Rund 50 bis 60 Hundehalter haben am Donnerstagnachmittag vor der Ratssitzung an der Burg Botzlar gegen die anstehende Erhöhung der Hundesteuer in Selm demonstriert. Bürgermeister Mario Löhr stellte sich der Kritik und machte einen Vorschlag.
Ina Wille (r.) hat zurzeit einen, bald wieder zwei Hunde. Sie wohnt in Beifang und schloss sich spontan der Demonstration an. Sie brachte einige Argumente und Wünsche im Gespräch mit Bürgermeister Mario Löhr vor. Der schlug ein Treffen im Jahr 2016 vor, bei dem man über die Situation der Hundehalter in Selm diskutieren will.
Katja Overtheil hatte die Demo ganz kurzfristig übers Internet-Netzwerk Facebook auf die Beine gestellt. Sie und die anderen Hundehalter störten sich daran, dass die Stadt Selm mit Wirkung zum 1. Januar 2016 die Hundesteuer teils deutlich anhebt. Diese Anhebung geht zurück auf einen Ratsbeschluss aus dem Jahr 2012 und ist im Doppelhaushalt 2015/16 im Etat der Stadt eingeplant.
Der Ärger vieler basierte nun darauf, dass die Stadt nun vor dem Jahreswechsel die Steuererhöhung nicht noch mal gesondert angekündigt hatte. Ein Zeitungsbericht aus dem Jahr 2012 ist eigentlich die letzte Information, die dazu erfolgt ist. Gerade im Hinblick auf Neubürger und Hundehalter, die sich daran nicht mehr erinnern, sei das nicht in Ordnung.
Mario Löhr stellte sich nun der Kritik, hörte sich die Sorgen und den Ärger der Hundehalter an und lauschte vor allem Katja Overtheil und Ina Wille aus Selm, die beide ihre Kritik mit ruhigem Gemüt ansprachen.
Andere gingen hingegen fast durch die Decke und schimpften auch über die Grundsteuer-B-Anhebung, die vermeintliche Bau- und Erschließungswut der Stadt - man habe ja bald gar keinen Freiraum mehr in der Stadt.
Löhr erklärte, dass an der Steuererhöhung nicht mehr zu rütteln sei. Er bot aber mehrfach an, im kommenden Jahr eine Besprechung mit engagierten Hundehaltern zu organisieren. Das stieß bei Ina Wille und Katja Overtheil auch auf Zustimmung.
Katja Overtheil will dazu nun mit den anderen Hundehaltern, die sich engagieren, bei Facebook diskutieren, wie man das Thema angeht. Fünf Hundebesitzer sollen dann 2016 mit Mario Löhr diskutieren.
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Selmer Hundehalter protestierten gegen Steuererhöhung
50 bis 60 Hundehalter fanden sich vor der letzten Ratssitzung des Jahres 2015 vor der Burg Botzlar zusammen, um die Erhöhung der Hundesteuer zu kritisieren. Diese war schon im Jahr 2012 von der Politik im Rat verabschiedet worden und floss so auch in den Doppelhaushalt 2015/16 ein.
Dabei könnte es um das Thema Müllbehälter oder Kot-Tüten gehen: „Wir können uns vorstellen, da etwas mehr für die Hundehalter zu tun“, so Löhr. An der Steuersituation lasse sich aber nicht rütteln - vermutlich auch in Hinblick auf 2017 nicht.
Katja Overtheil sagte auf Anfrage unserer Redaktion, sie könne sich sehr wohl vorstellen, dass man über Ermäßigungen zum Beispiel für Tierheim-Tiere oder Begleithunde sprechen könne - das sei in anderen Orten auch so. Auch die Schaffung einer Hundewiese, wo die Tiere frei laufen können, kam immer wieder zur Sprache. Im bebauten Stadtraum besteht schließlich Leinenpflicht.
Löhr: Nehmen die Kritik ernst
„Ich fand gut, dass die Bürger hier ihren Unmut geäußert haben“, sagte Löhr anschließend zum Auftakt der mit fünf Minuten Verspätung begonnenen Ratssitzung vor der Politik und den zahlreichen Zuhörern. „Ich will mir nicht nachsagen lassen, dass wir Kritik nicht ernst nehmen. Das Thema steht nicht auf der Tagesordnung, aber in der Einwohnerfragestunde besteht die Möglichkeit, sich hier zu äußern.“
Er habe sich gefreut, dass das eine oder andere Ratsmitglied an seiner Seite stand. Aber von denjenigen, die 2012 beim Beschluss schon dabei waren, hätte er sich durchaus noch mehr Bereitschaft zum Gespräch gewünscht.
Katja Overtheil kam übrigens 2013 aus Werne nach Selm und sprach auch in der Einwohnerfragestunde. Sie sagte: „Ich weiß seit Freitag von der Erhöhung der Hundesteuer. Das ist unser erster Kritikpunkt: die Information der Stadt. Ist das die Art und Weise, wie mit den Bürgern umgegangen wird? Ich freue mich, dass wir uns draußen einigen konnten, dass wir uns 2016 mit der Stadtverwaltung an einen Tisch setzen können. Da kann die Stadt vorstellen, warum die Steuer erhöht wird und warum Selm im Umkreis von 25 Kilometern nun auch noch die höchsten Hundesteuern hat.“ Bürgermeister Löhr nahm die Kritik zur Informationsweise entgegen und sagte, dass man da sicher von Seiten der Stadt mehr hätte machen können.