Zeltstadt Bork: Neue Leiterin, neue Flüchtlinge

Asylbewerber in Selm

Wer ist die neue Leiterin der Zeltstadt in Selm-Bork? Was sagen Polizei und Ordnungsamt zur aktuellen Situation? Was tut sich in Sachen WLAN? Wie viele Jugendliche ohne erwachsene Begleiter gibt es? Hier gibt es Antworten und den aktuellen Stand zu diesen und weiteren Themen.

BORK

09.10.2015, 13:54 Uhr / Lesedauer: 4 min
In den Wohnzelten der Einrichtung in Selm-Bork können derzeit bis zu 1000 Asylbewerber untergebracht werden. Auch wenn es andere Gerüchte gibt: Diese Obergenze wurde bislang noch lange nicht erreicht.

In den Wohnzelten der Einrichtung in Selm-Bork können derzeit bis zu 1000 Asylbewerber untergebracht werden. Auch wenn es andere Gerüchte gibt: Diese Obergenze wurde bislang noch lange nicht erreicht.

Neue Leiterin: Nina Solke

Die Zeltstadt hat seit Freitag eine neue Leiterin: Nina Solke. Die DRK-Mitarbeiterin, die auch beim Runden Tisch dabei war, ist 40 Jahre alt und hat in der Vergangenheit vor allem im Ausland für das DRK gearbeitet. Vor allem in Gebieten, wo bewaffnete Konflikte herrschen und „wo auch unsere Flüchtlinge herkommen“, so Solke.

 

Wechsel in der Zeltstadt: neue Flüchtlinge

In der Zeltstadt, das berichtete Nina Solke, hat es in den vergangenen Tagen die ersten Wechsel gegeben. So haben rund 100 Flüchtlinge bereits in der vergangenen Woche die Unterbringung verlassen – am Mittwoch kamen 170 neue Bewohner an. „So bleiben wir immer ungefähr unter der Grenze von 1000 Bewohnern“, so Nina Solke. Für die neuen 170 Bewohner konnte Lutz Linder von den Schicksalshelfern, der beim Runden Tisch von der Kleiderkammer in Bork berichtete, schon einmal verkünden, dass die Bedarfstüten bereits fertig gepackt seien. „Sie stehen zur Abholung bereit“, sagte er.

 

Sicherheit: Das sagen Polizei und Ordnungsamt

Zum Thema Sicherheit machte Hermann Langhals von der Polizei deutlich, dass es im Umfeld der Zeltstadt in Bork keine erhöhte Kriminalitätsbelastung gebe. Konflikte – bis hin zu leichter Körperverletzung – seien innerhalb der Zeltstadt schon vorgekommen. „Das ist einfach so, wenn 1000 Menschen auf so engem Raum zusammenleben“, so Langhals. Werner Denz vom Ordnungsamt der Stadt Selm sagte außerdem: „Größere Beschwerden liegen uns nicht vor.“ Zwar habe es mal kleinere Beanstandungen etwa zum Thema Müll gegeben, insgesamt sei das aber unauffällig. Auch von Ruhestörungen konnte er nicht berichten. 

 

Soziales: Was können die Flüchtlinge tun?

Die Frage nach den Beschäftigungsmöglichkeiten innerhalb der Zeltstadt beschäftigte die Teilnehmer des Runden Tisches außerdem. Gerade in den kommenden Wintermonaten wird das immer wichtiger werden, so die Einschätzung von der Beigeordneten Sylvia Engemann, die durch die Tagesordnung des Runden Tisches führte. Gerade in diesem Zusammenhang wies sie noch mal auf die Notwendigkeit eines Ehrenamtskoordinators hin, den der DRK-Landesverband als Betreiber der Zeltstadt einsetzen möchte. Diese Stelle sei jedoch noch nicht besetzt – es werde noch dran gearbeitet. „Im Sozialbereich sind noch einige Stellen offen“, räumte Nina Solke ein, die ja aber erst seit Freitag im Amt ist.

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Haus Knipping ist nicht mehr Spenden-Sammelstelle

