Wenn das eigene Haus online zum Verkauf steht
Betrugsmasche
Der Schock war groß: Kaufinteressierte standen zuletzt in Scharen vor dem Haus Am Wiesenrand in Selm. Bei einem Immobilienportal war eine Annonce geschaltet. Das Haus wurde für einen Spottpreis angeboten. Doch nicht die Eigentümerin hatte das Angebot ins Internet gestellt - sondern Betrüger. Wir erklären die Masche und wie Sie sich schützen können.

Mieterin Momo Kühn (l.) und Eigentümerin Ulla Führling waren fassungslos, als sie von der Annonce im Internet erfuhren - die Interessierten standen in Scharen vor dem Haus.
Sie stehen plötzlich vor der Tür, fahren im Schritttempo durch die Siedlung oder begehen eigenmächtig das Grundstück. Das Interesse an dem freistehenden Einfamilienhaus Am Wiesenrand war in den vergangenen Wochen riesig – und für Momo Kühn ein Schock. „Denn wir sind ja erst vor einem Jahr zur Miete in das Haus eingezogen, nachdem wir unser letztes Haus wegen einer Eigenbedarfsanmeldung verlassen mussten. Ich dachte schon, das geht jetzt wieder von vorne los“, so die fünffache Mutter.
Hauseigentümerin und Vermieterin Ulla Führling konnte Familie Kühn zwar schnell beruhigen, die Verwirrung aber war dennoch perfekt. „Ich habe überhaupt kein Interesse daran, das Haus zu verkaufen. Und schon gar nicht zu diesem Preis.“
Mit „diesem Preis“ meint sie 120.000 Euro. So viel sollte ihr Haus laut einer Annonce auf der Internetplattform „Immonet“ kosten – gerade mal ein Drittel des tatsächlichen Wertes. Noch kurioser: Ulla Führling hat diese Anzeige nie geschaltet. Und dennoch stimmten Quadratmeterzahl, Grundstücksgröße und Grundriss mit ihrem Haus überein. „Es wurden sogar Fotos verwendet, mit denen ich einst im Internet einen Mieter für das Haus gesucht habe. Irgendjemand hat diese Informationen jetzt einfach für eine eigene Annonce verwendet.“
3000 Euro für das Exposé überweisen
Mit dem angeblichen Verkäufer konnten Interessierte lediglich per E-Mail und in englischer Sprache korrespondieren. Für Ulla Führling ist glasklar: Hierbei handelt es sich um einen dreisten Betrugsversuch. „Denn eine interessierte Familie sollte 3000 Euro auf ein ausländisches Konto überweisen, um ein Exposé zu erhalten.“
Jörg Utecht, Sprecher des Immobilienverbands IVD West in Köln, kennt diese Betrugsmasche. Allerdings sei ihm bislang kein Fall bekannt, in dem „jemand zu Schaden gekommen ist und Geld verloren hat“.
Für Immobilienbesitzer und ihre Mieter hingegen sei diese Masche sehr ärgerlich, denn „wer will schon, dass massenhaft fremde Menschen vor der Tür stehen, die das Gebäude besichtigen möchten?“ Bei günstigen Immobilien rät Utecht, ganz genau hinzuschauen. „Ein Haus, das weit unter Wert angeboten wird, ist verdächtig. Es gibt derzeit keine Schnäppchen auf dem Immobilienmarkt.“
Zur Anzeige gebracht hat Ulla Führling den Fall übrigens nicht. „Die Polizei hat mir keine Hoffnung gemacht, dass diese Betrüger gefasst werden können. Für mich ist die Sache erledigt, seit Immonet die Annonce gelöscht hat.“
Niedrige Preise deuten darauf hin, dass mit der Immobilie oder der Anzeige etwas nicht stimmen könnte. Ob der Preis für eine Immobilie ungewöhnlich ist, lässt sich auch mithilfe des örtlichen Mietpreisspiegels abschätzen.
Die Abbildungen wirken wie aus einem Hotel-Prospekt? Vorsicht! Nicht immer muss das angebotene Haus auch existieren.
Adressen sind leicht nachzuprüfen. Wird in der Annonce der genaue Standort der angebotenen Immobilie angegeben, lässt sich durch einen persönlichen Besuch, aber zum Beispiel auch über Google Earth in Erfahrung bringen, ob die Immobilie überhaupt existiert.
Schreibweise: Ist die Anzeige in schlechtem Deutsch verfasst oder wird die Korrespondenz in englischer Sprache gefordert, ist Vorsicht geboten. Betrüger auf dem deutschen Immobilienmarkt sitzen häufig im Ausland. Manche verwenden ungenügende Übersetzungsprogramme für die Objektbeschreibungen.
Ansprechpartner: Wird ein Makler mit vollem Namen und voller Adresse angegeben, heißt das nicht unbedingt, dass die Anzeige auch von dieser Person stammt. Betrüger nutzen gerne echte Namen. Recherchieren Sie die angegebenen Ansprechpartner im Internet und rufen Sie dort an.
Geldtransfer: Zahlen Sie niemals Geld vorab, schon gar nicht auf ein ausländisches Konto! Betrüger fordern ihre Opfer häufig auf, eine Anzahlung oder bestimmte Gebühr für den Hausverkauf zu leisten.
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