Das berühmteste Ausstattungsstück der Stiftskirche: der Barbarossa-Kopf. Er ist Namensgeber des Selmer Rotary-Clubs, der für den 30. September zum Vortrag lädt. © Foto: Sylvia vom Hofe

Rotary Club Kaiser Barbarossa

Vortrag in Cappenberg dreht die Zeit um 900 Jahre zurück: Sorgen ums Geld

Schuldenbremse, Investitionen auf Pump, Steuererhöhungen: Was die Politik im Bundestagswahlkampf 2021 beschäftigt, trieb auch schon Herrscher im Mittelalter um - die Sorge um das liebe Geld.

Cappenberg

, 25.09.2021 / Lesedauer: 3 min

Die Sanierung der Stiftskirche Cappenberg verschlingt gerade jede Menge Geld: 7,1 Millionen Euro, wie es zuletzt hieß: Geld, das das Land NRW als Eigentümerin der romanischen Kirche zur Verfügung stellt und das die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler erwirtschaftet haben. Zu der Zeit, als die Kirche gebaut wurde - vor 900 Jahren - gab es noch kein demokratisch gebildetes Staatsgebilde und keine Steuerpflicht - vermutlich zum Leidwesen der meisten Menschen der Region damals.

Vortrag am 30. September um 19 Uhr im Schlosstheater

Die sogenannten Grundhörigen mussten arbeiten, ohne dass sie dafür Geld erhielten - ein typisches Merkmal von vormodernen Gesellschaften. Im Mittelalter verfügten Grundherren - Adelige, Bischöfe und Klöster - über Grund und Boden, den sie von abhängigen Bauern, also den Grundhörigen, bearbeiten ließen. : eine weitgehend starre, ständische Gesellschaftsordnung, die sich bis ins 19. Jahrhundert halten sollte.

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„Das ist typisch für die vormoderne Gesellschaft“, sagt Prof. Dr. Jochen Johrend. Er ist Professor für Mittelalterliche Geschichte und lehrt seit 2011 an der Bergischen Universität Wuppertal. Am Donnerstag, 30. September, 19 Uhr, ist er zu Gast in Cappenberg. Gleich neben der Stiftskirche, die wegen der laufenden Sanierungsarbeiten gesperrt ist, wird er im Schlosstheater einen Vortrag halten: „Der gute Herrscher und das liebe Geld.“

Ob Heinrich IV., der durch seinen Gang nach Canossa bis heute vielen bekannt ist, oder Kaiser Barbarossa, der Patensohn von Otto von Cappenberg und Namensgeber des Rotary- Clubs Selm, der zu dem Vortrag einlädt: „Die Herrscher des Mittelalters brauchten sich nicht um ein Mandat vom Steuerzahler zu bemühen“, sagt der Historiker. In der Regel folgten sie als Söhne der vorangegangenen Herrscher nach, ohne dass die breite Bevölkerung das in Frage gestellt hätte. Das Recht zur freien Meinungsäußerung gab es schließlich ebenso wenig wie das zur freien, gleichen und geheimen Wahl.

Freigebigkeit, Frieden und Gerechtigkeit

Die Wahrung von Frieden und Gerechtigkeit, das seien Fähigkeiten, die die Menschen im Mittelalter besonders an ihren Herrschern geschätzt haben, sagt Johrendt. Ebenfalls hoch im Kurs: die Freigebigkeit. Die setzt aber voraus, dass es auch etwas gibt, das verteilt werden kann. „Der König musste über wirtschaftliche Ressourcen verfügen, musste bezahlen können, doch er durfte nicht als Käufer in Erscheinung treten und Geld einfordern“, sagt Johrendt. In den offiziellen - und daher nie objektiven - Darstellungen der Zeit machten sich freiwillige Leistungen mit großer Geste allemal besser als knauseriges Begleichen von Rechnungen.

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Der seit zehn Jahren bestehende Rotary Club Kaiser Barbarossa lädt traditionell für den letzten Donnerstag im September zum Vortrag über ein mittelalterliches Thema ein. Der sogenannte Cappenberger Barbarossakopf - ein großzügiges Geschenk, das der Herrscher um 1160 seinem Patenonkel, Otto von Cappenberg gemacht hatte - galt lange als Bildnis des Staufer-Kaisers. Inzwischen gehen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler davon aus, dass es „die erste unabhängige Porträtdarstellung in der abendländischen Kunst“ sei, wie der Rotary Club schreibt: „Wir möchten nicht nur an das Vorhandensein dieses Kleinods in unserer Stadt erinnern, sondern auch dessen historische Bedeutung darstellen und aufzeigen, auf welch geschichtsträchtigen Boden wir heute leben.“

Die Einnahmen aus dem Vortrag unterstützen den weltweiten Kampf gegen Polio. Eintrittskarten zum Preis von je 20 Euro sind an der Abendkasse erhältlich. Sie können auch online bestellt werden über die Homepage, der der Rotary-Club zum 900. Geburtstag Kaiser Barbarossa 2022 und zum 900-Jährigen der Schenkung Cappenbergs eingerichtet hat: der Pate des Kaisers.

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