüht, dass sie es auch technisch hinkriegen. „Es sind nur noch Vereinzelte, die wir nicht per Videokonferenz erreichen.“ Aber es ist Besserung in Sicht. Am Montag, 18. Januar, werden die iPads ausgegeben, mit denen die Schüler ausgestattet werden, die Bedarf haben. Das werde individuell nach Bedarf mit den Eltern dieser Schüler geregelt.
Apropos Erleichterungen: Nach Auskunft der Schulleiterin können sich Eltern, die Kinderkrankengeld beantragen wollen, Bescheinigungen für Arbeitgeber und Krankenkassen in der Schule abholen. Die Schule bescheinigt darin, dass das Kind dort zur Schule geht, die Schule aber beauftragt ist, in den Distanzunterricht zu gehen, sagt Anja Knipping. „Es würde allen die Arbeit erleichtern, wenn die Eltern vorher kurz in der Schule anrufen.“
Ludgerischule: Auch wenn es am ersten Tag des Distanzunterrichts nach den Weihnachtsferien technische Probleme mit IServ gegeben hat - ihr Lachen hat Andrea Dabrowski, stellvertretende Leiterin der Ludgerischule, nicht verloren: „Wir können hier gut auch über uns lachen, das hebt die Stimmung.“ Wobei es im Laufe der Woche im Distanzunterricht ganz gut gelaufen sei. „Ab und zu kommen die Kinder gut in die Videokonferenzen, dann wieder gibt es aber Schwierigkeiten. Je nachdem, wie viele gleichzeitig zugreifen wollen.“ Hinzu komme, dass die Ludgerischule noch nicht ans Glasfasernetz angeschlossen sei, also eher geringe Datenraten habe.
Die Stadt hatte jedoch angekündigt, dass auch die Schulen, die noch nicht am Glasfasernetz hängen, durch den derzeit angelaufenen Breitbandausbau profitieren und angeschlossen werden.
Und wenn zurzeit noch Kinder zuhause kein W-Lan haben, „können sie zu uns in die Schule kommen“, sagt Andrea Dabrowski. Besserungen versprechen die iPads, die die Stadt bestellt hat und die am Montag, 18. Januar, zum Einsatz kommen können.
Chance für die Zukunft
Andrea Dabrowski bezeichnet die Tatsache, dass sich die Kinder jetzt verstärkt mit digitalen Medien auseinander setzen müssen, als Chance für die Zukunft. Wobei sie und die ganze Schule hoffen, dass der Präsenzunterricht möglichst bald wieder beginnen kann.
Gibt es denn derzeit Kontakt zu allen Kindern? „Nein, bisher haben wir noch nicht zu allen Kontakt gehabt. Es sind aber wenige, die bisher auch telefonisch und persönlich nicht erreicht haben. Wir bleiben aber am Ball.“
Overbergschule: Auch an der Overbergschule hat sich der Distanzunterricht nach unruhigem Technikbeginn eingeruckelt. „Die letzten Tage haben sehr gut geklappt“, berichtet Schulleiterin Christine Jücker. „IServ funktioniert, viele Kinder sind in den Videokonferenzen, die Kinder mit dem Förderbedarf geistiger Entwicklung sind in der Schule, es läuft.“
Auch die Lehrkräfte seien zufrieden. „Es gab fast nur positive Rückmeldungen.“ Zum Beispiel folgende: „Eltern und Kinder ließen sich durch technische Rückschläge nicht entmutigen und versuchten es immer wieder. Diese Woche beende ich mit einem guten Gefühl und glaube, dass wir mit unserem Konzept und dem Engagement der Eltern und Kinder ganz gut durch den Lockdown kommen können.“ Oder auch diese Rückmeldung einer Lehrerin aus dem zweiten Jahrgang: „Die Kids sind sehr motiviert. Alle sind sehr pünktlich. Die Kinder helfen sich untereinander. Sie freuen sich täglich sehr auf den sozialen Austausch. Auch die Frühstückspause wird immer genutzt. Ich muss sie schon mehr oder weniger rausschmeißen. Mittlerweile können sie bei IServ schon viel selbstständig. Zusammen einen Geburtstag feiern klappt auch (zuhause darf man ja auch singen), auch wenn das Happy Birthday etwas zeitversetzt war.“
Wie es woanders lauft, zeigt eine Aussage die eine Overberg-Lehrerin zitiert, deren Sohn in einer anderen Stadt zur Schule geht und die vierte Klasse besucht: Einige der Kinder dort hätten mit Störungen zu kämpfen, müssten sich immer wieder neu anmelden. Dennoch sei die Stimmung sehr gut. Einige verzweifelte Eltern hätten der betreffenden Lehrerin Bilder von Arbeitsergebnissen ihrer Kinder via Anhang geschickt. Diese Lehrerin habe innerhalb ihres Teams erklärt: „In dieser Woche waren es auch für mich gefühlte ,tausend‘ zu bedenkende Kleinigkeiten, aber ich bin zuversichtlich, dass es mit jedem Tag weniger wird. Der Kontakt zu den Kindern auf diesem Wege ist schon jetzt nicht mehr wegzudenken.“ Doch auch in der Schule außerhalb Selms klappt das nur, wenn die Technik funktioniert. Der Sohn der Lehrerin habe gesagt, er sei traurig, dass er seine Klasse und seine Lehrerin nicht auf dem Bildschirm sieht.
Solche grundsätzlichen Probleme hat es in Selm im Laufe der Woche offenbar nicht mehr gegeben. Das sagt die Stadt zur ersten Woche im Distanzunterricht: „Der Stadtverwaltung sind keine weiteren größeren Probleme/Serverausfälle gemeldet worden“, erklärt Stadtsprecher Malte Woesmann auf Anfrage.
Bleibt es bei der geplanten Übergabe der iPads an die Schüler am Montag, 18. Januar? Woesmanns Antwort: „Ja. Der Schulträger ist erfreut, dass unter Beachtung der rechtlichen Erfordernisse der Landesvorgaben in so schneller Zeit 400 Schülerinnen und Schülern sowie 200 Lehrerinnen und Lehrern ein iPad zur Verfügung gestellt werden kann. Dieses ist Resultat der engen Abstimmung zwischen Schulleitungen und Stadtverwaltung und ist der engagierten Arbeit aller Beteiligten zu verdanken.“
Stadt: Weg der Digitalisierung konsequent verfolgen
Der bereits vor Corona von Politik und Verwaltung begonnene Weg der Digitalisierung in den Selmer Schulen werde so konsequent weiter verfolgt. „Und es geht weiter: Über die Fördervereine der Schulen werden in naher Zukunft weitere 320 iPads für Schülerinnen und Schüler zur Verfügung gestellt.“