
Fenja und Maria Rotert können sich ein Leben ohne Muck nicht mehr vorstellen. © Darline Hubig
Traum vom eigenen Hund: Große Verantwortung, viel Zeit und hohe Kosten
Tierwohl
Ein eigener Hund: Das ist der Traum vieler Menschen. Doch den großen Arbeits- und Kostenaufwand, einen Hund in eine Familie zu integrieren, haben viele zunächst nicht vor Augen.
Man schließt die Tür auf und ein aufgeregter Vierbeiner läuft einem freudig entgegen. Täglich eine Runde Gassi gehen, knuddeln und das Gefühl haben, gebraucht zu werden. Vom typischen, süßen „Hundeblick“ ganz zu schweigen. Das ist die gängigste Vorstellung des Lebens mit einem Hund. Über die tatsächliche Verantwortung und die Kosten, die mit einem Hund entstehen, scheinen sich viele keine Gedanken zu machen. Seitdem die meisten Menschen nach Corona wieder zurück in die Unternehmen gekehrt sind und Reisen wieder nahezu uneingeschränkt möglich sind, wurden viele Tiere wieder zurück in Tierheime gegeben. Die Verantwortung und der Zeitaufwand schienen plötzlich doch zu groß.
Auch Familie Rotert hat sich während des ersten Corona-Lockdowns ihren Hund Muck zugelegt. Der Verantwortung waren sie sich aber von Anfang an bewusst, denn sie haben gut 20 Jahre Erfahrung mit Hunden. Muck war bereits drei Jahre alt und kam aus Rumänien, als er im Mai 2020 Teil der Familie wurde. Beim ersten Besuch im Tierheim sei Muck Maria Rotert direkt ins Auge gesprungen. Er habe sich von niemandem vorher anfassen lassen und sei generell sehr ängstlich gewesen. Bei ihr sei dies anders gewesen. Zwei weitere Besuche standen im Tierheim noch an, bei welchen sich Muck und die Familie, bestehend aus vier Personen, aneinander gewöhnen sollten. Eine besondere Situation bleibt der Familie bis heute in Erinnerung, wie Maria Rotert erzählt: „Wir saßen auf einer Bank und haben Muck zunächst nicht beachtet, um zu schauen, was er macht und wie er auf uns reagiert. Von sich aus hat er mich dann am Arm angestupst und ihn angeleckt, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Ab diesem Moment war klar: ihn geben wir nicht mehr her.“
„Immerhin hat er auf die Badematte gemacht“
Die Integration von Muck in das Familienleben hat viel Zeit gekostet, wie Fenja und Maria Rotert berichten. „In den ersten drei Nächten habe ich im Wohnzimmer übernachtet, um da zu sein, falls der Hund raus muss oder sonstige Probleme auftreten. Man weiß ja vorher nicht, ob der Hund stubenrein ist“, erzählt Maria Rotert. Und dies war auch gut so, denn in der ersten Nacht hat Muck vor lauter Aufregung ins Haus uriniert. Maria Rotert sah das gelassen: „Immerhin hat er auf die Badematte gemacht.“
Es habe lange gedauert, ehe Muck bei Spaziergängen seine Geschäfte erledigt hat. Autos und Fahrräder kannte er nicht und sei diesbezüglich schnell nervös geworden. Der Garten wurde extra eingezäunt, zudem wurde Muck hier in den ersten Wochen an der Leine geführt. „Das war die sicherste Variante. Wir wussten nicht, wie er sich verhält, wenn er in Panik gerät“, erzählt Fenja Rotert. Dies sei ein großer Zeitaufwand gewesen. Allerdings habe sich Muck schnell an alles gewöhnt und ein großes Vertrauen aufgebaut. „Da haben wir viel Glück gehabt.“
Wohlergehen des Tieres sollte größer, als der eigene Wunsch sein
Man sollte sich vorher ausreichend Gedanken machen, ob die benötigte Zeit und auch das Geld für ein Tier da ist, wie Tierärztin Dr. Barbara Janssen, von der Kleintierpraxis am Wasserturm, erklärt. „Wir geben zusätzlich den Rat, sich über die Rassen ein Bild zu machen um zu entscheiden, welcher Rasse man wirklich gerecht werden kann. Menschen, die weniger aktiv sind, sollten sich zum Beispiel keinen Border Collie zulegen.“ Auch beim Thema Geld hat Barbara Janssen eine klare Meinung: „Streng genommen ist ein Hund ein Luxusgut. Wir machen immer wieder darauf aufmerksam, dass ein Tier mit teils sehr hohen Kosten verbunden ist. Wer sich zum Beispiel keine spontane Behandlung für ein paar Hundert Euro leisten kann, falls der Hund krank wird, sollte sich wirklich keinen zulegen.“ Hier solle ganz klar das Wohlergehen des Tieres, vor dem Wunsch nach einem eigenen Hund, stehen.

Dr. Barbara Janssen würde sich wünschen, dass mehr Menschen sich beraten lassen, bevor sie sich einen Hund zulegen. © Kleintierpraxis
Auch auf Familie Rotert sind einige Kosten zugekommen, wie Maria Rotert berichtet. Im Tierheim fällt eine Schutzgebühr von ungefähr 350 Euro für den Hund an. Des Weiteren die Ausrüstung, darunter eine Hundeleine, Halsband, Hundebett, eine Transportbox und ein Geschirr. „Da ist man schnell mehrere Hundert Euro los – in unserem Fall waren das gut 300 Euro.“ Auch die laufenden Kosten gilt es zu beachten: allem voran Futter und Leckerlies. Familie Rotert bestellt einen 15-Kilo-Sack Futter, mit dem sie gut drei Monate auskommt. Pro Sack bezahlen sie 45 Euro, also 180 Euro im Jahr.
Was viele vergessen: die Hundesteuer und die Haftpflichtversicherung. An Steuern fallen für die Roterts noch einmal gut 120 Euro im Jahr an, die Versicherung kostet um die 60 Euro pro Jahr. „Zudem bin ich noch insgesamt 15 Stunden in die Hundeschule mit Muck gegangen. Jeder Hund hat einen eigenen Charakter, ich finde da sollte man sich immer professionelle Hilfe für den Umgang und das Training in den ersten Wochen suchen“, sagt Maria Rotert. Der Hundetrainer habe gut 15 Euro pro Stunde gekostet.
„Überlegt euch, ob ein Hund wirklich ins Leben passt!“
Ein Hund kostet Zeit und Geld. Und eine Menge Verantwortung – schon beim Thema Urlaub angefangen. Die Familie fährt grundsätzlich mit dem Auto dorthin, wo der Hund mitkommen kann. Vorzugsweise in eine Ferienwohnung an den Gardasee. Mit dem Flugzeug in den Urlaub zu fliegen würde für Maria Rotert niemals in Frage kommen. Der Stress sei für den Hund einfach zu groß. „Bitte überlegt es euch gut, ob ein Hund wirklich in euer Leben passt!“, appelliert Fenja Rotert.