Trotz Lockerung: Touristen meiden die Hotels in Selm
Abwärtssog
Hotels dürfen seit Montag, 18. Mai, in NRW wieder Touristen empfangen. In Selm wird es jedoch noch eine Weile dauern, bis die Branche wieder ins Laufen kommt.

Bis der Normalbetrieb in das an Hotel einkehren kann, dauert es noch. © an Hotel
Touristen in Selm: Fehlanzeige. Obwohl seit Montag, 18. Mai, Touristen in Hotels wieder erlaubt sind, hält das Coronavirus die Menschen weiterhin von Übernachtungen außerhalb der eigenen vier Wände ab. Das bestätigen die Hotels in Selm.
Das an Hotel an der Kreisstraße in Selm
Das an Hotel an der Kreisstraße kämpft nach Angaben der Inhaberin Kaira Eistel um jeden einzelnen Besucher. Obwohl das 3-Sterne Hotel bis zu der Corona-Krise eigentlich immer recht gut besetzt gewesen sei: „Wir waren viele Wochenenden ausgebucht“, sagt die 38-Jährige.
Von großen Veranstaltungen in der Umgebung habe sie stark profitiert. Aktuell würden jedoch nur etwa drei Monteure in der Woche den Weg in das Hotel suchen - ohne Frühstück. Bislang bringe ihr die Erlaubnis, Touristen aufzunehmen, recht wenig. Eine Familie würde Ende des Monats kommen, um jemanden in Selm zu besuchen und Ende Juli habe die erste Fahrradtruppe seit der Corona-Krise sich angemeldet, so Eistel.
Doch das reiche lange nicht, um wieder Gewinn machen zu können. „Die Leute haben zu viel Angst vor dem Virus“, sagt sie. Erst wenn wieder mehr Kunden kommen würden, könne die Inhaberin ihre Mitarbeiter aus der Kurzarbeit holen. Denn sie müsse momentan jeden Cent sparen. Bislang habe sie die Einnahmen immer wieder in das über 40 Jahre alte Hotel investiert. Unter anderem sei eine neue Heizung eingebaut, das Badezimmer saniert und einige Fußböden erneuert worden.
In vier der 20 Hotelzimmer müsse der Boden noch erneuert werden. Eigentlich wäre die Zwangspause vom Normalbetrieb eine gute Möglichkeit gewesen, auch die letzten Böden zu ersetzen – jedoch fehle laut Eistel dafür das Geld. Der Umsatz befinde sich in einem Abwärtssog – bei etwa 70 Prozent weniger als vor der Krise. Erst einmal müsse die Inhaberin um die Existenz des Hotels kämpfen.
Die Hoteleinnahmen reichen nicht mehr aus, um die Betriebskosten decken zu können. Deshalb bietet die Inhaberin einen neuen Service an: das Cocktailtaxi. In Selm werden seit Anfang Mai Kunden mit Cocktails to go beliefert. Zusätzlich gibt es einen Abholschalter für Gerichte aus dem Restaurant. Laut der Inhaberin laufe die Geschäftsidee bislang sehr gut. „Das Cocktailtaxi ist mein letzter Rückhalt“, sagt die 38-Jährige.
Hotel Zum Alten Feld
Auch das Hotel Zum Alten Feld hat mit starken Umsatzverlusten zu kämpfen. Trotzdem würden die vielen Stornierungen die Existenz des Hotels bisher noch nicht bedrohen, so die Inhaberin Astrid Vogt. Über die Jahre habe sie genügend Rücklagen gebildet, um durch eine Krise zu kommen. Jedoch musste auch sie ihre Mitarbeiter vorübergehend in Kurzarbeit schicken. Denn bei den wenigen Gästen fehle die Arbeit.
Die meiste Zeit blieben die neun Hotelzimmer zurzeit leer. Von Touristen sei noch keine Spur – nur von Monteuren. Dabei habe das Hotel laut der 51-Jährigen genügend Platz, um die Hygienemaßnahmen unter anderem beim Frühstück einhalten zu können.