Wer Papier, Garten- und Bauabfälle in haushaltsüblichen Mengen zum Wertstoffhof an der Industriestraße 19 in Selm bringen möchte, braucht bei der Anlieferung nichts dafür zu bezahlen. Das ist schon mal positiv für Selmer Bürgerinnen und Bürger. Auf dem Gelände selbst zeigen sich dann aber einige nicht so positive Aspekte. Die hohen Mulden - etwa für Grünschnitt, Sperrmüll und Holz - sind nur über bewegliche Treppen erreichbar, die teilweise ganz schön wackelig werden können. Beschwerlich ist dies mitunter für Menschen, die körperlich nicht mehr ganz so fit sind. Eng ist es auf dem jetzigen Gelände ebenfalls. Denn sobald einige Autos - zumal mit Anhänger - vorfahren, ist Vorsicht geboten, damit man sich nicht in die Quere kommt.
Vor einigen Jahren war schon einmal ein Neubau des Wertstoffhofes im Gespräch. Die Planungen seien wegen der Coronapandemie aber nicht weiter verfolgt worden, hieß es damals von der Stadtverwaltung. Jetzt könnte aber Bewegung in die Angelegenheit kommen. Denn auf der Tagesordnung für die Sitzung des Selmer Stadtrates am Donnerstag (16. November) steht das Thema „Optimierung des Wertstoffhofes und Serviceverbesserung für die Bürger der Stadt Selm durch Erweiterung oder Neubau des Wertstoffhofes durch die Stadtwerke Selm GmbH“ zur Entscheidung an.

Nach Auskunft der Verwaltung bestehe Handlungsbedarf. Durch die Einrichtung einer verlängerten Wartezone vor der Schrankenanlage abseits der Straße soll es zu einer Entschärfung der Zugangs-/Zufahrtssituation kommen. Hierdurch will die Stadt den bisherigen Rückstau bei der Anlieferung künftig vermeiden.
Zudem soll die Entladesituation durch die Errichtung einer Rampenentladung und einer erhöhten Bewegungsfläche optimiert werden. Dies führt insbesondere auch für ältere Menschen zur Reduzierung von Unfallsituationen. Letztlich könnte durch eine Flächenerweiterung zusätzliche Lagerkapazität geschaffen werden, die zur Vermeidung einer Interimsgrünannahmestelle beiträgt und damit Kosten einspart.
Zur Überprüfung der Machbarkeit wurde die Stadtwerke Selm GmbH im Frühjahr 2023 beauftragt, ob und zu welchen Kosten die genannte Optimierung entweder durch Erweiterung oder durch einen Neubau des Wertstoffhofes erfolgen kann.
Im Vorfeld der Ratssitzung kommuniziert die Verwaltung bereits das Ergebnis der Prüfung: „Als Prüfungsergebnis wurde festgestellt, dass der Neubau des Wertstoffhofes am Standort Industriestraße 18 zu bevorzugen ist.“ Der Standort befindet sich nur wenige Meter weiter südöstlich vom jetzigen Standort des Wertstoffhofes.
Der Neubau des Wertstoffhofs führt laut der Stadtverwaltung im Vergleich zur Erweiterung nur zu unwesentlich höheren Investitionskosten: „Die Betriebskosten für beide Varianten sind nach Aussage der Stadtwerke Selm GmbH im Wesentlichen gleich.“
Die Bereitstellung des Wertstoffhofes erfolgt im Rahmen des bestehenden Dienstleistungsvertrages, teilt die Stadtverwaltung mit. Und: „Das vertragliche Entgelt würde stand heute durch den Neubau um circa 130.000 Euro angehoben werden müssen. Bei diesem Entgelt handelt es sich um ansatzfähige Kosten im Sinne der Abfallgebührenkalkulation.“
Verwaltung favorisiert Neubau
Die entsprechenden Mehrkosten würden sich damit in den Abfallgebühren niederschlagen und zu Gebührensteigerungen bei den Restmüllgefäßen führen, heißt es in der Vorlage für die Ratssitzung.
Die Ratspolitikerinnen und -politiker haben am Donnerstag zu entscheiden, ob es eine Erweiterung am bisherigen Standort des Wertstoffhofes oder einen Neubau an einem anderen Standort geben soll. Die Verwaltung schlägt in dem Fall den Neubau des Wertstoffhofes durch die Stadtwerke Selm GmbH vor.
In der jüngeren Vergangenheit hatten die Stadtwerke schon Verbesserungen im Service eingeführt. So wurden die Öffnungszeiten erweitert, die Zufahrtssituation entzerrt und eine temporäre Grünannahmestelle eingerichtet. Der Wertstoffhof hat zu folgenden Zeiten geöffnet: Dienstag: 8 bis 15 Uhr; Mittwoch: 12 bis 18 Uhr; Donnerstag und Freitag: 14 bis 18 Uhr; Samstag: 8 bis 15 Uhr.
Bei einem Neubau des Wertstoffhofes ändert sich das Vertragsentgelt mit den Stadtwerken, die den Wertstoffhof bereitstellen. Das hat Auswirkungen auf die Gebührensätze für die Bürgerinnen und Bürger. Nach Rechnung der Stadtverwaltung ergeben sich folgende Gebührenveränderungen:
Restmüllgefäß 60 Liter: Anzahl der Gefäße: 3751. Gebühr 2023: 212,76 Euro. Gebühr bei Neubau des Wertstoffhofes: 223,32 Euro, also 10,56 Euro mehr (4,73 Prozent)
Restmüllgefäß 80 Liter: Anzahl der Gefäße: 1646. Gebühr 2023: 268,08 Euro. Gebühr bei Neubau des Wertstoffhofes: 280,44 Euro, also 12,36 Euro mehr (4,41 Prozent)
Restmüllgefäß 120 Liter: Anzahl der Gefäße: 1285. Gebühr 2023: 378,96 Euro. Gebühr bei Neubau des Wertstoffhofes: 394,92 Euro, also 15,96 Euro mehr (4,04 Prozent)
Restmüllgefäß 240 Liter: Anzahl der Gefäße: 958. Gebühr 2023: 711,36 Euro. Gebühr bei Neubau des Wertstoffhofes: 738,12 Euro, also 26,76 Euro mehr (3,63 Prozent)
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