
© Repro: Matthias Münch
Verbrechen der Nazi-Zeit: Rückblick muss für uns immer eine Mahnung bleiben
Meinung
Marga Spiegel und ihre Familie gehören zu den wenigen deutschen Juden, die die Nazi-Zeit überlebten. Dank mutiger Bauern. Die Erinnerung an den Holocaust ist wichtig, findet unsere Autorin.
Wie hätte ich gehandelt? Das ist eine Frage, die mir immer im Kopf herumschwebt, wenn ich über die Verbrechen der Nationalsozialisten lese, nachdenke und schreibe. Dabei ist mir klar, dass das eigentlich Zeitverschwendung ist. Fakt ist nämlich: Dass Menschen in Nazi-Deutschland aus meiner heutigen Sicht richtig gehandelt haben, das ist eine ziemliche Seltenheit. Absolut besonders.
Zwei Jahre lang – von 1943 bis 1945 – versteckte sich die jüdische Familie Spiegel auf mehreren Bauernhöfen in der Region: bei Aschoffs in Herbern, auf dem Hof Pentrup in Südkirchen, bei Sickmann in Werne, bei der Familie Silkenbömer in Nordkirchen und schließlich auf dem Hof der Familie Südfeld in Südkirchen. Und dank der Hilfe der pragmatisch mutigen Bauern aus dem Münsterland überlebten alle drei Familienmitglieder als eine der wenigen jüdischen Familien die Zeit des Dritten Reiches in Deutschland.
Ein kleines Stückchen Heldentum - so hat Hubert Kersting vom Nordkirchener Heimatverein das Handeln der Bauern mal genannt. Und ich finde, er hat recht. Deshalb ist es richtig und wichtig, dass der Verein den Rettern von damals jetzt ein Denkmal setzt. Eine Erinnerung an ihren Mut. Und - das ist vielleicht noch wichtiger - eine Mahnung an uns, einzutreten gegen Unrecht. Zivilcourage zu beweisen. Und nie wieder solche Verbrechen wie die der Nazis zuzulassen.
Ich mag Geschichten. Lieber als die historischen und fiktionalen sind mir dabei noch die aktuellen und echten. Deshalb bin ich seit 2009 im Lokaljournalismus zu Hause.
