Videoüberwachung in der Selmer Stadtbibliothek Bib Selm öffnet bald länger - ohne Personal

Videoüberwachung in der Bib: Längere Öffnungszeiten ohne Personal
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Die Selmer Stadtbibliothek, kurz Bib, hat jede Woche für 20 Stunden geöffnet - reichlich wenig, wenn man das mit den Öffnungszeiten von Geschäften und gastronomischen Betrieben vergleicht. Das hatten im Frühjahr 2020 auch Experten bemängelt, die im Auftrag der Stadt Angebot, Service und Organisation der Einrichtung am Willy-Brandt-Platz unter die Lupe genommen hatten. Nach ihrer Empfehlung werden Margit Breiderhoff und ihr Team ab diesem Quartal die Öffnungszeiten schrittweise erweitern: auf 45 Stunden pro Woche bis 2024. Und das ganz ohne zusätzliches Personal.

Mehr Öffnungszeit ohne mehr Beschäftigte, die das Kommen und Gehen kontrollieren? Wie das funktioniert, zeigt das Konzept der Open Library (offene Bibliothek), das ursprünglich aus Skandinavien stammt. In Dänemark hatte 2004 die erste Open Library ihre Türen geöffnet: ein Erfolgsmodell, das bald viele Nachahmer fand - seit 2014 auch in Deutschland. Es bringt deutlich mehr Freiheiten für die Gäste, allerdings auch eine Begleiterscheinung: Videoüberwachung.

Um Zerstörungen und Diebstahl vorzubeugen, werden die Räume der Bücherei mit Kameras überwacht. Die technischen Voraussetzungen dafür sind bereits geschaffen. Die Geräte für die Videoüberwachung und für ein automatisiertes Zutrittssystem sind seit Herbst 2022 angeschafft. In der letzten Sitzung des vergangenen Jahres hatte die Politik auch organisatorisch die Weichen gestellt für die schöne neue Bib-Welt: durch die Anpassung der Satzung.

Öffnungszeiten noch nicht fix

Wann genau die Videokamera läuft, wer sichtet und wann gelöscht wird: Das seien alles Fragen, die derzeit diskutiert würden, teilt Stadtsprecher Malte Woesmann mit. Weder dazu noch zu den Öffnungszeiten könne er sich daher bislang öffentlich äußern. Zu etwas anderem schon.

Der Bib-Jahresbericht 2022 liegt inzwischen vor mit einem positiven Ergebnis, wie Woesmann sagt. „Im ersten Jahr ohne pandemiebedingte Schließungen haben sich die Leistungskennzahlen wieder erholt. Sie konnten weitestgehend das Niveau von 2019 wieder erreichen.“ Insgesamt wurden mehr als 48.000 Medien entliehen: ein Plus von 16,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der Bibliotheksbesuche stieg gegenüber 2021 um satte 44 Prozent: 11.000 Männer, Frauen und Kinder zusätzlich. Diese Entwicklung habe vor allem mit den Öffnungszeiten zu tun, so der Stadtsprecher.

Positive Bilanz 2021

Margit Breiderhoff und ihr Team (gemeinsam kommen sie auf 2,42 Vollzeitstellen für Fachkräfte und 0,28 Vollzeitstelle ohne Bibliotheksausbildung) konnten 2022 wieder konstante Öffnungszeiten anbieten: etwas, an das im Corona-Jahr 2021 nicht zu denken war. 2022 hätten sie wieder zum „Normalzustand“ von 940 Stunden zurückkehren können. Verglichen mit der Pandemiezeit bedeute das 72 Prozent mehr Öffnung. „Dieser Wert alleine belegt die Bedeutung der Öffnungszeiten für alle Kennzahlen und untermauert nochmal die Wichtigkeit der Umsetzung von Open Library“, so der Stadtsprecher.

Rechtsprechung in Münster

Videoüberwachung ist nicht nur in Open Libraries inzwischen gängige Praxis, sondern auch in Unibibliotheken, unter anderem bei den Juristen der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU). Dort gibt es zwei Räume, die von der Bibliotheksmitarbeiterin am Eingang nicht eingesehen werden können. Der Anlass, dort Videokameras aufzuhängen. Daran hatten Studierende 2009 Anstoß genommen und für ein Grundsatzurteil gesorgt. Diebstahl und Beschädigungen dürfen mit Überwachung bekämpft werden. Eine Speicherung der Aufnahmen ist jedoch nur dann gerechtfertigt, wenn der konkrete Verdacht eines Vergehens besteht. Zu diesem Schluss war damals das Oberverwaltungsgericht Münstergekommen (Aktenzeichen 16 A 3375/07).

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