Kaum eine Ansiedlung hat für mehr Schlagzeilen gesorgt, als der Bau des Logistikzentrums des Sanitär-Großhändlers Cordes & Graefe. Schon als der damalige Selmer Bürgermeister Mario Löhr ankündigte, dass sich die Stadt in aussichtsreichen Verhandlungen mit einem ansiedlungswilligen, großen Unternehmen befinde, ließ die Aussicht auf viele neue Arbeitsplätze nicht wenige Menschen aufhorchen.
Neue Arbeitsplätze bedeuten möglichen Zuzug von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern nach Selm. Wohnraum muss her. Neubaugebiete hat die Stadt Selm in den vergangenen Jahren einige ausgewiesen. Das Neubaugebiet „Wohnquartier am Hüttenbachweg“ soll neben der allgemeinen Befriedigung von Wohnraumwünschen speziell auch den künftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern jenes ansiedlungswilligen, großen Unternehmens dienen, das Mario Löhr einst ankündigte: des Sanitär-Großhändlers Cordes & Graefe.
Unübersehbar wachsen die Gebäude des künftigen Logistikzentrums an der Werner Straße. Aber die Sache mit dem Wohnraum für dessen künftige Belegschaft hat einen Haken. Die Planungen für das Neubaugebiet am Hüttenbachweg sind ins Stocken geraten. Die geplante Erschließung des künftigen Wohngebiets vom Sandforter Weg aus ist nicht mehr möglich, wie Selms Bürgermeister Thomas Orlowski jüngst verkündet hat. „Aufgrund nicht durchgeführter Eigentumsgeschäfte“ lautet die Begründung Orlowskis.
Hürde
Eine Alternativerschließung über den Beifanger Weg und den Hüttenbachweg steht vor einer nicht unerheblichen Hürde: In dem Bereich gibt es einen Bahnübergang der Strecke Enschede - Dortmund. Und der müsste laut Deutscher Bahn AG erstmal optimiert werden. So hieß es, als es darum ging, ob eine Erschließungsstraße am Beifanger Weg/Hüttenbachweg angelegt werden könnte, die zusätzlich zu der vom Sandforter Weg aus geplanten Erschließungsstraße sei.
Diese Optimierung ist offenbar mit einem längeren Zeitfenster versehen. Und auch Bürgermeister Orlowski erklärte in Sachen Prüfung einer Alternativerschließung über den Beifanger Weg/Hüttenbachweg: „Eine solche Prüfung wird nicht Monate dauern, sie wird Jahre dauern. Darüber müssen wir uns im Klaren sein.“

Bis Häuslebauer - also potenziell auch Mitarbeitende von Cordes & Graefe - im Neubaugebiet am Hüttenbachweg aktiv werden können, könnte es also noch eine ganze Weile dauern. Wie steht das Unternehmen zu den sehr wahrscheinlichen Verzögerungen bei der Realisierung des Neubaugebiets? Wie wichtig ist das Neubaugebiet am Hüttenbachweg für die Planungen von Cordes & Graefe? Diese Fragen haben wir Unternehmenssprecher Erik Trümpler gestellt. Seine Stellungnahme dazu: „Grundsätzlich hat das Neubaugebiet keinen direkten Einfluss auf unser Bauprojekt und damit die Eröffnung unseres Logistikzentrums. Natürlich möchten wir unseren Mitarbeitenden an jedem unserer Standorte ein attraktives Umfeld bieten. Und was wir dafür tun können, tun wir selbstverständlich. Das Thema Wohnungsbau jedoch liegt in den Händen der Stadt Selm und ist dort sehr gut aufgehoben. Wir vertrauen den handelnden Personen vor Ort und sind sicher, dass sie eine gute Lösung finden werden.“
„Resonanz ist positiv“
Unterdessen hat das Unternehmen schon begonnen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den neuen Standort Selm zu rekrutieren. Erik Trümpler: „Die ersten Stellenanzeigen haben wir veröffentlicht. Die Resonanz ist positiv. Wir freuen uns über weitere Bewerbungen besonders aus dem elektronischen Bereich, beispielsweise Anlagenmechaniker und Servicetechniker für logistische Anlagen.“
Zum aktuellen Sachstand der Bauarbeiten für das Logistikzentrum erklärt der Sprecher: „Die Arbeiten an unserem Logistikzentrum in Selm gehen gut voran. Der Rohbau nimmt weiter Form an. Demnächst können die Installationsarbeiten beginnen. Letztendlich sind wir immer ein wenig vom Wetter abhängig und hoffen, dass es in den kommenden Wochen und Monaten bestmöglich mitspielt.“
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