Eine große – und ganz frische – Neuigkeit hatte der Arbeitskreis Asyl Selm zu vermelden: Und zwar können die Ehrenamtlichen das Haus Knipping nicht wie ursprünglich gedacht bis zum Ende des Jahres als Lager und Sammelstelle für Kleider- und Sachspenden nutzen. Der Besitzer des Hauses, der es dem Arbeitskreis zu diesem Zweck einst kostenlos zur Verfügung gestellt hatte, möchte mit dem Umbau beginnen. Der Arbeitskreis Asyl Selm sucht deshalb jetzt Räumlichkeiten, um die Spenden, die sich noch im Hotel befinden, anders zu lagern. Wie Manfred Uckat (Foto) vom Arbeitskreis Asyl sagte, könnten sich die Ehrenamtlichen auch eine Räumlichkeit wie die des Arbeitskreises Bork vorstellen, an der dann in Zukunft Kleidung, Spielzeug und so weiter an die fest zugewiesenen Flüchtlinge in Selm ausgegeben werden könnte. Nun gelte es aber auch erst mal, das Haus Knipping besenrein wieder an den Besitzer zu übergeben. Dafür plant der Arbeitskreis eine große Aktion am Samstag, 24. Oktober. „Wir brauchen unbedingt viele Helfer“, so Uckat. Ab sofort werden im Haus Knipping keine Spenden mehr angenommen. Wer bei der Aktion des Arbeitskreises Asyl helfen möchte, oder mit Blick auf das Problem mit dem Räumlichkeiten eine Idee hat, kann sich bei Manfred Uckat unter Tel. (0176) 39 28 44 52 melden. 

 

WLAN: Gespräche zwischen Stadt Selm und Freifunkern

Malte Woesmann, Sprecher der Stadt Selm, berichtete auch Neuigkeiten in Sachen WLAN, das für die fest zugewiesenen Flüchtlinge in allen drei Ortsteilen der Stadt Selm bereitgestellt werden soll. Sowohl an der Körnerstraße in Selm als auch in der Unterbringung Auf dem Südfeld in Bork und in der Am Kohuesholz in Cappenberg haben inzwischen Ortstermine zusammen mit den Freifunkern stattgefunden, bei denen auch Leitungen zutage traten. In Cappenberg sei ein altes Münztelefon gefunden worden, auch Auf dem Südfeld gibt es eine Leitung, an der Körnerstraße sogar zwei. „Der Ball liegt jetzt bei der Telekom“, sagte Malte Woesmann. Prinzipiell bestünde die Möglichkeit für WLAN in den Unterbringungen. „Jetzt ist nur die Frage, wie schnell die Telekom arbeitet“, so Malte Woesmann.

Er wies auch noch mal darauf hin, dass für die Asylbewerber – er bezog sich hier vor allem auf diejenigen, die in Selm in der Körnerstraße wohnen – ja auch im Sunshine und in der öffentlichen Bibliothek die Möglichkeit bestünde, zu den Öffnungszeiten kostenlos das WLAN zu nutzen.

 

Unbegleitete Minderjährige: So ist der Stand in Selm

Die Bezirksregierung hatte im Vorfeld nicht unbedingt damit gerechnet – jedoch sind in den rund fünf Wochen, die die Zeltstadt besteht, durchaus unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in der Zeltstadt in Bork angekommen. Im zweistelligen Bereich liegen die Zahlen, wie Benedikt Sträter der für das Jugendamt der Stadt Selm beim Runden Tisch von diesem Fällen berichtete, sagte. Bei diesen Jugendlichen unter 18 Jahren ist es so, dass sie nicht in der Zeltstadt bleiben, sondern von der Jugendhilfe betreut und versorgt werden. In der Regel, so schilderte es Benedikt Sträter, sei der Ablauf folgendermaßen: Sobald die Jugendhilfe erfährt, dass ein unbegleiteter Minderjähriger in der Zeltstadt ist, fährt ein Mitarbeiter dorthin, um erst mal mit ihm zu sprechen und Informationen einzuholen. Das genaue Alter des Jugendlichen wird versucht zu ermitteln, sie Jugendhilfe-Mitarbeiter fragen außerdem, ob es Bekannte oder Verwandte gibt, zu denen sie Verantwortung aufnehmen könnten und so weiter. Die unbegleiteten Minderjährigen werden dann in die Obhut der Jugendhilfe genommen und in einer speziellen Einrichtung untergebracht. Ihnen wird auch ein Vormund zur Seite gestellt, der für sie – statt der Eltern – gesetzliche und rechtliche Dinge übernehmen kann und etwa auch beim Stellen des Asylantrages hilft. Bis zu ihrem 18 Lebensjahr werden die Jugendlichen von der Jugendhilfe in Obhut genommen beziehungsweise vorher an die sorgeberechtigen Eltern übergeben. Aus der Erfahrung konnte Benedikt Sträter aber berichten, dass letzterer Fall sehr selten eintrete. In den speziellen Unterbringungen für die unbegleiteten Minderjährigen – eine ist auch auf dem Schürenberger Hof – folgt dann in der Anfangszeit eine so genannte Clearingphase, bei der zum Beispiel der Bildungsgrad der Jugendlichen, ihr Hintergrund, ihre Stärken oder aber Krankheiten oder Traumas ermittelt werden.