Seit Jahrzehnten gibt es den Selmer Wochenmarkt nun schon. Viele Stände haben sich im Laufe der Jahre verändert, doch genau gegenüber dem Bürgerhaus steht seit mehr als 50 Jahren der Gemüsestand Sanders aus Bork. „Ich bin als Kind schon mit meinen Eltern mitgefahren“, berichtet Annette Sanders, die jeden Dienstag und Freitag gemeinsam mit ihrem Mann um 5.30 Uhr aufsteht.
Die Arbeiten beginnen aber bereits am Vortag, wenn das frische Gemüse vom eigenen Feld geerntet oder in einigen Fällen schon zugekauft wird. Der Transport vom Kühlhaus ins Auto, die Fahrt zum Markt und der Aufbau dort sind mittlerweile längst Routine: „Wir sind da eingespielt.“ Die Faszination Markt, die Annette Sanders schon lange kennt, lebt vor allem durch den regelmäßigen Kontakt mit Kundinnen und Kunden. „Deswegen kommen ja auch viele, weil sie sich einfach austauschen wollen“, meint die erfahrene Markthändlerin.
Gurken und Zucchini gefragt
Im Laufe der Jahre habe sich das Kaufverhalten auch in Selm merklich verändert. Früher sei heimisches Gemüse je nach Saison noch wesentlich häufiger gekauft worden, zum Beispiel sei der Bedarf nach Weißkohl spürbar zurückgegangen. „Im Sommer laufen jetzt besonders Gurken, Kartoffeln und Zucchini von unserem eigenen Feld gut. Ab November kaufen die Leute dann wieder Grünkohl, das ist von der Jahreszeit abhängig“, erläutert die Borkerin.
Mittwochs und samstags verkauft sie das eigene Gemüse und auch einige Blumen auf dem Wochenmarkt in Waltrop. Im heimischen Bork ist Sanders dagegen nicht vertreten, der Termin am Nachmittag passt für Gemüsehändler relativ schlecht. Klar ist: Der Familienbetrieb funktioniert nur, wenn das Ehepaar einsatzbereit ist. „Wenn einer krank ist, kann man nicht fahren“, zuckt Annette Sanders mit den Schultern.
Klar ist bereits: Ihre mittlerweile erwachsenen Kinder werden die Familientradition nicht weiterführen. In gewisser Weise kann sie das nachvollziehen: „Wer will heute noch auf dem Feld buckeln und auch im Winter bei Eis und Schnee hier stundenlang auf dem Markt stehen?“

Zeit endet nach vielen Jahren
Somit wird irgendwann ein anderer Stand den Platz von Sanders auf dem Selmer Wochenmarkt übernehmen, oder auch nicht. Weil sie im Gespräch mit den anderen Händlern in Selm und Waltrop mitbekommen hat, dass viele ähnliche Nachwuchssorgen haben, ist die Borkerin für die Zukunft eher skeptisch. „In zehn bis zwanzig Jahren gibt es vermutlich keinen Markt mehr“, glaubt sie. Doch noch gibt es einige Zeit lang jeden Dienstag und Freitag Kartoffeln, Gurken und viel anderes heimisches Gemüse am bewährten Platz zu kaufen. „Das macht uns einfach Spaß“, stellt Annette Sanders fest. Die Besucher und Besucherinnen dürften das ähnlich sehen.
Offenbar nur Insidern bekannt: Hier gibt es kostenloses Wasser in Selm und Olfen
Corona-Verordnung: Kein Blumenverkauf mehr auf dem Selmer Wochenmarkt
Olfener Wochenmarkt setzt auf mehr Gastronomie: Markt-Experte empfiehlt Straßensperrung