
Lautes Feuerwerk bedeutet für viele Tiere Stress. Es gibt Verhaltensregeln, die bei der Angst helfen können. © picture alliance/dpa
Kritik an Feuerwerk in Selm: „Habe hier einen total verängstigten Hund“
Haustiere
Gleich zwei Feuerwerke gab es am Samstagabend (20.8.) in Selm. Während sich manche darüber freuen, gibt es gerade von Haustierbesitzern Kritik – auch gegenüber der Stadt Selm.
Mit jedem Jahreswechsel gibt es meist auch den großen Knall: Feuerwerk gehört für viele Menschen noch immer zu Silvester dazu. Aber auch zu anderen Anlässen erfreuen sich die bunten und lauten Spektakel großer Beliebtheit – jedoch nicht bei allen, wie eine aktuelle Diskussion in Selm zeigt.
„Ganz tolle Sache mit dem Silvesterfeuerwerk! Unsere Kinder und der Hund bedanken sich weinend beziehungsweise total verängstigt“, lautete vor wenigen Tagen ein aufgeregter Kommentar in einer Selmer Facebook-Gruppe. Mitten im August. Auslöser waren gleich zwei Feuerwerke, nicht weit voneinander entfernt.
Sowohl am „Lumberjack´s“ an der Kreisstraße als auch am Bürgerhaus stiegen am späten Samstagabend (20.8.) Raketen in die Luft. Anlass der nächtlichen Feuerwerke waren laut Stadtverwaltung zwei Hochzeiten. „Herzlichen Glückwunsch an die Brautpaare. Meine Tochter stand ganz gespannt am Fenster“, schreibt eine Facebook-Nutzerin. Auch andere Selmerinnen und Selmer zeigten sich verständnisvoll und gratulierten den frisch Vermählten.
Fenster schließen und normal verhalten
Doch auch die Kritik an den von der Ordnungsbehörde genehmigten Aktionen kam nicht zu kurz. „Wie kann es sein, dass die Stadtverwaltung eine Genehmigung für ein Feuerwerk bei aktuellen Witterungsverhältnissen ausstellt? Es werden immer wieder Raketen gezündet. Davon landete hier gerade auch schon eine noch nicht komplett abgebrannt auf dem Dach der Ludgerikirche“, berichtete ein Selmer. Ein anderer Kommentar: „Komisch, dass man nicht ohne Knallerei heiraten kann. Ich hab hier einen total verängstigten Hund.“
Das ist häufig ein Problem, denn: „Trainieren kann man das nicht wirklich“, sagt Barbara Janssen von der Kleintierpraxis am Wasserturm. Zwar gäbe es unter anderem CDs mit Geräuschen, die die Tiere an die für sie unheimlichen Geräusche gewöhnen sollen. Die Tierärztin setzt allerdings eher auf Verhaltensregeln, die sich bei einem plötzlichen Feuerwerk schnell umsetzen lassen: „Man schließt alle Fenster und Türen, macht die Jalousien runter, den Fernseher laut und verhält sich normal.“ Mit einem ruhigen Auftreten werde der Hund dann auch nicht in seiner Angst bestärkt.
Negative Erlebnisse mit lauten Geräuschen
Auch können beruhigende Futtermittel helfen, das Tier gut durch die Knallerei zu bekommen – bei plötzlich auftretenden Feuerwerken wohl eher keine Option. Dabei haben die Hunde laut Barbara Janssen am Anfang ihres Lebens grundsätzlich eher weniger Probleme mit Feuerwerk. Oft hätten die Tiere dann aber negative Erlebnisse mit lauten Geräuschen, wenn zum Beispiel plötzlich ein Böller neben ihnen explodiert. „Die Angst wird dann von Silvester zu Silvester schlimmer“, weiß Janssen.
Vorteil beim Jahreswechsel: „Maßnahmen sind zu Silvester besser planbar“, so Janssen. Feuerwerke zu anderen Anlässen können aber auch ein Vorteil sein: „Es ist ein Unterschied, ob ein Feuerwerk nach 15 Minuten zu Ende ist oder ob alle zwei, drei Stunden geböllert wird“ – so wie es am letzten Tag des Jahres zum Schrecken der Tiere vorkommen kann.
Bei im Vorfeld bekannten Feuerwerken rät die Tierärztin: nicht mit dem Hund vor die Tür gehen und schon gar nicht von der Leine lassen. Katzen als Freigänger sollten ins Haus geholt werden, um Unfälle im Straßenverkehr zu vermeiden.
Trotz aller Emotionalität beim Thema Feuerwerk verlieren die Selmerinnen und Selmer offenbar trotzdem nicht ihren Humor. Ein Kommentator scherzt bei Facebook wegen der Debatte in Anspielung an eine US-Sitcom: „Bei aller Aufregung sollten wir aber nicht vergessen, dass Al Bundy 1966 vier Touchdowns in einem Spiel gemacht hat und den Polk High School Panthers damit zur Stadtmeisterschaft verholfen hat!“
1989 im Ruhrgebiet geboren, dort aufgewachsen und immer wieder dahin zurückgekehrt. Studierte TV- und Radiojournalismus und ist seit 2019 in den Redaktionen von Lensing Media unterwegs.
